Kapitel 45

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Dracos Sicht

Der nächste Morgen startete weniger erfreulich.

Madame Pomfrey erwischte Granger und mich in einer verfänglichen Situation: Wir lagen eng ineinander verschlungen auf dem Bett.

Ich war noch nie so schnell wach gewesen wie in dem Moment.

Die alte Dame tadelte uns über Zärtlichkeiten im Krankenflügel. Dabei sprach sie zwar in normaler Lautstärke, allerdings war die Enttäuschung nicht zu überhören.

„Sie beide wissen doch, dass für Zärtlichkeiten hier kein Platz ist. Miss Granger, Sie sollten doch auf Mister Malfoy Acht geben. Haben Sie das die ganze Nacht etwa mit geschlossenen Augen getan?"

Dabei ließ sie ihren Koffer mit Medizin unbehutsam auf den Boden knallen. Salazar sei Dank befand sich außer mir momentan niemand im Krankenflügel.

Sie war zornig auf uns. Eine steile Falte bildete sich zwischen ihren grauen Augenbrauen. Allerdings wäre sie nicht Madame Pomfrey, wenn sie ausfallend oder laut geworden wäre.

Granger saß nun mit zitternden Fingern neben mir. Die Streberin war Standpauken wohl nicht gewohnt.

Beinahe tat sie mir leid.

Andererseits hatte Granger mir das eingebrockt. Was hatte ich mir nur dabei gedacht mit ihr zu kuscheln?

Sex war eine Sache, aber Kuscheln?! Es musste am Einfluss der Medikamente gelegen haben. Auch jetzt merkte ich noch, dass ich stark benommen war.

Das war wohl auch der Grund dafür, dass mein Kopf nur leicht pochte.

Madame Pomfrey holte laut Luft und band sich ihre grauen Haare enger zusammen.

Danach sprach sie wesentlich weniger wütend weiter:

„Miss Granger, das habe ich von Ihnen nicht erwartet. Ich habe darauf vertraut, dass Sie Mister Malfoy die ganze Nacht über beobachten und mich, wenn nötig informieren. Die Gefahr einer Hirnblutung ist noch nicht vorbei, das wissen Sie. Verlassen Sie bitte den Krankenflügel. Ich möchte Sie in Mr. Malfoys Nähe nicht sehen. Er muss sofort untersucht werden."

„E-es tut mir so leid. Es wird nicht noch einmal vorkommen. Ich...", setzte Granger mit zittriger Stimme an.

„Ich möchte Ihnen keine Punkte abziehen, Miss Granger. Wenn Sie den Krankenflügel aber nicht gleich verlassen, dann werde ich es tun." Ihr strenger Tonfall ließ keine Widerrede zu.

Granger drückte noch kurz meine Hand. Ihre glasigen Augen stimmten mich selbst traurig.

Danach stürmte die Streberin schnell aus dem Krankenflügel.

„Ich weiß, dass es Ihre Schuld ist, Mister Malfoy. Sie haben Miss Granger verführt."

Beinahe prustete ich los.

„Deshalb lassen Sie uns die Untersuchung so schnell wie möglich hinter uns bringen. Muss ich befürchten, dass Sie auch über Miss Parkinson herfallen? Die junge Dame wollte Sie heute Nachmittag nach dem Unterricht besuchen kommen."

Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Zog sie mich etwa auf?

„Nein, Madame", erwiderte ich schnell.

„Gut", sie lächelte immer noch, während sie meinen Verband erneuerte.

Danach untersuchte sie mich mithilfe von Magie. Die nötigen Zaubersprüche hatte ich noch nie gehört.

Sie erklärte mir, dass sie meinen Kopf nach Verletzungen damit absuchte und damit auch ermitteln konnte, welche Bereiche des Gehirns noch ein Risiko darstellten.

Heimliches BegehrenWhere stories live. Discover now