Kapitel 51

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Dracos Sicht

Mürrisch stocherte ich in meiner Suppe herum. Fast jeder in Slytherin hatte meine schlechte Laune bereits mitbekommen.

Granger ging mir aus dem Weg. Seit ihrem „Mir reichts" hatten wir nicht mehr gesprochen. Auch meine Briefe und Nachrichten im Büchlein ignorierte die Gryffindor.

Noch nie hatte ich dieses Gefühl verspürt. Dieses Gefühl der inneren Leere, Traurigkeit und Motivationslosigkeit.

Langsam musste ich es wohl einsehen, dass unsere Beziehung vorbei war. Wegen Greengrass. Wegen einer Frau, die ich nicht heiraten wollte. Wegen den Pflichten, die mir aufgrund meiner Familie auferlegt wurden. Mir gar keine Wahl gelassen wurde.

Ich dachte, Granger wäre das klar gewesen. Jetzt hatte ich sie verloren. Ich hatte meine Kleine verloren.

Ich hatte meine Kleine verloren, um meinen Pflichten als Malfoy nachkommen zu können. Doch was bedeutete es noch ein Malfoy zu sein ohne sie?

Wütend ließ ich den Löffel fallen und schob die Suppe beiseite. Hunger hatte ich sowieso nicht.

Ich wollte Granger wieder haben. Wollte sie aufziehen und in meine Arme schließen können. Wollte ihre weichen Lippen küssen und mit ihr stundenlang über die Welt diskutieren.

Ich seufzte. Egal wie sehr ich sie mir zurückwünschte, ich konnte meine Familie nicht im Stich lassen. Als Malfoy musste ich die Linie fortsetzen und dem Namen Ruhm und Ansehen verleihen. Das war mir schon von klein auf eingetrichtert worden.

Blaise rempelte mich an und erhielt so meine Aufmerksamkeit zurück. Er und Pansy versuchten mit ihrem Geschwafel über Quidditch meine Laune zu steigern, erzielten jedoch das Gegenteil.

„Haltet einfach den Mund!", platzte mir der Kragen.

Meine Freunde musterten mich erstaunt. Nur selten hatte ich solche Gefühlsausbrüche. Sie wussten, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

„Was ist los, Draco?", fragte Pansy sanft.

„Wenn ihr mich bitte entschuldigt, ich muss trainieren", mit diesen Worten stand ich vom Tisch auf und machte mich auf den Weg zum Quidditch-Platz. Davor machte ich noch einen Stopp bei der Umkleide.

Ich brauchte mehr denn je das Gefühl der Freiheit und den Adrenalinkick, wenn ich mich in die Tiefe stürzte.

Mit einem Fingerschnippen flog mein Besen aus dem Spind zu mir. Das vertraue Holz in meinen Händen beruhigte mich.

Danach ging ich durch die engen Gänge zum Platz. Die Sonne ließ das noch feuchte Gras glitzern. Auch die Ringe schienen heute förmlich zu leuchten. Meine miese Laune besserte sich etwas bei dem schönen Anblick.

Ich warf den Umhang auf den Boden und stieß mich vom Boden ab.

Die Luft peitschte mir ins Gesicht als ich in die Höhe stieg. Wie von selbst musste ich lächeln.

Als ich wie ein Verrückter in der Luft herumwirbelte stellte ich mir vor, wie ich dem Schnatz hinterherjagte und die Slytherins mich von der Tribüne anfeuerten. Wie die anderen einen nach dem anderen in den farbigen Ringen versenkten und unserem Haus fröhlich Punkte schenkten.

Ich wusste nicht, wie lange ich sorglos Kunststücke auf meinem Besen machte. Auf jeden Fall lange genug, dass es allmählich dunkel wurde und meine Finger schmerzen von dem Festklammern am Besen.

Als ich wieder landete fühlte ich mich wirklich gut. Heute war ich so schnell wie selten unterwegs gewesen.

Leider hielt meine gute Laune nicht lange. Sobald ich in meinem Bett lag wanderten meine Gedanken wieder zu Granger.

In dem Moment sehnte ich mich danach mich an ihren warmen Körper zu kuscheln.

Vielleicht kam sie ja doch noch zu mir zurück. Vielleicht konnte sie meine Pflichten verstehen, redete ich mir ein um Schlaf finden zu können.

Natürlich kam es nicht so.

Die Tage vergingen und wurden zu Wochen. Zaubertränke mit Granger war das Allerschlimmste. Wir sprachen nur, wenn es notwendig war und Granger sah mich kein einziges Mal an. Sie hatte ihre Lippen immer fest aufeinandergepresst. Einmal hätte sie fast geweint als ich sie davor bewahrte sich zu schneiden. Am liebsten hätte ich sie umarmt, doch sie stieß mich weg.

An dem Tag wurde mir bewusst, was ich ihr angetan hatte.

Meine Laune verschlechterte sich zunehmends. Blaise und Pansy wurden neugieriger. Wollten wissen, was los war. Doch ich schwieg. Ich fand kaum noch Motivation aufzustehen.

Wenn ich Granger sah, wurden meine Augen immer glasig. Sie litt genauso wie ich. Ihre Augen waren rot und auch sie schwiff im Unterricht ab.

Das musste aufhören. Ich wollte sie zurück. Ich wollte sie wieder glücklich sehen.

Ihre honigbraunen Augen sollten wieder vor Freunde strahlen. Mit diesen Gedanken fasste ich mir einen Entschluss.

Ich würde sie ansprechen. Ich würde mit ihr nach einer Lösung suchen.

Doch als ich ihr nach dem Unterricht folgte verließ mich mein Mut. Sie stand neben dem Wiesel.

Die beiden unterhielten sich recht angeregt vor der Bibliothek. Granger lächelte. Sie lächelte, sodass ihre Augen hell strahlten.

Ich musste schlucken. Fühlte mich ganz leer und verloren.

Hatte ich mich nur getäuscht? Litt sie gar nicht so unter der Trennung wie ich?

Doch was war mit ihrem Tränenausbruch in Zaubertränke als ich sie davor bewahrte sich zu schneiden?

Hatte ich mir das nur eingebildet?

Ich ging am besten und zog mich zurück.

~

Na, wie meint ihr geht es weiter? 😊

Heimliches BegehrenWhere stories live. Discover now