Kapitel 41

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Dracos Sicht

Mein Kopf pochte vor Schmerzen.

Ich fühlte mich als hätte mich ein Riese überrannt.

Meine Glieder fühlten sich abgesehen von meinem Kopf schlapp an. Ein beißender Geruch nach Medikamenten und Desinfektion hing in der Luft.

War ich etwa im Krankenflügel?

Es kostete mich einiges an Kraft meine Augen aufzuschlagen. Was ich sah bestätigte meine Vermutung: hohe Decken, langgestreckter Saal, unzählige Betten.

Der Krankenflügel war mir aufgrund von Quidditch nur zu bekannt.

Wie war ich nur hier gelandet? Mein Kopf war ganz leer und benommen. Und ich hatte schrecklichen Durst.

Ich bewegte meine müden Glieder und drehte mich auf die andere Seite. Da fiel mir auf, dass etwas um um meinen Daumen geschnallt war.

Das Kabel führte direkt zu einem Monitor. Madam Pomfrey prüfte anscheinend gerade meine Werte.

Bei Salazar! Das war nicht Madam Pomfrey!

Dunkles, wirres Haar, zierliche Figur,  Gryffindor-Schuluniform...

In dem Moment drehte sich die Person um.

Ich fiel beinahe vom Bett vor Schreck. Was machte Granger denn hier? Wo war Madam Pomfrey?

„Granger?", murmelte ich verwirrt.

Mein Hals kratzte, so trocken war er.

„Du bist wach!", schrie sie erfreut.

Im nächsten Moment lag Granger auf mir und drückte mir die Seele aus dem Leib. Sie roch gut, dachte ich benebelt, nach Büchern und einem süßen Parfüm, und genoß die Umarmung.

Leider hielt sie nicht lange an. Granger löste sich wieder von mir und sah mich besorgt an. Ihre Augen waren rot umrändert, als ob sie geweint hätte.

Was war denn mit ihr los? In welchem Paralleluniversum war ich gelandet, dass Granger neben meinem Krankenbett lag und sich um mich sorgte?

Und wie war ich in das Krankenbett gekommen? Was war denn...?

Da fiel es mir auf einen Schlag ein.

Der Hippogreif. Das blöde, arrogante Flügeltier.

Das Tier, das mich mit seinen Hufen im Gesicht erwischt hatte.

Granger.

Granger, die mich verspottet hatte.

Granger, die mich dazu getrieben hatte, die Herausforderung anzunehmen.

Granger, die dafür verantwortlich war, dass ich den Blickkontakt zu dem arroganten Vieh verloren hatte und verletzt wurde.

Granger, die gerade auf scheinheilig machte und auf meinem Krankenbett saß!

Was bei Salazar wollte diese Gryffindorhexe von mir? Warum war sie hier?

Erfreute sie sich etwa über mein Leid? Wenn ja, warum hatte sie dann geweint? Etwa, weil sie Sorgen um ihren Ruf hatte, da sie für meine Schmerzen verantwortlich war? Weil sie verantwortlich dafür war, dass dieses Vieh erlaubt wurde? War sie deshalb hier um sicherzugehen, dass es mir und damit ihrer Karriere gut ging?

„Draco, es tut mir so leid. Bitte glaube mir, ich wollte nie, dass du verletzt wirst. Wie geht es dir? Sind die Schmerzen noch sehr stark? Madam Pomfrey hat mir einen Trank für dich gegeben..", brabbelte die Streberin nervös.

Beinahe hätte ich ihr das Schauspiel abgekauft. Sie machte ihre Sache sehr überzeugend:

Ihre Augen waren noch glasig von den vielen Tränen, die sie anscheinend vergossen hatte. Klar, Granger war nichts wichtiger als ihre Karriere.

Ihre Finger zitterten etwas als sie nach dem kleinen Fläschchen mit dem Zaubertrank griff.

Wirklich überzeugend.

Allerdings nicht überzeugend genug, dass ich mir von ihr den Zaubertrank einflößen ließ.

Mich drehte es etwas als ich mich aufrappelte. Ich entriss ihr nicht gerade sanft das Fläschchen und würgte die ekelerregende Flüssigkeit hinunter.

Augenblicklich fühlte sich mein Hals besser an. Der Schwindel hingegen nahm zu. Ich merkte, wie Granger vor meinen Augen unscharf wurde.

Ich bekam Panik. Mir wurde unglaublich schlecht und mich drehte es stark. So stark, dass ich nicht mehr wusste, wo rechts und links war.

Hilfe, ich brauchte Hilfe.

„Hilfe! Madam Pomfrey!", schrie ich so laut ich konnte.

„Draco, beruhige dich. Bitte! Dir geht es gut. Du bist hier gut aufgehoben. Der Trank verursacht den Schwindel. Dir geht es ansonsten gut. Ich passe auf dich auf. Bitte glaub mir und beruhige dich!", bettelte Granger mich an.

Nein, diese Gryffindorhexe sollte verschwinden!

„Lass mich in Frieden, Granger!"

Als sie ihre Arme um mich legen wollte schlug ich wild um mich.

„Draco, bitte! Welchen Grund hätte ich dir wehzutun? Bitte lass mich dir helfen. Warum bin ich denn die ganze Nacht bei dir geblieben? Wenn ich dir schaden hätte wollen, wärst du jetzt nicht aufgewacht. Madam Pomfrey muss gerade Besorgungen machen, deshalb passe ich auf dich auf."

Ich hatte keine Kraft mehr mich zu wehren. Der Schwindel war zu stark.

Deshalb hatte ich keine andere Wahl als ihre Umarmung zuzulassen.

Ich gab es zwar nicht gern zu, aber ihr vertrauter Geruch und ihre weichen Haare beruhigen mich etwas. Unbewusst lehnte ich mich an sie. Der Schwindel ließ etwas nach.

Granger hatte Recht. Sie hätte mir längst etwas antun können. Vielleicht hatte sie das mit dem Hippogreifen wirklich nicht gewollt. Warum sonst war sie noch hier?

Granger zog die Decke über uns beide, sodass mir angenehm warm wurde. Mir war gar nicht aufgefallen, dass es mich gefroren hatte.

Sanft streichelte sie meinen Bauch, sodass sich auch die Übelkeit besserte. Dankbar kuschelte ich mich noch näher an sie.

Die Müdigkeit nahm überhand. Später würde ich weiter über Granger nachdenken. Jetzt wollte ich nur noch schlafen.

„Es ist also wahr!", schrie jemand so laut, dass ich furchtbar erschrak. Granger neben mir zuckte zusammen.

„Du hast eine Affäre mit Malfoy!" Die Stimme war mir bekannt. Zu bekannt.

Wie, bei Salazar hatte ich es verdient, dass auch das Wiesel mir einen Besuch abstattete?

~

Frohen Nikolaus, meine Lieben! 😊

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Wie ihr schon bemerkt habt schaffe ich es nicht immer am Freitag zu posten, aber im Verlauf des Wochenendes könnt ihr immer jede Woche mit einem neuen Kapitel rechnen 😊😉

Heimliches BegehrenWhere stories live. Discover now