Kapitel 63

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Hermines Sicht

Wie lange noch?, fragte ich mich. Wie lange noch bis Dracos Leid ein Ende nahm? Wie lange noch bis seine Eltern ihm mal eine Eule zukommen ließen?

Draco war bereits Ende letzter Woche aus dem Krankenflügel entlassen worden. Jetzt war schon wieder Freitag oder anders gesagt: Endlich war Freitag. Dennoch hatte sich an seiner Magie nichts zum Postiven gewandt.

Ich war kurz davor zum Anwesen der Malfoys zu apparieren und ihnen meine Meinung zu geigen. Was mich abhielt? Richtig, Draco wäre damit nicht geholfen. Was sollte ich schon gegen die Malfoys ausrichten?

Es zermürbte ihn. Magie auszuüben war für ihn wie Luft einzuatmen. War Teil seiner Existenz.

Schon beim Frühstück sah er die Butter nur an und normalerweise flog sie in seine Hand. Nun musste er jemanden bitten ihm die Butter zu reichen. Für seinen Stolz schwer verkraftbar.

Ich saß zwar nicht mit ihm am Tisch, aber ich bekam es schon mit, wie die Slytherins ihn damit aufzogen. Nein, natürlich nicht Parkinson und Zabini. Schlimmer. Der Jahrgang unter ihm nutzte es schamlos aus ihn zu blamieren.

Und wer durfte sich das dann anhören? Richtig. Mich traf es. Wenn wir nach dem Frühstück den gleichen Kurs belegt hatten - jeden Tag - erfreute ich mich an seiner guten Laune und den aufschlussreichen Schimpfwörtern.

Nach dem Mittagessen hatte ich zum Glück andere Kurse belegt. Ansonsten hätte ich vermutlich meine Kurse gewechselt. Das war ja nicht zum Aushalten mit diesen hinterlistigen, kleinen Slytherinbiestern!

Abgesehen davon litt unsere Beziehung wenig unter Dracos Magieverlust. Er versuchte so gut wie möglich es nicht an mir auszulassen. Stattdessen fluchte er kurz, wenn ihm etwas nicht auf Anhieb gelingen wollte und danach war es gut. Das rechnete ich ihm hoch an.

Für ihn war dieser Zustand unerträglich. Ich sah es in seinen Augen. Viel länger und er würde explodieren.

Mir tat es weh ihn so zu sehen. Deshalb tat ich mein Bestes um ihn aufzuheitern.

Letzte Woche hatte ich einen Schokobrunnen ausgeliehen und mit ihm draußen vor dem See ein Schokofondue gemacht.

Am Wochenende waren wir in einer Therme baden. Draco hatte ich in dem Glauben gelassen, Mitglied zu sein und deshalb nichts zahlen zu müssen.

Es war nämlich eine Muggeltherme gewesen, bei der man mit Karte zahlen konnte. Zum Glück kannte Draco dieses Konzept nicht.

Da wir unseren Abschluss freiwillig nachholten, kümmerte es die Professoren auch nicht, was wir am Wochenende taten. Ungewohnt, aber zu meinem Vorteil aktuell.

Und ja, er war freiwillig in eine Muggeltherme gegangen. Ich musste ihm dafür zwar einen Striptease versprechen, aber schlussendlich hatte es ihm dort gut gefallen - auch wenn er es verneinte.

Unter Menschen zu sein, die mal nicht zauberten, hatte ihm gut getan. Selbst wenn er sie normal nicht ausstehen konnte.

Es war schön gewesen mit ihm im Wasser zu kuscheln und den ein oder anderen Cocktail zu schlürfen.

Selbstverständlich durfte ich niemanden davon erzählen, dass er in einer Muggeltherme war. Das blieb unser Geheimnis.

In der Umkleide wären wir beinahe von einem Bediensteten ermahnt worden, weil wir zu laut rumgemacht hatten. Ups. Was konnte ich denn dafür, dass Draco so gut in einer Badehose aussah?

Zurück zum Thema. Gerade wartete ich in der Eulerei auf meine Post: eine signierte Ausgabe von Dracos Lieblingsroman. Fragt nicht, wie lange ich betteln musste und wie viele Verläge ich angeschrieben hatte. Hauptsache ich hatte es.

Es flog bestimmt schon die zehnte Eule an mir vorbei als ich sie endlich sah: eine graue Eule, die einen dicken Umschlag in ihren Klauen trug.

Das musste es sein!

Ungeduldig trat ich näher an das Fenster heran.

Na komm, liebe Eule, mach schneller!

Die graue Eule schlug so kräftig mit den Flügeln, dass meine Haare zurückwehten. Ihre hellen gelben Augen beobachteten mich misstrauisch als ich gierig nach dem Umschlag griff.

Stimmt, hätte ich fast vergessen. Mit einem Seufzen gab ich ihr das Leckerli.

Sie krächzte erfreut und legte den Umschlag ab. Ohne zu Zögern riss ich ihn auf. Tatsächlich! Das Buch! Ich schlug es auf.

Perfekt! Auf der ersten Innenseite direkt unter dem Titel konnte ich die Handschrift des Autors erkennen.

Selbstzufrieden machte ich mich auf den Weg zu Draco. Bestimmt war er wieder in der Bibliothek und lernte. Wie jeden Abend.

Ich war so aufgeregt, dass ich die Treppenstufen und vielen Gänge nur so entlang flitzte. Beinahe hätte ich eines der hohen Regale mitgenommen als ich total verschwitzt in der Bibliothek ankam.

Puh, gleich geschafft. Voller Vorfreude suchten meine Augen den riesigen Raum nach Draco ab.

Da hinten im Eck saß er an dem kleinen runden Tisch!

Sein blondes Haar hing ihm in die Stirn, so tief hatte er sich hinuntergebeugt zu seinem Wälzer. Neben ihm lagen Dutzend Seiten voller Notizen. Schrieb er einen Aufsatz?

Neugierig zog ich eines der Seiten zu mir. Seine Handschrift war für einen Mann sehr ordentlich, weshalb ich die Worte leicht entziffern konnte:

Gedächtnis? Wiederherstellung durch Lavendelblüten und...?

„Granger, Liebes", fuhr Draco erschrocken hoch und legte die Feder beiseite.

„Was liest du denn da?"

~

Na, wie meint ihr wird Mine auf Dracos Nachforschungen reagieren? 😊

Ich werde zukünftig alle 2 Wochen updaten. Früher schaffe ich es leider nicht, tut mir leid. Ich möchte mich nicht jedes Mal verspäten und euch enttäuschen müssen 🙈

Heimliches BegehrenWhere stories live. Discover now