Kapitel 61

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Hermines Sicht

Es geschah ganz plötzlich beim Abendessen. Gerade schwärmte ich noch vor meinen Freunden von Draco und dem gestrigen Abend, da hörte ich ihn.

Dracos Schrei. Er schrie dermaßen laut, dass die ganze Große Halle verstummte.

Es dauerte viel zu lange bis meine erschrockenen Beine mich zu ihm trugen. Ich kämpfte mich an den unzähligen Bänken zu den Slytherins hinüber.

Sah voller Angst zu, wie er mit schmerzverzerrten Gesicht in die Knie ging. Ich hatte schreckliche Angst.

Was konnte nur solch starken Schmerz verursachen? War Draco etwa krank?

Er hielt sich gerade noch so auf den Knien. Als ich ihn endlich erreichte bemerkte ich, dass Draco ganz feucht war. Seine Stirn glänzte und die blonden Strähnen kleben ihm im Gesicht.

"Was ist los? Draco? Wie kann ich helfen?", ich stütze ihn, indem ich meine Arme um ihn legte.

Untersuchte seinen Körper nach Wunden oder angespannten, verkrampften Stellen. Doch da war nichts.

Ich war total blank. Hatte keine Ahnung, was ihm fehlte.

Parkinson, die neben ihm gesessen hatte, starrte uns nur mit offenem Mund an. Zabini hingegen war aufgesprungen und tastete Draco ebenfalls ab.

Dabei zog er ihm den Malfoy-Ring vom Finger und fluchte leise.

„Was ist los? Zabini? Was fehlt ihm?", fragte ich besorgt, ja panisch nach.

Draco begann in meinen Armen wie wild zu zittern.

Da sah ich Ginny aus dem Augenwinkel, wie sie mit Harry und Luna zu uns gerannt kam.  Sie keuchte erschrocken auf als sie Draco genauer sehen konnte.

„Was ist denn?"

Verzweifelt sah ich mich um. Warum sagte denn niemand etwas?

„Beiseite", hörte ich die Stimme von Professor McGonagall.

Zum Glück, sie würde ihm helfen können.

Keine Sekunde später hatte sie sich durch die Schaulustigen zu uns gekämpft.

„Zabini, geben Sie mir den Ring und seinen Zauberstab."

Beides drehte sie zwischen ihren Fingern hin und her.

„Professor?", fragte ich ungeduldig.

Dracos Zittern nahm an Intensität ab, trotzdem war sein Blick unklar vom Fieber.

„Ich habe es befürchtet. Der junge Mr. Malfoy wurde enterbt."

Enterbt? Das war er doch bereits?

Ginny, Zabini und Parkinson sahen aus als hätte sie gerade sein Todesurteil verkündet. Was war daran denn so schlimm? Die Angst um ihn schnürte mir die Luft ab.

Ruhig holte die Professorin aus: "Das bedeutet, dass ihm ein Großteil seiner magischen Kräfte entzogen wurden. Seine Magie ist mit ihm verbunden, deshalb das Fieber und der körperliche Schock. Mr.Malfoy braucht jetzt Ruhe. Ich bringe ihn in den Krankenflügel. Mrs. Granger, Mr. Zabini, Sie kommen mit. Der Rest muss warten."

Aus ihren langen Ärmeln zog sie ihren Zauberstab und hob Draco mit ihrer Magie vom Boden. Wie auf einer unsichtbaren Wolke schwebte er vor uns - immer noch zitternd - Richtung Krankenflügel. Wir hinterher. Nach einer gefühlten Ewigkeit bogen wir um die letzte Ecke.

Madame Pomfrey reagierte blitzschnell. Sie griff nach einem neuen, weißen Lacken und deutete auf ein Bett direkt neben einem der hohen Fenster.

„Magieentzug, Minerva?", fragte sie und tunkte das Lacken in einen ihrer schon vorbereiteten Zaubertränke.

Dem Geruch nach zu urteilen ein Trank, der Dracos Körper beruhigen würde.

„Du hast Recht", bedrückt ließ die Schulleitern Draco auf das schmale, weiße Bett herab.

„Oh je. Gut, dass du ihn gleich hergebracht hast", die etwas ältere Dame legte das Lacken über Draco und eilte danach Richtung Vorratskammer.

Ich trat mit den anderen beiseite, um ihr bloß nicht im Weg umzugehen. Dabei ließ ich Draco keine Sekunde aus den Augen.

Wenige Minuten und mindestens fünf Tränken später hatte Dracos Zittern aufgehört und er atmete auch wieder ruhig.

„Das Schlimmste ist getan", die Heilerin nickte stolz und legte ihren Kittel ab, "Er wird einige Tage brauchen, Minerva."

„Natürlich. Er ist freigestellt. Sie beide bleiben nicht zu lange. Die Nachtruhe gilt für alle", mit einem letzten, mitleidigen Blick machte die Schulleiterin kehrt. Ihre Absätze klackerten auf dem gefliesten Boden.

„Wird er zaubern können?", Zabini wandte sich an Madame Pomfrey.

„Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Höchstwahrscheinlich nicht. Mit der Enterbung haben seine Eltern ihm die Magie entrissen."

„Ich verstehe nicht. Wie können seine Eltern ihm seine Magie rauben?", ich war verwirrt.

„Mrs. Granger, bei alten Zaubererfamilien verbindet ein Erbe seine Magie mit der Familie, das heißt mit den Gegenständen, die der Familie gehören. Das geschieht von selbst und ist vollkommen natürlich. In dem Fall hat der junge Mr. Malfoy seine Magie mit dem Ring und mit der Malfoy-Villa verbunden. Wird er enterbt, wird seine verbundene Magie zerstört. Sie fließt nicht in seinen Körper zurück, sondern stirbt ab. Dadurch hat er seine meiste Magie verloren."

Das klang grauenvoll.

„Um es ganz deutlich zu machen: Draco ist wahrscheinlich ein Squib", meinte Zabini barsch.

Wenn Draco nicht mehr zaubern konnte, würde er dann überhaupt noch leben wollen? Seine Magie bedeutete ihm alles.

Wut kochte in mir. Wut auf seine Eltern. Wie konnten sie ihm das nur antun?

~

Na, wie meint ihr geht es weiter? Habt ihr damit gerechnet? 😇

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