Kapitel 59

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Dracos Sicht

Granger hatte Tränen in den Augen als sie die Worte hörte. Selbst ich war überrascht, dass ich den Mumm gehabt hatte ihr meine Liebe zu gestehen.

„Draco..."

Nein, ich wollte gar nicht wissen, dass sie die Worte noch nicht erwidern konnte. Sanft, aber bestimmt legte ich ihr einen Finger auf die Lippen.

„Schon gut. Ich weiß, dass mein heißer Körper dir schlichtweg den Atem raubt. Das brauchst du nicht laut auszusprechen", scherzte ich und schloss sie instinktiv in meine Arme.

Mit einem kleinen, erleichterten Lachen drückte sie mich zurück.

Die nächsten Stunden verbrachten wir eng aneinandergeschmiegt mit Blick auf die Sterne und Türme Hogwarts. Ab und zu flog eilig eine Eule in der Dunkelheit vorbei.

Angeregt diskutierten wir über die magischen Gesetze, Hogwarts, Abschlussprüfungen und auch Weihnachten. Manch einer wundert sich vielleicht, wie die Themen zusammenpassten.

Genau konnte ich es nicht erklären, wir kamen von Einem ins Andere. Und es war schön wieder mit Jemandem zu reden, der dermaßen offen, enthusiastisch und intelligent war. Das hatte ich wahrlich vermisst.

Grangers Eigenschaft, stets ihre Meinung zu vertreten und das mit einer Leidenschaft und einem Hintergrundwissen, brachten mich wieder und wieder zum Staunen.

Ja, das war meine Freundin.

Beim Thema Weihnachten musste ich zu meinem Verdruss feststellen, dass Granger niedergeschlagen war. Und sie erzählte mir etwas, dass mich schlicht umhaute.

„Ich habe meinen Eltern die Erinnerungen genommen. Die Erinnerungen von mir. Alle. Weihnachten wird dieses Jahr also ausfallen", sie vergrub ihren Kopf an meiner Schulter. Tröstend strich ich über ihren Rücken und drückte ihre Hand in meiner noch fester.

„Warum?", ich konnte ihr nicht ganz folgen.

„Um sie zu beschützen. Ich wollte nicht, dass sie meinetwegen in Gefahr sind. Du weißt schon.. Bevor wir ihm besiegt haben", nuschelte sie.

Wir: Potter, das Wiesel und sie.

Ich, der auf der falschen Seite stand. Ich war unter anderem für das Leid und den Tod Hunderter, wenn nicht gar Tausender verantwortlich.

Crabbe, der im Dämonsfeuer umkam... Den ich nicht hatte retten können.

Severus, den ich in seiner Arbeit nur behindert hatte. Der mir helfen wollte. Wo war ich gewesen, als er von Nagini umgebracht wurde?

Dumbledore, den Severus für mich getötet hatte. Warum war ich nur so ein Feigling? Warum hatte ich mich nicht schon früher gegen meinen Vater gerichtet? Vielleicht hätte Dumbledore dann nicht sterben müssen...

Den Weasleyzwilling, ein Freund von Granger, der von dem Werwolf getötet wurde.. Meine Schuld.

Und, und, und... So viele. Und jetzt auch noch Grangers Eltern, denen sie wegen Leuten wie mir die Erinnerungen an sich geraubt hatte. Wie furchtbar.

„Gibt es eine Möglichkeit, das wieder rückgängig zu machen?", fragte ich vorsichtig nach.

„Nicht, dass ich wüsste. Ich habe schon sämtliche Heiler in St. Mungus konsultiert", sie wischte sich über die Wangen.

Oh nein, meine Kleine weinte. Mein Magen krümmte sich vor Schuldgefühlen.

„Keiner hatte einen Ansatz? Nichts?", das konnte doch nicht sein.

„Nein, mein Obliviate war anscheinend zu gut. Ich habe keine Lücke offen gelassen."

Ihre Begabung strafte sie nun. Und warum das Ganze? Aus Liebe zu ihren Eltern, die sie beschützen wollte.

Auch in meinen Augen sammelten sich Tränen.

„Draco?", sie sah zu mir auf, „Es ist nicht deine Schuld, hörst du? Bitte sei nicht traurig meinetwegen." Nun war Granger es, die über meinen Rücken streichelte.

„Ich bin Schuld daran", murmelte ich verlegen.

„Quatsch. Du hast nur eine Rolle verkörpert, wie wir alle. Eine Rolle, die du dir nicht ausgesucht hast", ihr liebevoller Ton war unerträglich für mich.

„Wenn ich..."

„Nichts da. Du hättest nichts tun können. Wir haben nur gewonnen, da es das Schicksal so wollte. Außerdem hatten wir sehr viel Hilfe und Glück. Du hingegen wärst allein gewesen. Wie hättest du denn eine andere Seite wählen können, wenn ER bei dir daheim gewohnt hat? Du warst jung. Natürlich stellst du dich auch nicht gegen deine Eltern. Wer weiß, wenn meine Eltern auf SEINER Seite gewesen wären, hätte ich vermutlich auch für IHN gekämpft. Dich trifft keine Schuld, Draco", meinte sie ehrlich.

So ehrlich, dass ich ihr glaubte. Ihr glaubte, dass ich kein schlechter, feiger Mensch war. Ihre Worte halfen mir einen Teil der Schuldgefühle zu verbannen. Vielleicht nicht für immer, aber zumindest um für ein paar Tage nicht daran zu denken.

„Danke." Ich kuschelte mich wieder enger an sie.

„Nichts zu danken."

Den Rest des inzwischen sehr späten Abends genossen wir ohne Worte die Nähe des anderen.

Am nächsten Tag wachte ich dadurch auf, dass mich ihre Lockem kitzelten und ich niesen musste.

Granger fand das äußerst witzig.

Dann folgte der Schreck. Wir waren eingeschlafen.

„Wie spät ist es?", hektisch griff Granger nach ihrem Zauberstab.

Der Unterricht! Bitte Salazar, lass uns nicht zu spät sein!

„Wir haben noch zehn Minuten!", panisch sammelte Granger ihre Sachen ein.

Das wurde zeitlich sehr eng, aber machbar. So schnell ich konnte packte ich die Picknickdecke und die Schüsseln zusammen. Mit einem Wisch meines Zauberstabs katapultierte ich sie anachließend wieder zurück in die Küche. Die Hauselfen warteten bestimmt schon darauf.

„Okay, ich habs", mit wirren Harr stand Granger in ihrer Uniform und der Schultasche vor mir.

„Nein", behutsam strich ich ihre weichen Haare glatt, „Jetzt haben wir es."

„Danke", ihre honigbraunen Augen leuchteten vor Freude.

„Komm", ich hielt ihr meine Hand hin, „Außer die brave Granger traut sich nicht."

„Pah", sie griff nach meiner Hand und riss die Tür auf.

Hand in Hand eilten wir zum Unterricht.

Nicht mehr alleine, wie vorher. Es war schön gemeinsam mit ihr die Treppen hinunterzustolpern.

~

Na, sind die beiden nicht zuckersüß? 🥺❤ Wie werden die anderen Schüler wohl auf das Paar reagieren? 😵 Und wie fandet ihr das Gespräch über Weihnachten und Dracos Schuldgefühle?

Freu mich auf eure Meinung!

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