Kapitel 27

2.4K 154 74
                                    

Hermines Sicht

„Ich weiß es nicht", log ich und starrte verzweifelt auf den Mistelzweig. Der Mistelzweig, der nicht mehr zu wachsen und mich zu verspotten schien.

Malfoy nahm erstaunlich sanft mein Kinn in die Hand und zwang mich ihn anzusehen. „Wie kannst du das nicht wissen? Du bist Hermine Granger, du weißt doch sonst auch alles!"

„I-ich bin mir nicht sicher. Ich g-glaube, ich habe es auch schon einmal gelesen", stotterte ich.

Malfoy seufzte tief. „Granger, du bist eine schlechte Lügnerin."

Verdammt. Zu meinem Leidwesen liefen meine Wangen auch noch knallrot an.

„O-okay, ich habe darüber gelesen. Der Mistelzweig hält einen solange fest, bis man sich die ... Liebe zueinander eingesteht", murmelte ich schnell und wich seinem Blick aus.

„Na wenn das alles ist", lachte Malfoy erleichtert, „Oh holde, klugscheißerische Granger, meine Liebe zu dir ist so tief, ich kann mich kaum zurückhalten dir nahe zu sein."

Ich entschied mich sein spottendes Spiel mitzuspielen: „Liebes, himmlerisches Frettchen, alleine dein Anblick lässt mein Herz höher schlagen. Meine Liebe zu dir kennt keine Grenzen."

Hoffnungsvoll drückte ich gegen die unsichtbare Wand. Bei Merlins pinker Unterhose, sie war noch da?!

„Ähm Granger, das hat offensichtlich nicht geklappt", sprach Malfoy meine Befürchtungen laut aus.

Was sollte ich nur tun? Ich konnte ihn schlecht küssen! Er würde vielleicht alles herausfinden!

„Ich habe keine große Lust darauf, stundenlang deine Gesellschaft zu ertragen", er zog die Nase kraus, „Deshalb werde ich es kurz und hoffentlich schmerzlos machen. Halt einfach still."

Wie bitte?! Entsetzt beobachtete ich, wie er fest seine Augen zusammenkniff und mit gespitzten Lippen auf mich zukam. Aufgrund der Wand blieb mir kaum Möglichkeit zurückzuweichen.

Seine weichen Lippen berührten die meinen. Ich hielt angespannt die Luft an und ignorierte die Schmetterlinge in meinen Bauch. Bloß nicht bewegen, bloß nicht bewegen!, befahl ich mir.

So schnell seine Lippen auf den meinen waren, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Nervös beobachtete ich seinen Gesichtsausdruck: Nachdenklich hatte er seine Brauen zusammengezogen.

Ach herrje, das konnte nichts Gutes bedeuten, oder? Doch es war keinerlei Schock zu sehen oder Entsetzen. War das ein gutes Zeichen?

Während ich ihn noch beobachtete, drückte ich neben mich und... Bei Merlins Bart, die blöde Wand war immer noch da!

„Malfoy... Die Wand ist noch hier. Ich glaube, der Kuss hat nicht gezählt", murmelte ich.

„Ich soll dich nochmal küssen? Vielleicht genießt du das ja, Granger, aber ich fand das schon mehr als ekelhaft!", angewidert zog er die Nase kraus.

Ich ließ mir die Enttäuschung nicht anmerken. Ganz bestimmt würde ich vor ihm nicht weinen. Die Blöße gab ich ihm nicht.

„Dann wirst du wohl länger meine Gesellschaft genießen dürfen", ich machte es mir auf dem Boden gemütlich und zog ein Buch aus meiner Tasche.

„Fein, ein Professor wird uns bald finden und die verantwortliche Person auftreiben, sodass wir zurück in unsere Betten können", meinte er selbstsicher und setzte sich so weit weg wie es die Wand erlaubte.

Die Zeit verging quälend langsam. Es war bestimmt bereits Nachtruhe. Mein Hintern schmerzte von dem langen Sitzen.

Schließlich war es Malfoy, der die Stille brach.

„Weißt du was, Granger, ich möchte dich nicht länger ertragen müssen", Malfoy rutschte zu mir herüber.

Was?! Ehe ich begriff, küsste er mich. Erst waren es nur kurze, etwas unsichere Küsse, die mein Herz schneller schlagen ließen. Als die Wand jedoch nach wie vor nicht wich, saugte er sanft an meiner Unterlippe.

Ich unterdrückte ein Stöhnen. Wie hatte ich das vermisst. Meine Bedenken von vorhin waren wie verblasst. Jetzt zählte nur eins: Ihn küssen.

Er ließ meine Unterlippe los, um stattdessen wieder süße Küsse auf ihr zu verteilen. Nein, ich wollte mehr!

Sanft fuhr ich mit meiner Zunge über seine Unterlippe. Ich wusste, wie sehr Malfoy das liebte. Keine Sekunde später, lieferten unsere Zungen sich einen wilden Tango. Wie von selbst fanden meine Hände den Weg in seine Haare, was ihn ebenfalls zum Stöhnen brachte.

Ich wusste nicht, wann und wie, aber auf einmal saß ich auf seinem Schoß und küsste ihn als gäbe es kein Morgen mehr. Die Wand war vergessen.

Sein Stöhnen und seine Hände auf meinen Hüften trieben mich in den Wahnsinn. Ich konnte nicht genug von seinen geschickten Lippen bekommen. Jedes Mal, wenn seine Zunge die meine berührte, kribbelte mein ganzer Körper.

Plötzlich waren seine Lippen verschwunden und ich landete unsanft auf dem Boden. Etwas desorientiert öffnete ich die Augen und blickte in verwirrtes, geschocktes Silber.

Da kam es mir: Ich hatte Malfoy wie gewohnt geküsst. Ich hatte all seine Schwachstellen, wie z.B. das Ziehen an den Haaren, ausgenutzt, um ihn zum Stöhnen zu bringen. Die Schwachstellen, die ich gar nicht wissen dürfte.

Der Blick in seinen Augen verriet, dass er eins und eins zusammengezählt hatte. Er wusste, dass ich die falsche Pansy war. Ehe ich etwas sagen konnte, war er aufgestanden und eiligen Schrittes davongeeilt.

Na super, er würde es seinem ganzen Slytherinfanclub erzählen. Ich war geliefert.

~

Ach herrje, wie meint ihr geht es weiter? Was wird Draco tun? 😳

Heimliches BegehrenWhere stories live. Discover now