Kapitel 39

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Dracos Sicht

Die Rache ließ auch nicht lange auf sich warten.

In „Pflege Magischer Geschöpfe" erwartete mich eine ernüchternde Überraschung. Das Hufgetrampel und Flügelschlagen hätten mich noch vor den Worten des inkompetenten Halbriesens warnen sollen.

„Vorsicht, zurückbleiben", warnte er uns. Sein dicker Bauch wackelte etwas als er uns zurückscheuchte.

Da sah ich es auch: Das überdimensionale Flügeltier, das einen Greif und ein Pferd in sich vereinte. Das arrogante Tier, dessen Fell im Sonnenlicht weiß-silber erstrahlte und mich um mindestens fünf Köpfe überragte.

Das arrogante Tier, das mich im dritten Schuljahr schwer am Arm verletzt hatte.

Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Ich konnte diese überdimensionalen Flügeltiere partout nicht ausstehen.

Jedoch gönnte ich Granger diese Genugtuung nicht. Sie steckte bestimmt dahinter. Deshalb blieb ich nonchalant als es gefährlich nah vor mir herumtrabte.

„Die liebe Hermine meinte es wäre gut, wenn wir nochmal über Hippogreife reden. Im dritten Schuljahr hatten wir kaum Zeit dazu",  der inkompetente Halbriese grinste stolz.

Ich hatte also Recht. Die Streberin hatte für mich dieses Alptraumtier organisiert.

„Sagt Hallo zu Lydia", so hieß das Tier also.

Der Halbriese konnte sich vor Freude kaum halten. Er klatschte aufgeregt in die Hände. Sein wilder Bart verdeckte sein ganzes moppeliges Kinn. Und seine Klamotten hatten sich auch nicht gebessert. Allesamt braun, modrig und um es kurzzufassen abstoßend.

Salazar sei Dank hatten wir diesen Idioten nur einmal die Woche.

Ich spürte wie Granger mich in Hoffnung auf eine Reaktion meinerseits beobachtete.

Es kostete mich meine gesamte Selbstbeherrschung nicht von der Stelle zu weichen als das hässliche Flügeltier mich mit seinen Blicken fixierte.

Warum ausgerechnet ich? Wieso starrst du nicht jemand anderen aus der Klasse an? Wie wäre es mit einem feigen Huffllepuff? Oder freunde dich doch mit unserem Wunderjungen an, aber weiche von mir. Bitte!, flehte ich innerlich.

Ich war so in meiner Angst gefangen, dass ich gar nicht bemerkte wie Blaise neben mir anfing zu lachen.

Erst als der Halbriese seine Wurstfinger auf meine Schulter legte, riss es mich aus meiner Angststarre.

„Malfoy, würdest du uns die Ehre erweisen? Er scheint dich zu mögen. Sehr schön. Hermine meinte auch, du wolltest dein Glück nochmal versuchen.."

Bitte was? Oh Granger, das wirst du bereuen! Das Grinsen wird dir bald vergehen.

„Du erinnerst dich? Blickkontakt halten, abwarten und dann nach seiner Verbeugung tief verbeugen. Nicht wieder beleidigen. Hippogreife sind stolze Geschöpfe", wies der Halbriese mich an und lächelte dabei mit seinen gelben Zähnen.

Er genoss diesen Moment mich zu erniedrigen. Nicht mit mir!

Ich warf Granger, die sich kichernd mit unserem Wunderjungen unterhielt, einen erhabenen Blick zu.

Danach trat ich vorsichtig und mit Knien aus Wackelpudding näher an das überdimensionale Flügeltier heran.

Dieses Mal würde ich es richtig machen und nicht spotten. Glaubt mir, das hatte mich der Schmerz gelehrt. Wochenlang hatte ich Probleme mit meinem Arm.

Das konnte ich nicht zulassen. Granger gewann diesen Kampf nicht. Und Quidditch würde ich nicht riskieren. Besonders nicht, wenn ich dabei den Wunderjungen schlagen konnte.

Nein, dieses Mal würde ich dieses arrogante, blöd glotzen Vieh zum Verbeugen kriegen.

Ich machte noch mehr Schritte auf den Hippogreifen zu.

Dessen dunkle Augen verfolgten jeden Tritt meinerseits.

„Warte kurz bis er sich verbeugt", wies mich  der Halbriese an.

Jetzt kam der entscheidende Moment. Ich hielt ganz still.

Und tatsächlich: Das arrogante Tier senkte den Kopf.

Schnell tat ich es ihm gleich und ignorierte die spottenden Blicke auf mir.

„Sehr schön, sehr schön", die Freude des stinkenden Halbriesen war nicht zu überhören, „Geh ruhig näher heran und streichle ihn."

Streicheln?!

„Weiter so, Draco!", feuerten mich Blaise und Pansy an.

Ich konnte jetzt keinen Rückzieher machen. Mein Stolz zwang mich noch näher heranzutreten. Ich musste schon den Kopf in den Nacken legen um den Blickkontakt zu halten.

Ein böser Fehler.

Unruhig schabte es mit den Hufen als ich auf einen Ast trat.

Oh nein! Meine Hände begannen vor Furcht zu zittern, weshalb ich sie zu Fäusten ballte.

Salazar, hol mich hier raus!

Ich unterdrückte den aufkommenden Fluchtreflex.

Vielleicht aus nur aus dem Grund, dass ich Granger aus den Augenwinkeln siegessicher lächeln sah.

Da geschah es.

Ich löste den Blickkontakt um Miss Perfekt böse anzufunkeln.

„Nein, Draco! Zurück!", brüllte der Halbriese laut.

Zu spät.

Gerade als ich meinen Kopf wieder zu dem überdimensionalen Flügeltier herumdrehte, pirschte es schon mit wildem Hufgetrampel und wehenden Flügeln auf mich zu.

Ich hatte nicht einmal Zeit um zurückzuweichen und meinen Zauberstab zu greifen, da traf mich eines der schweren Hufe am Kopf.

Die Wucht zwang mich auf die Knie.

Der Schlag war dermaßen fest, dass ich zuerst keinen Schmerz verspürte.

Jedoch rauschten meine Ohren laut und ich verlor komplett die Orientierung. Alles begann sich zu drehen.

Mein Blick wurde unscharf.

Plötzlich setzte auch der Schmerz ein. Mein Kopf pochte als würde der Halbriese selbst darauf herumtrampeln.

Der Schmerz raubte mir den Atem.

Mehr und mehr schwarze Punkte sammelten sich vor meinen Augen.

Ich sah nur noch wie der Halbriese sich beschützend vor mich stellte und das arrogante Vieh verscheuchte, dann siegte die Dunkelheit.

~

Armer Draco 😥
Wie meint ihr geht es weiter? Kann Hermine das wieder gutmachen oder liegen die beiden nun für immer im Streit?

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