Kapitel 10

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Hermines Sicht

Die Stunden mit Malfoy zogen sich wie Kaugummi. Ich konnte es kaum erwarten das Buch aufzuschlagen. Ich musste wissen, was er gemeint hatte. Hoffentlich bestätigte sich meine Befürchtung nicht, dass Pansy ihn angesprochen hatte.

„Granger, meinst du, mir fällt nicht auf, dass du gedanklich abwesend bist?", sprach Malfoy mich direkt darauf an, „Ich habe normal kein Problem damit, Zaubertränke alleine zu brauen, aber heute habe ich es etwas eilig. Von einer Streberin wie dir etwas Unterstützung zu erhalten ist doch nicht zu viel verlangt?"

Auch wenn mir sein gehässiger Unterton nicht gefiel, hatte er Recht. Ich verdrängte meine Gedanken und konzentrierte mich darauf, den Trank der lebenden Toten zu brauen.

Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich etwas von Malfoy lernen. Er zeigte mir auf, was mit dem Rühren gegen den Uhrzeigersinn gemeint war. Ich rührte zu schnell. Außerdem hatte er nach einigen Übungsstunden herausgefunden, dass man auch einmal gegen den Uhrzeigersinn rühren sollte.

Mit dem Putzen der zahlreichen Gläser waren wir erstaunlich schnell fertig. Malfoy konnte wirklich gut mit seinem Zauberstab umgehen. Beinahe in synchroner Geschwindigkeit schafften wir es die Gläser zu reinigen.

Professor Slughorn kam erst als wir mit dem letzten Glas fertig waren. Zufrieden nickte er diese ab. Den durchsichtigen Trank musterte er etwas kritischer. „Nichts auszusetzen. Gute Arbeit", lobte er uns, „Sie können gehen."

Endlich, seufzte ich innerlich auf und beeilte mich so schnell wie möglich in mein Zimmer zu gelangen. Als ich endlich das Buch in der Hand hatte, empfand ich Angst davor es zu öffnen. Was, wenn er nichts geschrieben hatte?

Hermine, reiß dich zusammen. Schau erst einmal nach, bevor du dir Sorgen machst, ermunterte ich mich und schlug das Buch auf.

Slytherin.

Oh, danke, dachte ich mir erleichtert. Ohne Zeit zu verlieren flüsterte ich das Codewort.

Pansy, ich erwarte dich heute um 10 Uhr im Raum der Wünsche. Du bestimmst, wie wir die Zeit verbringen. Wenn du nur reden willst, ist das in Ordnung.

Malfoy. Um 10 Uhr. Malfoy. In weniger als einer halben Stunde. Malfoy, dessen Lippen sich perfekt auf den meinen angefühlt hatten. Malfoy, der ein Kribbeln und Verlangen in mir ausgelöst hatte, das ich noch nie empfunden hatte.

Nein, ich hatte ich mir geschworen seine Texte zu ignorieren. Ich wollte lediglich ausschließen, dass Pansy ihn persönlich angesprochen hatte, log ich.

Entschlossen zückte ich eines meiner Bücher zur Hand. Dennoch ließ mir Malfoy keine Ruhe.

Was, wenn ich herausfinden konnte, weshalb Malfoy mich um den Verstand brachte? Was, wenn ich dadurch auch das Kribbeln bei Ron und mir auslösen konnte? War das nicht einen Versuch wert?

Ich liebte Ron mehr als alles andere. Und es lief doch perfekt zwischen uns, nur eben im Bett nicht. Vielleicht konnte ich so unsere Beziehung retten.

Ehe ich nochmal darüber nachdenken konnte, hatte ich schon die Feder gezückt und ihm geantwortet:

Ich werde da sein unter einer Bedingung: Der Raum muss dunkel sein.

Trotz der Bedingung passte ich mein Gesicht und meine Haare bestmöglich an Pansys Aussehen mittels Verwandlung an. Alles andere war zu fortgeschrittene Magie für mich. Unter gar keinen Umständen wollte ich, dass Malfoy mich erkannte.

Wer wusste, ob der Raum tatsächlich dunkel war wie letztes Mal. Er könnte auch jederzeit Licht aus seinem Zauberstab sprießen lassen.

Doch was, wenn er bemerkte, dass mein Körper nicht der von Pansy war? Quatsch, das hatte er letztens auch nicht bemerkt. Welche andere Möglichkeit blieb mir denn? Vielsafttrank?

Ich hatte noch ein kleines Fläschchen für Notfälle da. War das ein Notfall? Ja, Hermine, dein erstes Mal mit Ron wird nie funktionieren, wenn du deinen Verstand dabei nicht ausschalten kannst. Denk nur an seinen enttäuschten Gesichtsausdruck von vorhin und den Schmerz in seinen blauen Augen. Also ist es ein Notfall, überzeugte ich mich. Ich musste wissen, wie das Kribbeln entfacht wurde und das schnell.

Doch woher sollte ich Pansys Haarsträhne bekommen? Würde Accio funktionieren?

Wieso eigentlich nicht? Es war gut möglich, dass sie eine Haarsträhne heute auf den Gängen verloren hatte. Einen Versuch war es wert.

Und tatsächlich: Nach nur wenigen Sekunden flog eine Haarsträhne in meine Hand. Hoffentlich war es wirklich die Richtige, betete ich, ehe ich mich aus dem Gryffindorturm zu einer Mädchentoilette schlich.

Würgend schluckte ich den Vielsafttrank herunter. Die Verwandlung war mehr als unangenehm. Ich biss fest die Zähne zusammen, ehe ich vorsichtig die Augen aufschlug. Das leicht mollige Gesicht umrahmt von glattem schwarzen Haar sah mir mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen im Spiegel entgegen.

Na dann, Hermine, nichts wie los. Für Ron und dich, sprach ich mir Mut zu.

~

Soll ich das nächste Kapitel gleich hochladen? Hat euch Hermines Entscheidung gefallen? Dann drückt auf den Stern. 😊

Denkt ihr wirklich sie macht das für Ron? Oder redet sie sich das nur ein? 😏

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