Kapitel 18

2.4K 150 113
                                    

Hermines Sicht

Hätte ich Rons Wutanfälle nicht schon gekannt, wäre ich nun sicherlich eingeschüchtert und würde verängstigt den Namen ausplaudern.

Allerdings kannte ich ihn schon seit Jahren und wusste, was in einer solchen Situation zu tun war: Entschlossenheit zeigen. Mit etwas anderem kam man bei ihm nicht weiter. „Ron, wenn du mich nicht gehen lässt, muss ich meinen Zauberstab zücken."

Auf keinen Fall durfte er erfahren, dass ich ausgerechnet mit Malfoy geschlafen hatte. Ansonsten wusste es morgen die ganze Schule. Bei Merlins Bart, morgen würden alle über unsere Trennung tratschen. Die Gerüchteküche würde brodeln.

„Was ist denn aus der Wahrheit geworden?", Rons Fäuste lösten sich, stattdessen wedelte er nun aufgebracht mit den Händen herum. Wären wir nicht in dieser unglücklichen Lage, hätte ich gesagt er ähnelte einem verschreckten Huhn.

Zugegebenermaßen hatte er mit seinem Argument Recht. Wenn es jemand anderes gewesen wäre, hätte ich den Namen vielleicht verraten. Doch ihm Malfoy zu nennen kam nicht in Frage.

Pah, mir dann von den anderen anhören zu müssen, dass ich mich auf das Frettchen eingelassen hatte. Auf den Todesser! Ich konnte mir schon vorstellen, wie sie sich alle das Maul über mich zerreißen würden, entschuldigt vielmals meine Ausdrucksweise.

Ich hatte die Demütigung von den anderen Schülern bestimmt verdient, das hieß jedoch nicht, dass ich es ihnen erst möglich machte.

Ron bekam den Namen Malfoy nie zu hören, schwor ich mir. Ginny würde auch nichts verraten, darauf konnte ich mich verlassen.

„Ron, das macht es nur schwerer für dich, glaub mir. Du hast die Wahrheit erfahren, die notwendig war, um mit mir abzuschließen. Und jetzt werde ich gehen", meinte ich gespielt entschlossen, obwohl mein Gewissen diese unfaire Behandlung missbilligte.

Als Ron keine Anstalten machte beiseite zu treten, blieb mir keine andere Wahl. Dennoch verstärkten sich meine Magenkrämpfe bei dem Gedanken an meine nächsten Schritte.

Ich schluckte mein schlechtes Gewissen hinunter, zückte meinen Zauberstab und nahm all meinen Mut zusammen um ihm in die Augen zu sehen.

Die so schönen blauen Augen, die mich verzweifelt, verletzt und verständnislos ansahen. Die Augen, die mich anflehten nicht zu gehen.

Nein, Hermine, du musst das jetzt tun, so sehr es dich auch schmerzt. Ron hat etwas Besseres verdient.

Leise flüsterte ich den Zauberspruch, der Ron zur Seite riss, sodass ich an ihm vorbeihuschen konnte. Seinen empörten Aufschrei ignorierte ich.

So schnell wie möglich raste ich in mein Zimmer zurück. Dort angekommen konnte ich die Tränen nicht mehr aufhalten. Damit niemand mein Schluchzen hören konnte, flüsterte ich leise ein „Muffliato".

Danach schnappte ich mir mein Lieblingsbuch und drückte es fest an mich, ehe ich mich auf das Bett fallen ließ. Ich fühlte mich schrecklich. Obwohl ich mein eigenes Zimmer hatte, zog ich beschämt die roten Vorhänge von meinem Bett zu.

Wie lange ich dort mit dem Buch in den Armen zusammengekauert lag, konnte ich nicht sagen. Ich merkte nicht einmal, wie ich langsam einschlief.

...

Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, konnte ich mich nicht aufraffen. Ich weiß, normal war ich übermotiviert etwas lernen zu können, aber heute konnte ich nicht. Mir wurde mehr und mehr schmerzlich bewusst, was ich Ron mit meiner Tat angetan hatte.

Deshalb brauchte ich mich auch nicht wundern, dass eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn Ginny unangekündigt in mein Zimmer hereinschneite. „Mine, du musst aufstehen! Wie siehst du denn aus? Du bist doch kein Zombie! Husch, mach dich fertig!", scheuchte sie mich auf.

„Nein, ich kann nicht", murmelte ich und zog die Bettdecke über meinen Kopf.

„Mine, du bist kein kleines Kind. Wir haben heute Verwandlung, also steh schon auf!", Ginny band sich die roten Haare zusammen, ehe sie mit aller Kraft an der Decke zerrte.

„Nein, Ginny, es geht nicht, ich kann Ron nicht sehen."

Sie erwiderte nichts. Gab sie etwa auf? Nein, das wäre nicht Ginny. Sie heckte bestimmt etwas aus.

Keine Sekunde später wurde meine Vermutung bestätigt: „Na gut, dann schaue ich derweil in Malfoys Buch. Schwarz wie die Nacht."

Nein, ich wollte gar nicht wissen, ob Malfoy geschrieben hatte! Und selbst wenn, wollte ich auf keinen Fall, dass Ginny seine perverse Nachricht las!

Ich war noch nie so schnell aus dem Bett gesprungen. Verzweifelt griff ich nach dem Buch. Ginny tänzelte um mich herum, sodass ich ihr das Buch nicht entreißen konnte.

In gespielt tiefer Stimme las sie die Worte vor, während ich ihr nachjagte: „Pansy, ich verzehre mich bereits jetzt nach deinem heißen Körper. Heute war unglaublich. Erweist du mir morgen wieder die Ehre im Raum der Wünsche? Ich würde gerne etwas Neues wagen, sodass du mir nicht mehr entfliehen kannst. Ich..."

Endlich konnte ich ihr das Buch aus den Händen schnappen. Damit sie es mir nicht wieder klauen konnte, sperrte ich es in eine Schublade im Nachtkästchen.

Ginny fand das unwahrscheinlich amüsant. Unverhohlen kicherte sie. Als ich ihr den sei-sofort-still-Blick zuwarf, wackelte sie belustigt mit den Augenbrauen.

Ich hatte das Gefühl, Ginny hatte Gefallen an der Vorstellung von Malfoy und mir gefunden. Das passte mir gar nicht.

„Hermine, Hermine", meine beste Freundin kicherte erneut, „Malfoy weiß, wie man ein Mädchen einlullt. Gehst du hin?"

~

Na, was wird Hermine tun? 🤔

Und wie fandet ihr die Trennung zwischen Ron und Hermine?

Heimliches BegehrenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon