Kapitel 36

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Hermines Sicht

Meine Skepsis gegenüber Malfoy war verflogen. Der intensive Blick von ihm und seine Antwort hatten mich überzeugt, dass er keine falschen Absichten hegte.

Mein Herz klopfte immer noch laut in meiner Brust von seinem durchdringenden Blick. Wäre Madam Puddifoot nicht erschienen, hätte er mich vermutlich geküsst.

Sie hatte eine riesige Platte an bunt verzierten Keksen angerichtet. Ihr Duft ließ meinen Magen knurren. Auch der Himbeer-Tee, den sie uns in rosa Tassen serviert hatte, roch himmlisch.

Dennoch interessierte mich Malfoys Antwort brennend und ich unterdrückte das Bedürfnis nach einem Keks zu greifen.

„Was ist es denn, das du möchtest?", nahm ich meinen Mut zusammen und wiederholte meine Frage, ehe ich möglichst sexy versuchte von dem Keks abzubeißen.

Offensichtlich gelang es mir nicht, denn Malfoy fing laut an zu lachen. Dabei schienen seine grauen Augen regelrecht zu strahlen und vielmehr in ein flüssiges Silber überzugehen.

„Ich möchte auf jeden Fall nicht, dass du nochmal mit dieser Erotik vom Keks abbeißt", scherzte er und rückte sich sein perfekt sitzendes Hemd zurecht. War Malfoy etwa nervös?

„Pass auf, sonst werfe ich noch erotisch einen von den Keksen nach dir!" Ja, der Konter war lahm, ich gab es selbst zu.

Dennoch lächelte Malfoy kurz, ehe er sich räusperte: „Um ehrlich zu sein habe ich noch keine konkrete Vorstellung von dem, was ich möchte".

Enttäuschung machte sich in mir breit. Malfoy schien dies sofort zu merken, denn er fuhr schnell fort:

„Ich weiß aber, dass ich mich zu dir hingezogen fühle. Das ist auch der Grund für unser heutiges Rendez-Vous. Ich würde gerne erörtern, wohin uns diese Hingezogenheit führen könnte und dich kennenlernen."

Malfoy fühlte sich zu mir hingezogen? Hatte er das wirklich laut gesagt? Oder hatte ich mir das nur eingebildet?

Ganz von selbst machte sich ein riesiges Lächeln auf meinem Gesicht breit. Ich hätte vor Freude die ganze Welt umarmen können. Dieser heiße, umwerfende Kerl stand auf mich.

„Granger?", Malfoy klang beinahe ängstlich. Sichtlich angespannt zog er an seinen Hemdärmeln.

Wie gemein von mir ihn so lange auf eine Antwort warten zu lassen. „Das würde mir auch gefallen. Dann lass uns doch mal die Kekse erotisch durchprobieren."

Der Slytherin zog scharf die Luft ein. An dem Zucken seiner Mundwinkel merkte ich, dass er ein Lächeln unterdrückte.

Ach, er war wirklich süß, flüsterte eine Stimme in mir. Die andere Stimme hingegen motivierte mich dazu endlich nach einem zweiten Keks zu greifen.

„Du möchtest erotisch?", Malfoy zog gekonnt eine Augenbraue hoch. Das Funkeln in seinen Augen brachte meinen Körper zum Kribbeln. Was hatte er vor?

Ganz langsam fuhr der Slytherin mit seiner Zunge über den mit Zucker verzierten runden Keks. Dabei sah er mir zuerst eindringlich in die Augen und ließ seinen Blick dann tiefer zu meinen Lippen gleiten.

Ich schluckte. Wie gerne ich ihn jetzt geküsst hätte! Und ja, mir war klar, wie blöd sich das anhörte: Erotisch über einen Keks lecken? Aber ja, Malfoy konnte das und wie!

Ich musste daran zurückdenken, was seine geschickte Zunge schon alles mit mir angestellt hatte. Mir wurde heiß.

Um mir nichts anmerken zu lassen nahm ich einen Schluck Tee und fragte ihn nach seinem Lieblingsbuch.

So lief unser Date weiter: Malfoy neckte mich mit seinen erotischen Kekskünsten und führte währenddessen ein lockeres und gleichzeitig interessantes Gespräch mit mir über Literatur.

Ich war wirklich froh, dass ich auf Ginny gehört und auf dieses Date eingelassen hatte. Schon lange war ich nicht mehr so glücklich gewesen wie jetzt.

Die Zeit verging wie im Flug und ich kam gar nicht mehr von meiner Wolke herunter. Es wäre das perfekte Date gewesen, wenn wir bloß nicht das Thema gewechselt hätten. Wir sprachen gerade über unsere belegten Fächer dieses Jahr.

„Du hast was?!", hakte ich überrascht nach.

„Ich habe McGonagall überredet die Stundenpläne zu ändern."

„Dann ist es deine Schuld, dass ich zwischen zwei Fächern wählen musste, die ich beide belegen wollte! Die ich beide benötige für meine Ausbildung! Und dass nachdem wir uns unter dem Mistelzweig geküsst hatten? Wie konntest du nur?"

„Ich war wütend auf mich selbst. Keine Sorge, ich werde nochmal mit ihr reden", versuchte er mich zu beruhigen.

Nein, einfach nur nein! Das bewies, dass es Malfoy nach wie vor nur um ihn selbst ging. Und das würde wohl immer so bleiben, selbst wenn aus uns etwas werden würde. Ich würde mir meine Karriere nicht von ihm ruinieren lassen.

Wütend und zugleich traurig flüchtete ich aus dem Café. Um mir nichts anmerken zu lassen kuschelte ich mich enger in meinen Mantel.

„Granger!", Malfoy eilte mir hinterher.

Ich beschleunigte meine Schritte. Da hörte ich plötzlich Harry und Ron.

Entsetzt sah ich mich um: Die beiden liefen in unsere Richtung. Ron durfte uns nicht sehen! Er durfte nicht wissen, dass ich mit dem Slytherin geschlafen hatte!

Ich packte Malfoy am Arm und zerrte ihn in die winzige Gasse neben mir. Eine Gasse, die Harry und Ron niemals benutzen würden.

Mein Herz raste wie verrückt. Beinahe hätte Ron uns gesehen.

„Was soll...?", ich drückte dem verwirrten Malfoy die Hand auf den Mund.

Doch Malfoy zog sie weg. „Granger, du kannst nicht...", der Slytherin machte nicht gerade leise seiner Empörung Luft. Kein Wunder, er war verwirrt über mein wohl sehr seltsames Verhalten.

Wenn er nicht still war, würden sie uns aber erwischen!

Verzweiflung trieb mich. Mir fiel kein anderer Weg in dem Moment ein um ihn zum Schweigen zu bringen, weshalb ich mich auf die Zehenspitzen stellte und seine noch offenen Lippen küsste.

~

Wie hat euch das Date gefallen? Und wie wird dieser Kuss wohl enden? Wird daraus mehr oder ist Hermine zu wütend? 😌

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