Heimliches Begehren

Kapitel 55

Hermines Sicht

Wieder und wieder las ich die Überschrift:

Verlobung im Hause Malfoy aufgelöst - Draco Malfoy packt aus

Erst beim fünften Mal konnte ich die Bedeutung der Worte erfassen.

Malfoy hatte die Verlobung aufgelöst. Er war nicht mehr verlobt. Er war nicht mehr an die Greengrass gekettet.

Hieß das, eine Zukunft für uns beide war möglich?

Tränen stiegen in meine Augen, die ich schnell wegblinzelte, um weiterzulesen:

Richtig gehört. Nachmittags wurde ich zu den Malfoys bestellt, um die Neuigkeiten noch heute berichten zu können.

Malfoy war in der Studienzeit zuhause, schlussfolgerte ich.

Begrüßt wurde ich von einem grimmigen Mr. Malfoy Senior. Seine Knochen stachen leicht hervor - offenbar vom Aufenthalt in Askaban. Ihm war sichtlich unwohl, was man auch im Interview mit seinem Sohn bemerkte:

Rita: Nun Mr. Malfoy, wozu haben Sie mich herbestellt?

Mr. Malfoy Junior: Ich möchte den Skandal lieber selbst formulieren, bevor jemand es falsch berichtet.

Rita: Ein Skandal sagen Sie?

Mr. Malfoy Junior: Ich löse hiermit meine Verlobung zu Mrs. Greengrass auf. Die Dokumente liegen neben mir. Ich würde Sie bitten dies neutral zu bezeugen.

Mr. Malfoy Senior sah aus, als ob er am liebsten im Boden versinken würde. Auch Mrs. Malfoy trat zu uns - mit Tee und Kuchen, während ich die Dokument unterzeichnete.

Konnte ich mir schon denken, dass Lucius Malfoy das nicht passte. Zu gerne hätte ich das miterlebt.

Rita: Darf ich fragen warum? Was sagen Sie dazu, Mr. Malfoy?

Mr. Malfoy Senior wurde an der Stelle von seiner Frau unterbrochen, die Dracos Glück an erster Stelle platzierte.

Rita: Also unterstützen Sie die Entscheidung des jungen Mr. Malfoy?

Mr. Malfoy Senior wurde zunehmend angespannter. Wieder antwortete nur Mrs. Malfoy.

Mrs. Malfoy: In gewissen Maße, ja.

Rita: Er vertritt also nach wie vor den Namen Malfoy?

Es wurde unruhig. Draco und Mr. Malfoy Senior wechselten Blicke. Dabei merkte man, wie enttäuscht Mr. Malfoy Senior von seinem Sohn war.

Mr. Malfoy Senior: Nein.

Wir hielten alle den Atem an.

Rita: Dann enterben Sie ihn?

Nein! Das konnte dieser Tyrann doch nicht machen!

Mr. Malfoy Senior: Mir bleibt keine andere Wahl.

Dieser Mann war herzlos. Malfoy tat mir leid mit so einem Vater aufzuwachsen.

Eine sicherlich harte Entscheidung. Das Hause Malfoy hat keinen Erben mehr. Bedeutete das den Untergang der Malfoys?

Rita: Wie denken Sie ohne Erben das Haus Malfoy aufrechtzuerhalten?

Mr. Malfoy Senior: Vorübergehend werde ich das Haus führen - wie ich es auch jetzt tue.

Vorübergehend. Mr. Malfoy Senior zweifelte an der Dauerhaftigkeit von der Entscheidung seines Sohnes. Furchtbar, wie man sein Kind dermaßen unter Druck setzte!

Ausnahmsweise gab ich der Kimmkorn recht.

Rita: Wie geht es Ihnen damit, Mr. Malfoy?

Der junge Mr. Malfoy verdeckte seine Wut gut, aber mir entging nichts.

Mr. Malfoy Junior: Vater würde ich niemals anzweifeln.

Rita: Rieche ich da einen Familienkrieg?

Mrs. Malfoy: Ganz und gar nicht. Wir sind nur überrumpelt von Dracos plötzlicher Entscheidung. Ich bin sicher, er kommt bald zur Vernunft.

Mr. Malfoy Senior: Davon bin ich überzeugt.

Ich war entsetzt. Mr. und Mrs. Malfoy übten nochmal Druck aus. Es war glasklar: Sie enterbten den jungen Mr. Malfoy bis er seine Entscheidung bzgl. der Verlobung rückgängig machte.

Rita: Mr. Malfoy, wenn Sie Ihren Namen aufgeben müssen, Ihre Famile verlassen müssen, warum lösen Sie dann die Verlobung auf?

Mr. Malfoy Junior: Mir bleibt keine andere Wahl.

Da musste eine Frau dahinterstecken. War der junge Mr. Malfoy verliebt?

Rita: Wer ist die Glückliche?

Mr. Malfoy Junior (grinsend): Liebe Rita, das sage ich Ihnen hoffentlich nächste Woche. Und seien Sie versichert, das gibt einen noch größeren Skandal.

Mrs. Malfoy brach beinahe in Tränen aus, Mr. Malfoy Senior hingegen verließ kopfschüttelnd den Raum. Vergaß all seine Manieren.

Die Spannung im Raum war auch mir unangenehm, weshalb ich das Interview beenden wollte:

Rita: Möchten Sie abschließend noch etwas an die Leser sagen, Draco?

Mr. Malfoy Junior (neunmalklug): Auch wenn man schlecht in einem Fach ist, so verhilft es einem manchmal zu großem Glück.

Das wars?! Die besagte letzte Zeile?!

Wie ging es denn jetzt für Malfoy weiter? Hatte er überhaupt noch Geld? Ein Dach über den Kopf nach Hogwarts?!

Aufgebracht sah ich mich nach Malfoy um, doch ich konnte ihn nicht in der langsam eintrudelnden Menge ausmachen.

Die letzte Zeile hatte er gesagt. Meinte er mit neunmalklug mich? Was hieß dann der Rest?

Schlecht in diesem Fach.. Worin war ich schlecht? Astronomie! Zu Glück..

Malfoy wartete im Astronomieturm auf mich!

~

Hallo meine Lieben,

Willkommen zur Lesenacht. Nächstes Kapitel folgt in einer Stunde 🤗

Was sagt ihr zu dem Zeitungsartikel? Wird Hermine zum Astronomieturm gehen?