Heimliches Begehren

Kapitel 16

Hermines Sicht

Ginny sah endlich so aus, als hätte sie keine Fragen mehr. Ich hatte das Gefühl, dass wir hier seit Stunden saßen. Mein Mund fühlte sich trocken an von dem langen Gespräch.

Mir war zuvor klar gewesen, dass Ginny nichts auf die leichte Schulter nahm und neugierig war, doch in diesem Ausmaß hatte ich nicht geahnt. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass wir bereits seit zwei Stunden zusammensaßen.

„Dir ist bewusst, was du tun musst, oder? Und dass kein Weg daran vorbeiführt?", nahm Ginny zu meinem Leidwesen das Gespräch wieder auf und sah mich ernst an.

„Was ich tun muss?", hakte ich verwirrt nach.

„Es liegt doch auf der Hand, Mine", sie griff nach meiner Hand, „Du musst mit meinem Bruder Schluss machen."

Ron. Es würde kein Ron und mich mehr geben. Ich hatte ihn betrogen. Ich hatte ihn betrogen und jede Sekunde davon genossen ohne einen Gedanken an ihn zu verschwenden. All das Vertrauen zwischen uns hatte ich zerstört.

Wie hatte ich nur denken können, dass mit Malfoy zu schlafen eine gute Idee war? Wieso sah ich erst jetzt klar, dass es Betrug war, egal mit welchen Absichten? Warum war mir vorher nicht bewusst gewesen, dass ich damit unsere ganze Beziehung zerstörte?

„Ich meine, du bist offensichtlich in Malfoy verknallt.."

„Wie bitte?", fassungslos sah ich sie an.

„Wer kann es dir verübeln. Rein körperlich sieht Malfoy sexy aus, der Charakter hingegen lässt stark zu wünschen übrig. Das Thema hatten wir vorher schon, in etwas höherer Lautstärke. Deine Verliebtheit zu dem Frettchen ist nicht zu übersehen, Mine."

Sie meinte das ernst. Ginny versuchte mir gerade weis zu machen, dass ich in Malfoy verknallt war. Pfff. Außer Sex und Verachtung war da nichts. Ich wusste nicht, wie sie diesen absurden Gedanken fassen konnte.

„Ich glaube, du hast da was falsch verstanden, Ginny..", setzte ich an.

„Oh nein, Süße, du hast es nicht realisiert. Glaub mir, bald wirst du mir Recht geben. Deine Augen haben regelrecht gestrahlt als du von Malfoys flachem Bauch geredet hast..."

Hatte ich ihr wirklich von seinem flachen Bauch erzählt? Daran konnte ich mich gar nicht erinnern. Das hieß aber noch lange nicht, dass ich Gefühle für diesen Widerling übrig hatte!

„...Oder von seiner guten Bestückung, von den perfekten Haaren, von seinen wunderschönen Augen, welche die Farbe je nach seiner Stimmung wechseln. Besonders das Silber, wenn er einen seiner süßen Momente hatte, hast du oft erwähnt. Sehr oft", Ginny tat so als würde sie würgen.

Selbstzweifel kamen in mir hoch. Ich wusste, dass ich seine silbrigen Augen genannt hatte, aber sicherlich nicht mehrere Male? Und geschwärmt hatte ich ganz sicher nicht! Gut, vielleicht gefiel mir sein Körper, aber das hatte doch nichts mit Verliebtheit zu tun. Oder?

„Und darüber können wir später reden, Süße, das Thema ist nicht beendet. Doch erst sollten wir klären, was du meinem Bruder erzählst."

Oh nein, Ron. Ich musste ihm die Wahrheit sagen. Wie sollte ich das nur anstellen?

„Was soll ich denn sagen? Hey Ron, Schatz, ich hatte Sex mit Malfoy um herauszufinden, wie ich das Feuer zwischen uns entfachen kann?"

Panik stieg in mir auf. Ich wollte Ron nicht gegenübertreten. Es würde ihn zutiefst verletzen, selbst wenn die Absichten noch so nobel gewesen waren. Ich hatte ihn betrogen. Tränen stiegen in meinen Augen auf.

„Mine, Süße, nicht weinen, bitte. Die Chemie hat von Anfang an nicht zwischen euch gepasst", Ginny zog mich in ihre Arme. Als sie mir über den Rücken strich beruhigte ich mich etwas.

„Und jetzt überlegen wir uns in Ruhe, was du am besten sagst. Vorausgesetzt du möchtest meine Hilfe überhaupt. Es ist deine Entscheidung, was du sagen möchtest. Du solltest dir die Zeit nehmen, die du brauchst. Wenn du noch nicht soweit bist, ist das auch in Ordnung. Zögere es nur nicht zu lange hinaus, ja?", sie löste sich von mir und nahm stattdessen meine Hand.

Ich musste darüber nicht mehr nachdenken. Meine Entscheidung war gefallen. Ich musste mit Ron Schluss machen. Diesen Respekt war ich ihm schuldig. Ich würde es noch heute machen.

Dankend nahm ich Ginnys Hilfe an. Sobald ich mit den Worten einigermaßen zufrieden war, machte ich mich auf den Weg zu Ron. Bald würde er mein Ex-Freund sein.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals als er die Tür öffnete und vor mir stand. Die Tränen stiegen erneut in meinen Augen auf als seine warmen, blauen Augen in die meinen blickten.

~

Meint ihr zieht Hermine die Trennung wirklich durch? Was wird sie sagen? Und wie wird Ron darauf reagieren? 🤔