Kapitel 14

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Hermines Sicht

Ich hatte mit allem gerechnet, was Ginnys Reaktion betraf, wirklich mit allem. Doch dass sie zu Stein erstarrte und nicht mehr reagierte, hatte ich mir nie ausgemalt.

Ich dachte, sie würde mich aufs Übelste verfluchen und beschimpfen oder wie eine Wahnsinnige anfangen zu lachen, weil sie mir nicht glauben wollte. Mit beidem hätte ich umgehen können. Eine stille, eingefrorene Ginny allerdings überforderte mich.

„Ginny, hast du mich gehört?", fragte ich vorsichtig und wappnete mich für ihren Ausraster.

Sie blinzelte.

„Ginny?", versuchte ich es zunehmend nervös.

Die Rothaarige löste sich aus ihrer Starre. Ihren schmalen Körper schüttelte es plötzlich vor Lachen.

„Der war gut, Mine, das muss ich dir lassen", sie hielt sich den Bauch und gackerte wie verrückt.

War es so falsch, dass ich Erleichterung verspürte? Immerhin wusste ich, dass die Person vor mir noch die vertraute Ginny war.

Meine beste Freundin lachte dermaßen doll, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Sie bekam kaum noch Luft.

Während ich wartete bis sie sich beruhigte, nahm ich noch einen Schluck Kakao und legte mir meine nächsten Worte zurecht. Ich musste es schaffen, dass sie mir Glauben schenkte.

Nach wenigen Minuten kam Ginny schließlich zur Ruhe. Sie wischte sich die letzten Tränen von den rosigen Wangen, ehe sie ihren forschen, musternden Blick aufsetzte. „Und jetzt die Wahrheit, Mine."

Ich zwang mich ihrem Blick standzuhalten und atmete tief durch. „Das war die Wahrheit, Ginny."

Unbeeindruckt zog sie eine feine Augenbraue hoch.

„Ginny, wieso sollte ich erst vollkommen aufgelöst vor dir erscheinen und dann auf einmal in der Lage sein, Scherze zu reißen?"

Sie hob nun die andere Augenbraue.

„Mensch, Ginny, ich hatte wirklich Sex mit Malfoy, okay?"

Ginny wirkte nach wie vor nicht überzeugt. Was sollte ich denn noch sagen?

„Muss ich dir erst genauestens erzählen, wie er unter seiner Robe aussieht? Willst du etwa detailliert wissen, wie gut er unten bestückt ist, ehe du mir Glauben schenkst?", platzte es zu meinem Erschrecken aus mir heraus. Das war nicht der Plan gewesen.

Überraschenderweise waren es genau die Worte, die Ginny überzeugten. Das leichte Lächeln auf ihren Lippen wich.

Stattdessen folgte nun einer von Ginnys berühmten Ausrastern, den ich schon erwartet hatte.

„MALFOY?!", sie warf die Tasse Kakao, die ich wieder abgestellt hatte, nach meinem Kopf. In letzter Sekunde bückte ich mich, sodass die Tasse gegen die Wand krachte.

Als ich meinen Kopf wieder hob, hatte sie schon ihren Zauberstab auf mich gerichtet.

„DU HAST MIT DEM ARROGANTEN, FEIGEN FRETTCHEN GESCHLAFEN, DAS ERST VOLDEMORT EIN DACH ÜBER DEM KOPF GEBOTEN HAT UND DANN MITTEN IN DER SCHLACHT GEFLOHEN IST? DER SCHLACHT, IN DER EINIGE IHR LEBEN GELASSEN HABEN, DARUNTER FRED. DEIN ERNST, HERMINE?"

Unwahrscheinlich schnell zischte ihr Zauberstab durch die Luft. Mir graute vor dem Fluch, den sie sprach. Ginnys Flederwichtfluch war selbst von ihren Brüdern gefürchtet.

Als die fledermausartigen Biester mein Gesicht attackierten, verstand ich warum. Jede Stelle meines Gesichtes begann wie wild zu pochen. Egal wie sehr ich um mich schlug, die Biester verschwanden nicht. Ein Stückchen Haut nach dem anderen stachen sie mir auf um es anschließend herauszureißen. Tränen sammelten sich in meinen Augen. Hätte ich gewusst, wie man diesen Fluch aufhob, hätte ich es sofort getan.

Nach einer gefühlten Ewigkeit waren die Biester endlich verschwunden. Blind versuchte ich meinen Zauberstab zu ertasten, jedoch ohne Erfolg. Als sich mein Blick wieder klärte, sprach Ginny schon die erlösenden Heilzauber.

Auf der Stelle ließ der pochende Schmerz nach.

„Mine, das musst du mir erklären. Wieso Malfoy? Wenn du schon meinen Bruder betrügst, dann suche dir doch wenigstens einen heißen Kerl mit etwas Charakter. Einen, der vielleicht kein Todesser war und dich nicht bei jeder Möglichkeit schikaniert hat!", Ginny stützte die Hände in die Hüften.

Hatte meine beste Freundin gerade gesagt, dass Malfoy heiß war? Ich war so verwirrt, dass ich sie nur anstarren konnte.

„Ich werde mich nicht für den Fluch entschuldigen. Den hast du verdient. Ich kann dich nicht ungeschoren für den Betrug davonkommen lassen. Mein idiotischer Bruder ist Familie. Allerdings möchte ich sofort eine detaillierte Erklärung von dir, wie bei Merlins pinker Unterhose, du und MALFOY miteinander Sex hattet. Und wenn ich detailliert sage, meine ich detailliert! Auch wenn du mir vielleicht erklären musst, wie er unter der Robe aussieht, damit ich es verstehe. Also hinsetzen und fange an zu erzählen!"

So kam es, dass ich Ginny jede Einzelheit beichtete. Wer hätte geahnt, dass die Verwechslung der Uhrzeit solche Konsequenzen haben konnte.

~

Na, wie fandet ihr Ginnys Reaktion? Und wie meint ihr geht es weiter? Was denkt sich Draco mit Pansy gerade, während Hermine mit Ginny redet? 🤔

Heimliches BegehrenWhere stories live. Discover now