Kapitel 4

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Hermines Sicht

„I-ich kann nicht, Ginny." Die aufsteigenden Tränen konnte ich nun nicht mehr unterdrücken.

„Hermine, du kannst mir alles erzählen, das weißt du doch?", sie griff nach meiner Hand. Die Besorgnis in ihren braunen Augen konnte ich nicht ertragen. Sie würde mich nicht mehr so ansehen, wenn sie die Wahrheit kennen würde.

„I-ich weiß, aber das... das kann ich mir nicht einmal selbst verzeihen." Die Tränen liefen nun unaufhaltsam meine Wangen hinab. Ich hatte Ron betrogen. Ich hatte Ron mit Draco Malfoy betrogen.

Und das Schlimme war, dass ich trotzdem Malfoys Lippen nicht aus dem Kopf bekam.

Ginny nahm mich in den Arm und wippte mich sanft hin und her. „Egal was es ist, ich bin immer für dich da. Sobald du es mir erzählen willst, höre ich gerne zu."

„Danke, Ginny", schniefte ich und beruhigte mich etwas.

„Nicht dafür. Komm, schnapp dir deinen Lieblingsroman und lies ihn dir zum... elften? Nein, zwölften Mal ist es schon, richtig? Lies ihn dir zum zwölften Mal durch. Danach wird es dir besser gehen." Ginny drückte mir den abgewälzten Roman in die Hand und zwinkerte mir zu.

Dankbar nahm ich ihn an. Alleine der vertraute, abgegriffene Umschlag war wie Balsam für meine Seele.

„Siehst du, schon ist wieder ein kleines Lächeln auf deinen Lippen. Ich lasse dich jetzt allein. Wenn du mich brauchst, ich bin im Gemeinschaftsraum."

„Danke, Ginny."

„Immer gerne", erneut zwinkerte sie, ehe sie sanft die Tür schloss.

Ich verbannte Malfoy und Ron aus meinen Gedanken und richtete meine ganze Konzentration auf das Buch. Seite für Seite saugte ich die Wörter in mich auf. Ich bemerkte gar nicht, wie die Zeit verging. Als ich bei der letzten Seite angelangt war fühlte ich mich um einiges besser und ruhiger.

Zufrieden streckte ich mich und wollte Zähne putzen gehen, da fiel das kleine Buch aus meiner Robe.

Das Buch, das Malfoy mir gegeben hatte. Der dunkle Umschlag schien mich neckend anzustarren. Na los, schau schon rein, schien er zu mir zu sprechen.

So ein Quatsch, Hermine. Der dunkelgraue Umschlag war total langweilig und wirkte nicht im geringsten spannend. Doch da hatte ich es schon aufgehoben und aufgeschlagen.

Das Wort Slytherin blickte mir entgegen. Malfoy hatte also eine Nachricht hinterlassen. Was er nur geschrieben hatte? Nein, Hermine! Nein!

Doch was wäre so schlimm daran, wenn ich einfach nachsehen würde? Das war schließlich nicht verboten?

„Schwarz wie die Nacht", flüsterte ich.

Pansy, ich bekomme dich und deinen heißen Körper nicht aus dem Kopf. Ich wollte warten bis du auf mich zugehst, aber es zerfrisst mich nicht zu wissen, was du dir denkst.

Ich bekomme dich auch nicht aus dem Kopf, Malfoy.

Doch er hatte Pansy geschrieben. Schuldgefühle stiegen plötzlich in mir auf. Parkinson, seine Pansy, sollte diese Worte lesen und nicht ich. Was ich tat, war nicht in Ordnung.

Hermine, entschloss ich mich dieses Mal wirklich fest, du wirst ihr morgen dieses Buch geben.

Da tauchte erneut das Wort Slytherin auf. Ich konnte nicht anders und murmelte die passenden Wörter, ehe ich neugierig las:

Sobald deine Infektion genesen ist, werde ich dir zeigen, wie wunderschön ich deinen Körper finde. Ich kann es kaum erwarten dich überall zu küssen.

In dem Moment begriff ich. Es ging Malfoy nicht um Parkinson und ihre Gefühle. Er wollte nur ihren Körper. Wahrscheinlich liebte er sie nicht einmal. Ich hatte vorhin die falschen Schlüsse gezogen. Malfoy und Gefühle, pah, das hätte ich mir ja denken können. Sie war nur ein Körper für ihn. War es also wirklich so falsch das Buch zu behalten?

Vielleicht tat ich Parkinson damit sogar einen Gefallen. Sie war offensichtlich in ihn verknallt. Es würde sie verletzten, wenn er sie nur wegen ihres Körpers mochte.

Ich würde das Buch behalten. Allerdings würde ich Malfoy ignorieren. Ja, genau das würde ich tun, redete ich mir ein und schlug das Buch zu.

Schlaf fand ich jedoch keinen. Dafür waren meine Schuldgefühle Ron gegenüber zu groß. Wie hatte ich ihn mit Malfoy verwechseln können? Wie sollte ich es mir jemals verzeihen ihn dermaßen hintergangen zu haben?

Und warum bekam ich trotz all der Schuldgefühle den arroganten Slytherinprinzen nicht aus dem Kopf?

~

Meint ihr wird Hermine Draco wirklich ignorieren? 😁
Verbesserungsvorschläge und Meinungen sind jederzeit willkommen. Am Freitag geht es weiter 😊

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