Chapter 52

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Jungkook PoV

Heulend lag ich in meinem Bett, starrte an die Decke und fragte mich eigentlich, wie ich nur so ein Arschloch sein konnte. Gestern Abend versprach ich Taehyung, ihn niemals zu verlassen - dabei hatte ich schon längst das Gegenteil davon geplant. Er war mir so wichtig geworden, dass ich damit nicht mal mehr klar kam. Jede verdammte Sekunde wollte ich mit ihm verbringen - Gott, mir war erstmal bewusst geworden, dass ihm mein ganzes Herz gehörte. So sehr ich glaubte, ein Leben noch mit ihm führen zu können, überkam mich diese ganze Wut und der Hass. Ich konnte es nicht; es ging einfach nicht.

Am liebsten hätte ich ihn gerade einfach nur neben mir gehabt, ihn im Arm gehalten und dabei zugesehen, wie er noch friedlich in meinen Armen geschlafen hätte.

Der Tag gestern - er war unbeschreiblich schön mit Taehyung. Immer wieder musste ich daran denken, insbesondere an unserem Spaziergang am Strand. So eine wundervolle Zeit hatte ich seit langem nicht mehr, und ihm ging es wohl genauso. Als ich mir mein Handy schnappte, um zu sehen wie viel Uhr es schon war, sah ich direkt ein paar Nachrichten von Taehyung.

TAEHYUNG
Freue mich schon dich später zu sehen falls es klappt, ich liebe dich

TAEHYUNG
Und der Tag gestern war schöner als ich es beschreiben kann, danke nochmals. Hatte seit wirklich langem nicht mehr so ein wunderbares und romantisches Date. Wer hätte gedacht, dass du doch ziemlich romantisch sein kannst als Vampir?

Seine Nachrichten las ich mit einem kleinen Lächeln, jedoch waren meine Tränen immer noch nicht ganz verschwunden. Es war überhaupt ein Wunder, dass ich weinen musste - normal konnte ich das nie so leicht, aber bei Taehyung war es was ganz anderes wieder. Dieser Mann war einfach mehr als ich verdiente, er war gutherzig; ich jedoch nicht. Die ganze Zeit überlegte ich mir, was ich antworten sollte, doch mir fiel gerade kaum was ein und in einem Moment, wo ich gerade meine Ruhe haben wollte, kam natürlich Namjoon in mein Zimmer und fing sofort an zu reden.

"Weißt du was mir mal aufgefallen ist? Wieso haben wir uns eigentlich extra Betten gekauft, wenn wir doch sowieso nie schlafen? Oder wieso haben wir einen vollen Kühlschrank, wenn wir eigentlich eh nichts essen", fragte er einfach so, ohne jeglichen Grund und setzte sich auf den Rand meines Bettes. Um ehrlich zu sein konnte ich genau das gerade nicht gebrauchen. Ich wollte Ruhe und Zeit für mich, um über alles nachzudenken.

"Vielleicht, Namjoon, weil wir wirken müssen wie normale Menschen? Es wäre schon ziemlich dumm, wenn jemand sehen würde, dass wir keinen vollen Kühlschrank weder noch Betten in unserem Haus hätten, oder etwa nicht?", erwiderte ich leicht genervt, legte mein Handy weg und zog die Bettdecke über meinen nackten Oberkörper. Er sah zu mir herüber und schon wohl zu merken, dass ich gerade in keinster Weise in einer guten Stimmung war. Es war mir wohl ziemlich leicht anzusehen, dass ich an meinen eigenen Fehlern litt - und ich wollte nicht einmal Mitleid, schließlich war ich selbst daran schuld.

"... Da ist was dran, schätze ich. Aber mal zu dir - du siehst echt scheiße aus, wenn ich das mal sagen darf. Lass mich raten; es hat was mit Taehyung zu tun?", entgegnete Namjoon, sah mich immer noch an und schien wohl nicht locker zu lassen. Ich wollte nicht darüber reden, aber es war wohl besser mit jemanden wie ihm darüber zu reden, dachte ich zumindest. Doch das ganze Drama hatte erstmal so richtig angefangen, es war noch lange nicht zu Ende.

Ich zuckte nur mit den Schultern vorerst und schaute meinen großen Bruder nicht einmal an - ehrlich gesagt war ich gerade schwach und ich wollte nicht, dass er mich in solch einem Zustand sah. Ich mochte es nicht, wenn man mich so sah; insbesondere nicht wenn es einer meiner Brüder war.

"Namjoon was willst du bitte von mir hören? Ich bin am Ende, ich weiß nicht mehr weiter. Weißt du wie sehr mich dieses hin und her selbst aufregt? Erst will ich mit Taehyung mein Leben verbringen, dann nicht, dann doch, dann nicht und jetzt frage ich mich wieder ... Was wäre, wenn ich vielleicht doch eine Zukunft mit ihm haben könnte, aber diese Chance gerade verpasse? Namjoon, wenn ich ehrlich sein soll - ich weiß nicht was ich will weder was ich machen soll. Was ist, wenn meine jetzige Entscheidung falsch ist?", fing ich sofort an, setzte mich auf und sah ihn hilflos an. Mir liefen einige weitere Tränen meinem Gesicht hinunter, als ich mir einfach nur auf die Unterlippe biss und mein Gesicht in meinen Händen vergrub.

"Also erstens", sprach er und drehte seinen Körper komplett zu mir, als ich mein Gesicht wieder zeigen ließ, "du weißt selbst ganz genau, dass du immer noch eine Chance hast, mit Taehyung ein richtiges Leben zu führen. Aber du lässt es dir durch deinen Stolz und durch deine Wut zerstören. Es liegt am Ende des Tages trotzdem in deinen Händen was du tust. Entweder du bist ehrlich, brichst ihm dafür aber das Herz - oder du sagst nie etwas, hörst auf mit deinem Racheplan und lässt ihn im Endeffekt in einer Lüge leben. Ich rede dir da nicht rein, es ist deine Sache. Ich weiß nicht wie es in deinem Herzen aussieht, nur du weißt das und nur du weißt, was du wirklich willst."

Seine Worte trafen mich härter als je zuvor, verdammt hatte er recht. Aber ich kam trotzdem immer auf das gleiche Ergebnis; meine Wut war stärker als meine Liebe zu ihm und ich konnte das nicht einfach so über Nacht ändern, oder doch? Vielleicht war es doch keine allzu schlaue Idee einfach Taehyungs Erinnerungen zu rauben, und danach einfach abzuhauen.

"Du hast ja recht, aber woher weiß ich denn, was das richtige ist? Ich weiß nicht, ob ich Taehyung in einer Lüge leben lassen könnte, weder weiß ich, ob ich meinen Plan einfach so lassen kann. Es geht schließlich um unsere Schwester, würde sie nicht wollen, dass einer von uns ihre Ehre wenigstens verteidigt? Aber es ist auch egal, ich will dich nicht unbedingt damit nerven. Trotzdem danke fürs Zuhören, Namjoon", seufzte ich, fuhr mit der Hand durch meine Haare und ließ mich wieder zurück auf mein Kissen fallen. Ich musste mir klar werden, nur wie?

Mein großer Bruder nickte und lächelte mich sanft an, bevor er aufstand und mein Zimmer verließ. Er hatte recht, das musste ich ihm lassen - nur wie konnte man bitte herausfinden, was das eigene Herz wirklich wollte? So oder so musste ich dem ganzen wohl etwas Zeit geben und vielleicht auch auf Distanz gegen mit Taehyung - doch nur für eine kurze Weile. Wenigstens so lange, bis ich wirklich wissen konnte was richtig und was falsch war.

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