Chapter 57

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Jungkook PoV

Nun war es soweit - das Wochenende war eingetreten und das Treffen mit Taehyungs Vater stand vor der Tür. Am liebsten wäre ich gar nicht gegangen, denn ich wusste, dass sobald ich ihn sehen würde, mich diese Wut wieder überkommen würde. Doch ich wollte versuchen, mir das nicht anmerken zu lassen. Ich wollte mich schließlich ins Gute verändern und das für Taehyung allein. Sein Vater jedoch brachte immer wieder diese Wut in mir hoch, denn ich wusste eigentlich bis heute noch nicht mal was damals genau passierte als meine Schwester, Mina, starb. So oder so war es Mord; das traute ich ihm zu.

Ich trug einen schwarzen Anzug, eine andere Farbe kam für mich nicht in Frage. Trotzdem versuchte ich so nett und freundlich wie möglich auszusehen, was fast schon unmöglich war, doch probieren tat ich es trotzdem.

"Jungkook, bist du schon aufgeregt? Also ich schon, ich meine, du lernst endlich meinen Vater kennen und er kann endlich sehen, welcher Mann nun an meiner Seite ist. Oh und du siehst echt gut aus, weißt du das eigentlich? Aber ein Anzug wäre nicht unbedingt nötig gewesen, mein Vater ist, was das zumindest angeht, ziemlich locker", riss Taes Stimme mich aus meinen Gedanken, unsere Hände waren miteinander verschränkt und wir waren auch schon bereits auf den Weg zu dem Haus seines Vaters.

"Total. Ich bin gespannt, ob er mich mag. Und doch, ein Anzug musste sein; ich will wenigstens, dass er mich auch ernst nimmt. Außerdem ist das, das Treffen mit deinem Vater und da muss ich als dein zukünftiger Ehemann gut aussehen", antwortete ich und lächelte, als ich seine Hand kurz hinauf zu meinen Lippen brachte und diese zärtlich küsste. Eigentlich war ich mehr oder weniger angespannt und hatte Angst, dass er mich anhand meines Namens vielleicht erkennen würde und Mina hochholen würde. Dann hätte ich nicht nur Taehyung eine Erklärung schuldig, sondern würde wahrscheinlich noch vor ihm meine Kontrolle verlieren und sonst irgendwas tun.

"Zukünftiger Ehemann, hm? Keine Sorge, so gut wie du aussiehst, wird er bestimmt nichts zu meckern haben. Und er wird dich schon ernst nehmen, du Dummkopf - schließlich hast du eine eigene Firma und du bist mein Freund, also muss er es so oder so", zuckte Tae mit den Schultern, aber kicherte sanft und schien einfach nur extrem glücklich zu sein.

Mir viel es immer noch etwas schwer, so glücklich zu sein wie er. Natürlich war ich es zwar, denn ich hatte ihn an meiner Seite und das für immer, aber ich ließ ihn in einer Lüge leben und irgendwie tat mir das selbst auch weh. Ich wollte es nicht, wiederum wollte ich ihm aber auch seine heile Welt nicht zerstören durch die Wahrheit. Ich hatte sonst keine Wahl, außer mich vielleicht von ihm zu trennen aber das hätte ich niemals übers Herz gebracht. Ich liebte ihn viel zu sehr, meine Gefühle waren viel zu stark um ihn einfach loszulassen und doch war ich froh, es bemerkt zu haben bevor es zu spät war.

Nach weiteren Minuten die vergingen, waren wir endlich vor dem Haus angekommen. Ich zögerte wenige Sekunden, ehe Taehyung mich mit sich zog und wir mit großen Schritten zur Tür liefen. Es war soweit; nur wusste ich nicht, ob ich wirklich bereit war, diesem Mann unter die Augen zu treten. Ihm gegenüber war ich mit so viel Hass gefüllt, und das zu verstecken war schon eine echte Herausforderung.

"Ah, Taehyung mein Sohn! Schön dich wiederzusehen. Du bist ja ganz schön groß geworden und wenn ich mich dich so ansehe, dann kommst du wohl ganz nach mir", ertönte es plötzlich als die Tür aufschwung und Herr Kim seinen Sohn in die Arme nahm. Nochmal kurz biss ich mir auf die Unterlippe und atmete danach die Luft aus, die ich angehalten hatte ohne es überhaupt zu merken.

"Hallo Vater, es ist schön dich endlich wieder sehen zu können. Das ist Jungkook, er ist der Mann von dem ich dir bereits am Telefon erzählt hatte. Keine Sorge, er ist sehr lieb und besitzt auch eine eigene Firma, also kann er schon für mich sorgen", sagte Taehyung direkt, als meine Augen die seines Vaters trafen und wir beide kein Wort sagten. Das Ganze kam mir viel zu komisch vor, wieso schaute er mich so an? Ein gutes Gefühl hatte ich auf jeden Fall nicht, ich war froh wenn wir hier wieder weg waren und ich wieder Privatsphäre mit meinem Freund haben konnte.

"Natürlich, kommt herein. Ich konnte leider nichts kochen, da ich wirklich nicht allzu viel Zeit habe. Aber ich dachte mir, ich lerne diesen jungen Mann, von dem du so geschwärmt hast, kennen. Somit haben wir dann das auch mal hinter uns und ich muss dich nicht länger warten lassen. Nehmt gerne platz, ich hoffe dass das für euch trotzdem in Ordnung ist", unterbrach Herr Kim die Stille, bat uns hinein und führte uns zu seinem Wohnzimmer. Sein Haus war gefüllt mit nur teuren Möbeln, und um ehrlich zu sein, gefiel mir sein Stil so ganz und gar nicht. Aber immerhin hatte er nicht allzu viel Zeit - also musste ich hier nur sitzen, lächeln und reden - mehr nicht.

"Also, ich bin Jeon Jungkook. Taehyung hat das schon richtig gesagt, ich leite eine eigene Firma und verdiene dementsprechend sehr gut. Ich bin 27 Jahre alt, habe zwei Brüder und ... das war's eigentlich auch schon wieder. Super viel habe ich leider nicht über mich zu erzählen", fing ich erstmal an zu reden nach langem Zögern. Taehyung und ich saßen nebeneinander auf der einen Couch, währenddessen Herr Kim auf der anderen Couch vor uns saß. Mein Freund war natürlich breit am lächeln - ich jedoch erzwang mir mein Lächeln nur um höflich zu wirken.

Wieder gab es nur Stille. Ich hasste es. Ich konnte gar nicht fassen, wie sehr ich mich schon freute, dieses Haus wieder zu verlassen. Wenn Tae nur wüsste, dann würde er meine Wut verstehen, doch so würde er es niemals im Leben verstehen. Mir blieb wohl nun mal wirklich nichts anderes übrig, außer meinen Mund zu halten was das anging und so glücklich wie möglich zu erscheinen.

"Das ist ja schön, dein Name gefällt mir. Aber mal was anderes, wie habt ihr euch denn kennengelernt?", fragte Herr Kim, doch Taehyung schwieg für eine Weile; wahrscheinlich weil es ihm etwas peinlich war, oder weil er Angst vor der Reaktion seines Vaters hatte. Verübeln konnte ich es ihm jedoch nicht.

"Ich arbeite in der Firma die er leitet. Bevor du was sagst, es war nicht geplant, dass ich mich in meinen eigenen Boss verliebe. Ich bekomme dadurch keine Vorteile, weder vernachlässige ich meine Arbeit. Doch Jungkook und ich haben uns einfach gefunden, wir haben uns ineinander verliebt und wir können nicht ohne einander. Beide von uns hatten das nicht geplant, aber ich kann dir versichern, dass unsere Liebe real ist und er wirklich alles für mich tun würde", fing er letztendlich an zu erzählen. Sein Vater sah nicht unbedingt enttäuscht aus, nur ein wenig überrascht - mehr nicht. Komisch fand ich es trotzdem, aber ich wollte kein Fass aufmachen.

Wieder kehrte diese verdammte Stille ein; ich hasste sie mittlerweile. Nach jedem Satz herrschte Stille, bis sich einer von uns dazu entschied zu sprechen.

"Das hätte ich echt nicht gedacht, aber was soll man schon gegen seine eigenen Gefühle tun. Echt schön, dass mit euch beiden und auch, dass er alles für dich tun würde. Eure Liebe ist echt wundervoll, ich wünsche euch beiden nur das Beste. Man muss auch echt zugeben, dass ihr nur perfekt zusammen ausschaut - wie ein Traum paar. Ich bin zwar kein allzu großer Fan davon, dass er dein Boss ist, Taehyung; doch ich akzeptiere es und ich respektiere dich auch, Jungkook. Übrigens ist das ein echt schöner Name", antwortete sein Vater nach längerer Zeit, lächelte uns beide an und wir erwiderten dies natürlich. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass seine Worte gelogen waren und am liebsten hätte ich ihn zur Rede gestellt wegen damals, aber ich musste mich selbst unter Kontrolle halten.

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