Chapter 75

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Taehyung PoV

"Wo fahren wir hin?", fragte ich ungeduldig, als wir im Auto saßen und Yoongi irgendwo hinfuhr. Ich wusste nicht was er vorhatte und ehrlich gesagt wollte ich wieder zurück in mein Bett, denn unter andere Menschen wollte ich nun auf gar keinen Fall treten, so schrecklich wie ich aussah. Meine Augen waren rot und angeschwollen, sodass ich nicht mal mehr in das Gesicht meiner Freunde sehen wollte.

"Ich will, dass du einmal alles rauslässt was in dir vor sich geht und dafür fahre ich uns an einen Ort, wo du so laut sein kannst wie du nur willst, ohne dass sich irgendwelche Nachbarn beschweren", meinte er nur und hielt seinen Blick dabei fokussiert, als er nur auf die Straße achtete. Es war mittlerweile schon sehr schnell dunkel geworden und kalt war es ebenfalls.

Ich nickte still und lehnte mich gegen meinen Sitz, als ich aus dem Fenster schaute. Mittlerweile war es schon ende November und bald war auch schon mein Geburtstag, aber ehrlich gesagt hatte ich auf diesen so gar keine Lust. Meine Laune war im Keller und ich selbst war ein reines Chaos.

"Hier, wir sind da", kündigte Yoongi an, als wir alle ausstiegen. Wir befanden uns an einem Aussichtspunkt, der leer war und nur wir hier waren. Man hatte eine wunderschöne Aussicht auf ganz Seoul, aber was genau er nun hier wollte war mir immer noch nicht so wirklich bewusst. "Und was machen wir nun hier?", fragte ich leise, meine Hände waren in den Taschen meiner Jacke vergraben als ich Hoseok und Yoongi neugierig ansah. Ich folgte ihnen zu einer Bank, wo die beiden sich hinsetzten.

"Nun, wir können hier sitzen und die Aussicht genießen oder du kannst diese Gelegenheit nutzen, um mal alles rauslassen wie ich schon sagte. Hier ist niemand, schrei hinaus, lass einfach mal alles raus, Taehyung", sagte Yoongi und Hoseok nickte zustimmend. So schlecht hörte sich die Idee nicht an, schließlich gab es wirklich einiges was ich einfach mal so rauslassen musste und Zuhause ging das eben nicht, da wir schließlich auch Nachbarn hatten und auch wenn ich in einem Haus wohnte, ich trotzdem nicht so laut sein wollte.

"Ich soll schreien? Wie? Einfach so?", fragte ich mit großen Augen, als die beiden einfach nur gleichzeitig nickten. Irgendwie war mir das ein wenig peinlich, wobei ich auch nicht so ganz wusste woher dieses Gefühl auf einmal kam.

"Schrei einfach das in die Welt hinaus, was du fühlst. Lass deine Frust, deine Wut, deine Trauer und alles mögliche raus", sagte Yoongi leicht lächelnd. Keine Ahnung wie er auf diese Idee kam, aber so dumm hörte sie sich letztendlich doch nicht mehr an. Ich drehte mich mit den Rücken zu ihnen, ging tief in mich hinein und atmete einmal tief ein und aus. Tränen bildeten sich schon wieder in meinen Augen, als ich nur an Jungkook dachte und diese ganze Wut auch mir gegenüber kam hoch. Und doch passierte es schneller als ich ahnen konnte.

"Ich hasse dich Jungkook!", brüllte ich, stützte mich am Geländer mit meinen Händen ab und sah auf Seoul nieder. Es tat gut, mehr als nur gut um ehrlich zu sein.

"Ich hasse dich! Du bist so ein Arschloch, ich habe dir vertraut!", brüllte ich nochmal, merkte gar nicht wie einzelne Tränen meinem Gesicht herunterliefen und auf dem nassen Boden landeten. Ich blendete meine Freunde komplett aus und stellte mir vor, dass Jungkook gerade vor mir stand. Und da merkte ich wieder, was er mir antat, ob er es bereute oder nicht, er tat es trotzdem und dieser Schmerz war einfach nicht zu heilen. Jedoch wusste ich trotzdem ganz tief in mir, dass ich ihn immer noch liebte, so ungern ich es auch zugab.

"Denkst du hast jetzt alles rausgelassen?", fragte Hoseok mich plötzlich, der mich sanft am Arm berührte und mich zu ihm drehte. "Ich - ich glaube fürs Erste ja, aber ich will jetzt bitte nach Hause", antwortete ich nur, wischte mir die Tränen weg und lief auch schon wieder zurück zum Auto. Die beiden sahen mich wieder mit Mitleid an, wollten was sagen aber entschieden sich dazu es nicht zu tun. Immer wenn ich an Jungkook dachte, spürte ich wieder diesen stechenden Schmerz in mir. Wir stiegen alle wieder ein und ich saß hinten, ganz allein; ich wollte etwas Ruhe haben, als ich während der Fahrt zurück nur still aus dem Fenster sah.

Trotzdem war es eine gute Idee die Yoongi hatte und sie tat schon gut, aber ehrlich gesagt hätte ich das lieber alles in Jungkooks Gesicht gebrüllt und nicht in die Luft. Ich hasste ihn so sehr und doch liebte ich ihn noch, es riss mich in Stücke.

"Tae, ich bin stolz auf dich. Du bist echt ein starker Mann und ich bin mir sicher, dass sich das alles mit der Zeit legen wird. Klar, jetzt tut es weh und dass so sehr wie noch nie, aber du wirst dadurch nur stärker. Wenn du magst, dann kann ich gern höchstpersönlich nochmal zu unserem ach so tollen Boss fahren und ihm in deinen Namen in die Eier treten", sprach Yoongi plötzlich nach langer Stille, schaute nicht einmal von der Straße weg und ließ mich durch seine Worte etwas besser fühlen.

Doch keiner wusste wie es wirklich in mir aussah und was ich dachte. Ich schüttelte nur leicht den Kopf und schluchzte leise. "Nein, ist schon ok, bitte unternimm da nichts Yoongi. Mischt euch da einfach nicht ein, ich regel das schon allein mit ihm, okay? Trotzdem danke, das ist echt lieb", sagte ich und atmete durch meinen Mund ein, da meine Nase wieder so leicht verstopft war.

"Na gut, wie du meinst. Gib mir Bescheid falls du deine Meinung änderst", meinte Yoongi und wir wurden danach wieder alle ruhig. Die Fahrt dauerte nicht allzu lange, war dafür jedoch still und unangenehm. Das einzige was man hörte, war mein Schluchzen. Das alles war lieb gemeint, jedoch musste ich selbst mit Jungkook fertig werden. Erstmal wollte ich mit meinem Vater sprechen und danach nochmal mit Jungkook - auch wenn ich so null Lust schon mal darauf hatte und ihm am liebsten für immer aus den Weg gehen würde.

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