BITTERSWEET // ᴛᴀᴇᴋᴏᴏᴋ✔

Chapter 70

Jungkook PoV

Ich lag im Bett und rührte mich nicht ein einziges Mal von der Stelle. Auf der Arbeit war Taehyung nicht erschienen, er hatte sich krank gemeldet, antwortete mir nicht und ignorierte mich einfach total. Seine Freunde waren zwar da, sprachen aber nicht mit mir und wenn sie mich mal sahen, dann warfen sie mir nur böse Blicke zu. Zurecht auch, aber er kannte doch nicht mal die ganze Wahrheit. Ich fühlte mich so kraftlos wie noch nie, ich wusste ich brauchte mal wieder Blut, aber dafür hatte ich nicht mal mehr die Kraft. Genauso wusste ich auch, dass ich mir Jin noch vorknöpfen musste - doch auch dafür fehlte mir jegliche Kraft.

Nun hatte ich Taehyung endgültig verloren und daran war ich auch selbst schuld. Vielleicht sollte ich die Realität einsehen; wir waren dafür gemacht uns zu treffen, aber nicht für immer miteinander zu verbringen. Ich hatte unsere Beziehung mit einer oder gar mehreren Lüge gestartet, von daher war es davon abzusehen, dass es nicht lange hielt.

"Jungkook! Du musst mal wieder aus dem Bett kommen, du musst wieder auf Jagd gehen. Wir waren alle schon lange nicht mehr und du bräuchtest es gerade echt am dringendsten", unterbrach Namjoon diese herrliche Ruhe, lief zu mir herüber und sah auf mich herunter. Ich schaute ihn nicht mal an, mein Blick war auf die Decke fokussiert und ich starrte einfach nur Löcher in diese. Ich reagierte kaum, wollte in diesem Moment einfach nicht mehr existieren.

"Na und? Ist mir doch egal. Ich will nicht aufstehen, Namjoon. Ich habe Taehyung wohl endgültig verloren, für mich gibt es keinen Sinn mehr überhaupt noch aufzustehen. Lass mich bitte in Ruhe", murmelte ich, verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte. Mein großer Bruder ließ sich so einfach auf jeden Fall nicht abwimmeln, setzte sich auf mein Bett und schaute mich weiterhin an, was mich dazu brachte seinen Blick wenigstens ein Mal zu erwidern.

"Wo ist der starke, sture und der, der sich nicht einfach so schlagen lassen würde Jungkook hin? Du hast Taehyung bestimmt nicht verloren, er brauch halt eben nur Zeit. Und sobald er mal die ganze Wahrheit weiß, wird er es bestimmt verstehen, wieso du so gehandelt hast. Ich weiß du schreibst ihn ständig und versuchst ihn zu kontaktieren, aber genau das ist falsch. Gib ihm Zeit und Abstand, warte bis er auf dich zukommt, aber zwing ihn nicht. Das wird schon wieder", meinte Namjoon, rieb mir sanft über die Schulter und versuchte mit aufzumuntern.

Er hatte ja recht, aber ich bezweifelte das Taehyung mir jemals wieder verzeihen würde. Er hasste mich, er war wütend, enttäuscht und traurig. Das was ich tat war nicht richtig, aber ich liebte ihn so verdammt sehr - ich hatte mich wirklich geändert, oder zumindest versuchte ich das ja.

"Du hättest mal sehen müssen, wie zerstört Tae aussah. Wenn ich ihn nur anfassen wollte, wich er mir aus. Und jetzt leidet er so sehr darunter ... genau das wollte ich doch vermeiden, ich wollte nicht, dass er so leiden würde wegen mir. Doch jetzt tut er es und egal was, ich kann das einfach nicht mehr gut machen. Nichts auf dieser Welt kann diesen Schmerz, den ich ihm zugefügt habe, wieder nehmen", sagte ich, meine Stimme wieder immer leiser und leiser, bis Namjoon wohl kaum noch was verstand. Aber er hatte eben recht, ich musste Taehyung seine Ruhe und seinen Abstand gewähren, wenn ich nicht noch die Chance verlieren wollte, dass er mir eventuell verzeihen könnte.

Ich wusste nicht was mit mir los war. Plötzlich war ich so schwach, wollte nicht mal mehr aufstehen und tat im Grunde einfach nichts. Jetzt wo Taehyung die Wahrheit sozusagen wusste, brach ein Teil in mir komplett zusammen. Ich wollte und wollte so vieles, aber hatte ich die Kraft dafür?

"Jungkook, ich verstehe das. Aber er brauch jetzt erstmal Zeit um das alles zu verarbeiten, das geht nicht so von heute auf morgen, verstehst du? Ich weiß es ist echt unpassend, aber wir müssen was unternehmen bezüglich Jin. Hör auf hier nur herum zu liegen und zu trauern, noch ist noch nichts verloren und du willst doch Taehyung, oder? Und du willst auch, dass Jin seine gerechte Strafe bekommt, oder? Steh gefälligst auf, wir werden uns einen Plan nämlich ausdenken müssen", sprach mein großer Bruder, ließ nicht locker und zog die Bettdecke von meinem Körper, bevor er mich regelrecht aus meinem Bett zwang.

"Ich weiß doch! Aber ich habe keine Kraft um mir irgendwas auszudenken, Namjoon. Am liebsten würde ich einfach nur die ganze Zeit im Bett liegen und nichts tun. Wie soll ich denn hoch motiviert an einem Plan arbeiten, wenn ich doch weiß, dass mein Mann, den ich über alles liebe, mich hasst?", entgegnete ich genervt, als er mich hinter sich her zog zu meiner Kommode, damit ich mir endlich mal wieder was richtiges anziehen würde.

"Jungkook, Liebe tut weh. Das habe ich letztens auch erst gespürt. Den Mann, den ich geliebt habe und auch immer noch liebe, hat nicht nur uns alle verraten sondern mir mein Herz aus der Brust gerissen. Und trotzdem stehe ich jetzt hier und lass mich nicht ins unendliche Mitleid fallen. Du bist Jeon Jungkook, nicht wahr? Lass dich nicht herunterziehen, wir finden eine Lösung für alles. Ich und Jimin werden uns paar Gedanken machen wegen einem Plan bezüglich Jin. Ich werde unten auf dich warten", sagte er mir, klang dabei nicht allzu sanft, aber es war wohl genau das was ich brauchte, um mal wieder zu mir zurückzukommen.

Ich nickte, sah zu wie er mein Zimmer verließ und schaute mich im Spiegel an. Er hatte recht - ich durfte nicht schwach sein, nicht in diesem Moment. Jin sollte schon noch das bekommen, was er verdiente und Taehyung ... Ich konnte nur noch hoffen und beten, dass er mir verzeihen konnte. Ich liebte in anfangs nicht, ja, aber das Blatt hatte sich schon längst gewendet. Ich liebte ihn und nur ihn, ich wollte und konnte nicht ohne ihn.