Chapter 56

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Jungkook PoV

Taehyung hatte mir bereits erzählt, dass ich seinen Vater dieses Wochenende treffen konnte. Für mich war es eine große Herausforderung, schließlich wollte ich nicht, dass die Wut mich leiten würde und ich letztendlich Tae doch wehtat, nur weil ich es nicht schaffte, den Tod meiner Schwester ruhen zu lassen. Mir war bewusst - irgendwann würde irgendwer Herr Kim schon zur Rechenschaft ziehen, vielleicht auch ich. Aber jetzt erstmal wollte ich nichts anstellen, ich wollte die Zukunft mit Taehyung verbringen und dabei sollte mir nichts im Wege stehen; auch nicht meine eigene Wut. Meine Brüder hatten einfach recht, ich musste das Ganze ruhen lassen und mich auf meinen Freund fokussieren. Meine Schwester mochte es noch nie, Rache an jemanden zu nehmen, daher wollte ich diesen Wunsch nachgehen, auch wenn es mir schwer fiel.

Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn ich Herr Kim an diesem Wochenende unter die Augen treten würde. Keine Ahnung, ob er mich kennen würde oder nicht; doch ich hoffte auf kein Drama.

Meine Erwartungen lagen nicht allzu hoch, jedoch hoffte ich einfach, dass alles gut laufen würde. Natürlich war ich nicht gerade glücklich, seinen Vater zu treffen, aber irgendwie musste ich jetzt alles in Ordnung bringen, ohne dass Taehyung irgendwas merkte. Jin hatte zwar recht, es wäre wahrscheinlich wirklich besser gewesen seine Erinnerungen zu löschen, als ihn in einer Lüge leben zu lassen; und das für immer. Aber ich konnte das nicht, ich konnte ihm einfach nicht seine Erinnerungen nehmen - ich konnte es nicht mit mir selbst vereinbaren, auch wenn ich dachte, dass ich es konnte. Meine Liebe zu ihm wuchs immer größer und erst letztens nach unserem Date merkte ich, wie viel mir dieser einzelne Mensch bedeutete.

Ich vertraute auf alle in meinem Umfeld, dass keiner von meinen Brüdern weder noch dass Jin etwas sagen würde zu Taehyung. Es sollte für immer ein Geheimnis bleiben, dass ich ihn am Anfang gar nicht liebte. Doch jetzt waren meine Gefühle echt, sie waren da und sie wurden von Tag zu Tag stärker - fast schon wie als verliebte ich mich jeden Tag ein weiteres Mal in ihn.

"Hey, Jimin! Warte mal bitte, ich möchte kurz mit dir sprechen und das alles klären", sagte ich, als ich ihn noch rechtzeitig erwischte und ihm den Weg zu seinem Zimmer blockierte. Ich wollte alles richtig machen, ich wollte auch mich verändern; doch dafür musste ich erstmal alles wieder gut machen, was ich angerichtet hatte.

"Du willst also reden, ja? Dann fang an zu reden, bevor ich es mir anders überlege, Jungkook", antwortete er leicht genervt, als ich tief einatmete und mir mit meiner rechten Hand durchs Haar fuhr. Kurz bevor ich anfing zu sprechen, biss ich mir nochmal kurz auf die Unterlippe, räusperte mich dann jedoch.

"Jimin", meinte ich, "ich will mich wirklich nicht mehr mit dir streiten. Ich habe meine Fehler eingesehen und manchmal gehöre ich wohl wirklich in die Hölle. Ich nehme dir auch nichts übel, du hattest jeglichen Grund wütend auf mich zu sein. Die anderen wissen bereits Bescheid - ich werde versuchen den Tod unserer Schwester ruhen zu lassen, so muss keiner von uns aus dieser Stadt raus und ich denke mit dieser Entscheidung nicht nur an mich, sondern auch an dich, Namjoon und an Jin. Es tut mir leid wie ich mich verhalten habe, doch ich möchte echt nicht weiterhin mit dir streiten. Übrigens weiß ich ... dass du Yoongi, den besten Freund von Taehyung zur Zeit oft sehen tust. Ich möchte mich nicht einmischen, nur will ich dass du offen mit mir redest und mir von so was erzählst. Wir sind doch eine Familie."

Eine kurze Stille kehrte ein, Jimin verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte bitterlich bevor er sich gegen die Wand hinter sich lehnte und mich ansah. "Kannst du dich eigentlich jemals entscheiden, was du willst? Dein ständiges hin und her geht mir echt auf die Nerven. Entweder du bleibst mit Taehyung oder nicht, so einfach ist das. Und ja, ich sehe zur Zeit seinen besten Freund des öfteren und wenn ich ehrlich bin, gefällt mir Yoongi auch. Hör zu, ich finde es gut, dass du wenigstens Einsicht zeigst und auch mal an uns denkst. Aber ich bin immer noch ziemlich wütend auf dich."

Ich nickte und presste meine Lippen zusammen. Ich hatte totales Verständnis dafür, dass er immer noch wütend war; schließlich war es ja auch zurecht. Es war Zeit sich von dem alten Jeon Jungkook zu verabschieden, denn ab diesem Moment wollte ich ein besserer Mann sein - ein besserer Vampir. Ich wollte nicht mehr lügen, betrügen, jemanden ausnutzen und egoistisch sein und das alles Dank Taehyung. Er machte mich zu einem besseren Mann, und das wollte ich eben auch zulassen.

"Ich weiß, es tut mir auch leid. Die ganze Zeit wusste ich nicht weiter, ich hatte keine Ahnung was richtig oder falsch war. Alles was ich wollte, war euch und Taehyung zu schützen, doch dabei verlor ich alles aus den Augen. Ich erkannte mich selbst nicht wieder, keine Ahnung wie ich überhaupt auf die Idee kam, seine Erinnerungen zu löschen. Fakt ist aber - ich will mich ändern, Jimin. Ich will ein besserer Mann für Taehyung sein und ein besserer Bruder für euch", gab ich niedergeschlagen zu, der Blick meines kleinen Bruder schien dabei etwas aufzutauen und er hatte etwas Mitleid.

Eigentlich wollte und brauchte ich kein Mitleid; ich wollte nur, dass man meine Entschuldigung annahm. Er hatte ja auch recht, mein ständiges hin und her konnte einen wirklich sauer machen. Jetzt hatte ich mich wirklich entschieden; es stand fest. Ich und Taehyung würden doch eine Zukunft haben und meine Wut sollte mir dabei nicht mehr im Wege stehen. Klar, wenn ich daran dachte war ich immer noch extrem wütend, jedoch musste ich den Tod meiner Schwester ruhen lassen, eine andere Wahl hatte ich nicht. Hätte ich damals schon auf Jimin gehört, dann wäre all das niemals passiert. Aber dann hätte ich wahrscheinlich Taehyung nie kennengelernt, was vielleicht noch schlimmer gewesen wäre, denn er ist der Einzige, der mich zu jemand besseren machte.

"Und jetzt bist du dir auch wirklich sicher, dass du Taehyung seine Erinnerungen nicht nehmen willst? Ich frage nur lieber sicherheitshalber nach, denn wenn du dich dann nochmal umentscheiden solltest, trete ich dir in den Arsch und glaub mir, dass wird dir bestimmt nicht gefallen", fragte mich Jimin nochmal, schaute mich aber nach seinem Satz ziemlich warnend an. Ich lachte nur und nickte mit dem Kopf um ihn zu sagen, dass ich es dieses Mal wirklich ernst meinte. Er konnte mir damit wirklich vertrauen, denn ich meinte es total ernst. Ich wollte nichts mehr, als eine Zukunft mit dem Mann, den ich über alles liebte.

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