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Chapter 76

Jungkook PoV

"Jungkook? Wie geht es dir?", fragte mich mein kleiner Bruder, der ins Wohnzimmer kam und mich unschuldig ansah. Bei diesem Blick hätte man doch echt denken können, dass er ein Engel war. Ich zuckte nur mit den Schultern.

"Keine Ahnung, ich weiß es nicht. Auch weiß ich nicht, wie lange ich das noch ohne Taehyung durchhalten kann. Irgendwie muss er mir doch verzeihen können, ich meine, wir lieben uns doch. Er liebt mich noch, dass weiß ich einfach", antwortete ich mit einem Seufzen, lehnte mich gegen die Lehne meiner Couch und biss mir auf die Unterlippe. Seit Wochen drehte sich alles nur noch um das gleiche Thema in meinem Kopf - es hörte nicht mehr auf. Dieser Mann machte mich verrückt und mit jedem Gedanken, den ich nur an ihn verlor, zog es mich immer tiefer in ein unendliches Loch, aus dem ich es nicht mehr heraus schaffen zu schien.

"Geht mir genauso. Ich vermisse Yoongi echt ... aber ich will dich damit jetzt nicht nerven, du hast selber viel zu tun. Ich bin mir sicher, dass das bei euch beiden wieder wird. Taehyung braucht Zeit, und nur er weiß wie viel er braucht. Du solltest dich aber echt mal ablenken oder so. Weiß nicht, vielleicht sollten wir uns langsam um Jin kümmern?", meinte Jimin, blickte erstmals noch ein wenig traurig, zwang sich dann aber ein Lächeln auf die Lippen. Ich wusste nicht wie ich antworten sollte; Ablenkung hörte sich gut an, aber Jin erinnerte mich nur an alles, also konnte ich mich damit definitiv nicht ablenken.

Ich schüttelte letztendlich den Kopf. "Nein, schon okay, wir sind eine Familie. Ich höre dir gern zu, keine Sorge. Und ehrlich gesagt will ich mich mit Jin noch nicht befassen, mir scheiß egal wo er gerade ist oder was er macht, aber du hast recht; ich brauche Ablenkung und die bekomme ich nicht, wenn ich mich jetzt um Jin kümmere", sagte ich letztendlich und rutschte ein wenig zur Seite, um Platz für meinen kleinen Bruder zu machen.

Er setzte sich neben mich, schien einfach nur traurig und allein, obwohl er das ja so gesehen gar nicht war. Aber Liebe konnte das mit einem anrichten, ich konnte genau verstehen was er fühlte - nur mit dem Unterschied, dass es bei mir nochmal viel schlimmer war als bei ihm erst.

"Danke, Jungkook. Ich weiß, dass Yoongi mich natürlich weiterhin noch sehen will, aber gerade fühlt sich das alles komisch an. Ich vermisse ihn, doch seit dieser ganzen Sache hat er natürlich auch vorübergehend den Kontakt mit mir eingestellt. Ich - ich glaube ich liebe ihn wirklich, wobei ich mir irgendwie doch nicht so wirklich sicher bin. Aber ich werde voll eifersüchtig, wenn ich ihn mit jemand anderen sehe, obwohl wir nicht mal zusammen sind. Und dass er und ich dann nicht mal mehr wirklich Kontakt haben, lässt mich fast schon explodieren. Denn Yoongi ist ein verdammt attraktiver Mann, natürlich machen sich auch Frauen an ihn ran und weißt du, was sich da dann in meinem Kopf abspielt? Ich könnte deren Hals umdrehen, wirklich", fing er an zu erzählen, regte sich zum Ende aber eher ein wenig auf.

Bisschen lustig fand ich es nun schon, aber ich versuchte mir das Lachen so gut es nur ging zu verkneifen. Ebenso war es aber auch süß, denn bei ihm hätte ich es wohl am wenigsten erwartet, dass er sich genauso in einen Menschen verliebte. Wäre unser Vater noch am Leben, würde er uns entweder als komplette Schande für die Familie ansehen oder es uns verzeihen.

"Du bist ja mal niedlich, Jimin. Ich denke, das wird sich wieder legen, aber bitte dreh niemandem den Hals um. Schau mal, bei dir und Yoongi ist es noch viel entspannter als wie bei mir und Taehyung - mach dir nicht so große Sorgen. Außerdem würde ich mir an deiner Stelle mal richtige Gedanken machen, ob du wirklich in ihn verliebt bist, oder einfach nur willst, dass ihn sonst keiner bekommt, damit du immer freie Bahn hast, falls du es dir doch anders überlegen solltest", meinte ich, schaute ihn dabei an. Er seufzte leicht, nickte jedoch endlich und spielte mit dem Ring an seinem Zeigefinger herum.

Taehyung hingegen ging mir nicht aus dem Kopf und mein kleiner Bruder hatte recht; ich brauchte Ablenkung. Nur was sollte ich tun, um ihn mal wenigstens für eine Stunde zu vergessen? Er schien sich bestimmt auch abzulenken um nicht an mich denken zu müssen, also musste ich das auch. Ich hielt es einfach nicht mehr aus, ich wollte, dass er einmal aus meinem Kopf verschwand.

Und dafür viel mir eine Idee ein, die ich später wohl noch bereuen würde.

"Du, ich will jetzt echt nicht so sein, aber ich muss hier mal raus um mich einfach abzulenken. Weißt du noch, wie diese Bar heißt, in die du so oft gegangen bist um nach Ablenkung zu suchen?", unterbrach ich die Stille zwischen uns und sah dabei zu, wie seine Augen sich leicht weiteten. "Jungkook, ich glaube eine Bar ist dafür echt nicht das Richtige ... Mach keinen Mist den du später bereuen wirst", antwortete er mir nur und runzelte die Stirn.

Eine Bar war vielleicht nicht das Beste gerade um sich abzulenken, aber es war das Einzigste was mir einfiel auf die Schnelle. Außerdem kam ich dort unter Menschen und konnte ein wenig Spaß haben; ich hatte ja auch nicht vor, Taehyung zu betrügen, sondern wollte einfach nur Ablenkung. Und eine Bar schien mir da gerade genau richtig.

"Okay, dann warte kurz hier, ich muss nochmal gucken wie sie heißt und dann schreibe ich dir den Namen auf. Aber Jungkook, meinst du nicht, dass eine Bar ein falscher Ort jetzt wäre um für Ablenkung zu suchen?", entgegnete der Kleine und ich blieb still, zeigte ihm somit dass ich darüber nun auf keinen Fall diskutieren wollte und einfach nur den Namen der Bar wissen wollte. Er verschwand schnell mal, währenddessen stand ich auf und schnappte mir schon mal meine Jacke, um mich gleich auf den Weg zu machen.

Taehyung war überall in meinem Kopf und es tat mir einfach auf Dauer nicht gut. Ich brauchte eben Ablenkung, ich musste all das einfach mal für einen Abend vergessen.