Kapitel 22

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Janas Sicht:

Sie hat mich wirklich geschlagen. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich wusste ja dass sie nicht sauer sein wird. Aber das mir gegenüber handgreiflich wird. Das hätte ich nie gedacht. Niemals. Sowas ist noch nie passiert. Weder sie noch mein Vater sind jemals einem von uns gegenüber handgreiflich geworden. Noch nie. Und jetzt wo ich wo ich eine erwachsene Frau bin, schlägt sie mich. Meine Wange tut immer noch weh. Die Tränen laufen mir die Wangen runter. Es sind keine Tränen wegen Schmerzen. Nein es sind Tränen weil ich enttäuscht bin. Ich bin enttäuscht von meiner Mutter.

Sie schlägt ihr eigene Fleisch und Blut. Ihre eigene Tochter, die sie großgezogen hat. Und mein Vater. Von ihm bin ich genauso enttäuscht. Er sitzt hier einfach nur um und macht nichts. Noch nicht einmal ein Wort hat er zu mir gesagt. Noch nicht einmal als meine Mutter mich geschlagen hat. Er sitzt hier nur rum und sagt nichts. Was habe ich denn hier für eine Familie? Was habe ich denn bitte für Eltern?

"Das wird ja immer besser. Du schläfst mit einem Freund von deinem Bruder?", holt mich die Stimme meiner Mutter aus den Gedanken. Kann ich sie überhaupt noch als meine Mutter sehen? Ich blicke hoch und sehe ihr genau ins Gesicht. Sie sieht mich verachtend und angeekelt an. So als wäre ich nicht ihre Tochter. Sie ekelt sich vor mir. Vor ihrer eigenen Tochter. Das kann doch nicht sein. Was ist denn daran so schlimm, dass ich schwanger bin? Andere Mütter würden auch sauer sein aber sich dann im nachhinein freuen, weil sie ein Enkelkind kriegen.

"Ich erkenne dich gar nicht wieder Mama. Was ist denn bitte los mit dir? So habe ich dich noch nie erlebt. Jana braucht jetzt Unterstützung. Das was du hier gerade abziehst ist unglaublich", sagt Mats wütend. Stimmt er ist ja ich hier. Und Cathy auch. Die beiden habe ich komplett vergessen. Ich sehe nur noch meine sogenannten Eltern und Marco. "Mats sie ist schwanger von einem deiner besten Freunde. Sei mal ehrlich mein Sohn. Das gefällt dir auch nicht. Alleine schon der Gedanke daran macht dich wütend", sagt sie an Mats gerichtet. Sie macht es extra. Sie will das Mats auch dagegen ist. Aber ich kenne meinen Bruder. Er ist nicht so. Er würde mir niemals den Rücken zu kehren. Egal was ich mache.

"Ich war am Anfang auch wütend. Aber nur eine kurze Zeit lang. Ich habe mich aber ganz schnell wieder eingekriegt, weil mich meine kleine Schwester braucht. Sie braucht Menschen an ihrer Seite, die sie unterstützen und ihr zur Seite stehen in dieser Zeit. Auf solche Menschen wie dich kann sie verzichten. Und du Papa. Sitzt hier rum und tust einfach nichts. Deine Tochter wurde gerade von deiner Frau geschlagen. Vor deinen Augen. Und du schaust nur zu. Machst nichts. Wo ist denn der Mann der immer gesagt hat, dass Jana seine kleine Prinzessin. Dass er sie immer unterstützen wird. Bei allem. Egal was. Und jetzt. Super Unterstützung. Von euch beiden. Super Eltern seid ihr. Aber wisst ihr was. Wir brauchen euch nicht. Wir haben nämlich uns. Marco, Cathy und ich werden für sie da sein. Wir brauchen euch beide nicht. Ich kann hier nicht mehr sein. Lasst uns gehen", sagt Mats wütend. So habe ich ihn noch nie erlebt. Mats war immer der ruhige von uns. Und heute.

Mats steht auch und verlässt mit Cathy zusammen das Haus. Er ist wirklich sehr wütend. "Komm Jana. Lass uns auch gehen. Wir sind nicht erwünscht", sagt Marco leise zu mir. Ich will aufstehen und rausgehen, aber ich kann nicht. Ich habe keine Kraft. Ich fühle mich so schwach. Noch nie habe ich mich so gefühlt. Marco hat dies wohl bemerkt. Er kniet sich zu mir runter und trägt mich hoch.

"Jana warte mal bitte", höre ich die Stimme meines Vaters. Sie ist ganz leise. Wie ein Flüstern. Marco dreht sich mit mir in seinen Armen um. "Ich will nichts von dir hören. Gerade als ich dich gebraucht habe hast du nichts gemacht. Also brauchst du jetzt auch nichts tun", sage ich und sehe ihn dabei verletzt an. Er soll wissen wie sehr er mich gerade verletzt hat, indem er einfach nichts gemacht hat. Ohne meine Mutter auch nur einmal anzugucken geht Marco mit mir raus und setzt mich ins Auto. Sekunden später fahren wird von dem Grundstück meiner Eltern weg.

Der Freund Meines BrudersWhere stories live. Discover now