Kapitel 44

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Ich betrete ganz leise das Zimmer. Vor mir liegt Jana in dem Bett am schlafen. Ich setze mich auf den Stuhl neben sie und nehme ihre Hand in meine. Ich kann es immer noch nicht glauben? Warum sie? Dass kann doch alles nicht war sein. Ich kann sie doch nicht verlieren. Sie gehört jetzt zu mir. Mir ist in den letzten Wochen klar geworden, dass ich nicht mehr ohne Jana sein will. Ich will sie ständig bei mir haben. Was ist wenn sie jetzt für immer gehen wird? Ich werde das nicht verkraften. Bei dem Gedanken, dass Jana nicht mehr da sein könnte, laufen mir die Tränen die Wangen runter. "Du darfst mich nicht verlassen. Hörst du. Du und ich werden gemeinsam unsere Tochter großziehen. Ich werde das nicht alleine machen. Wir beide sind doch ein Team. Ich werde dich nicht im Stich lassen. Niemals", sage ich leise weinend.

Ich führe ihre Hand zu meinem Mund und gebe ihr leichte Küsse drauf. "Ich werde bei dir sein. Wir werden zusammen gegen diesen Tumor kämpfen. Ich weiß, dass du es schaffen wirst. Du bist so eine starke Frau. Du kriegst alles hin. Ich will das du weißt, dass du nicht alleine sein wirst", sage ich schluchzend. Genau in dem Moment, spüre ich, wie sich ihre Finger in meiner Hand bewegen. Sofort sehe ich zu ihr. "Marco", sagt sie kaum hörbar und öffnet ihre Augen. Sie ist wach. Oh mein Gott sie ist wirklich wach. "Hey Jana. Wie geht's dir? Hast du Schmerzen?", frage ich sie besorgt und wische mir dabei die Tränen weg. Sie schüttet ganz leicht ihren Kopf. "Was ist passiert?", fragt sie mich leise. Stimmt. Sie weiß ja noch von nichts. Ich kann es ihr doch jetzt nicht sagen. Ich bringe es nicht über's Herz.

Gott sei Dank kommt genau in diesem Moment Dr. Kleiber ins Zimmer. "Oh Hallo Frau Hummels. Freut mich zu sehen, dass sie wach sind. Wie geht es ihnen?", fragt er sie. "Es geht", sagt sie genauso leise wie gerade eben. "Das ist verständlich. Ich glaube, Sie wollen gerne wissen, was mit Ihnen los ist. Also Frau Hummels. Es sind leider keine guten Nachrichten. Wir haben bei den ganzen Untersuchungen vorhin einen Tumor bei Ihnen entdeckt", klärt Dr. Kleiber sie auf. Jana wird sofort blass. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Ich drücke ihre Hand leicht, damit sie weiß, dass ich bei ihr bin. Sie soll wissen, dass sie nicht alleine ist.

"Es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen keine besseren Nachrichten überbringen kann. Aber Sie sollten wissen, dass der Tumor noch nicht so weit entwickelt ist. Es gibt sehr gute Chancen, ihn zu besiegen", klärt er sie weiter auf. Jana nickt nur und scheint dem Arzt gar nicht mehr richtig zuzuhören. Doch plötzlich weiten sich ihre Augen und sie sieht Dr. Kleiber besorgt an. "Was ist mit unserer Tochter?", fragt sie ihn panisch. "Sie brauchen sich keine Sorgen um Ihre Tochter zu machen. Ich habe Ihrem Verlobten schon vorhin erklärt, dass es ihr den Umständen entsprechend gut geht. Wir müssen aber nach der Geburt sicherstellen, dass sie nicht auch von dieser Krankheit betroffen ist", erklärt er ihr. Bei dem Wort "Verlobten" sieht mich Jana verwirrt an. Ach stimmt. Da war ja noch was. Aber ich kann ihr das ja später erklären. Jana fragt nicht weiter nach und nimmt es einfach so hin.

"Es gibt da aber noch eine Sache, die ich vergessen habe Ihnen zu sagen Herr Reus. Wir werden Sie nicht entlassen Frau Hummels. Dass wäre zu riskant. Man kann nicht wissen, wann etwas passieren wird. Sie werden hier bleiben bis zur Geburt und dann sehen wir weiter", sagt er. Dass habe ich mir schon gedacht. "Okay also wenn Sie nichts mehr wissen wollen, werde ich Sie jetzt alleine lassen", sagt er und geht aus dem Zimmer. In dem Moment als die Tür zugeht, fängt Jana an zu schluchzen. "Hey alles okay. Ich bin bei dir. Alles wird gut. Mach dir keine Sorgen. Wir werden es gemeinsam schaffen", versuche ich sie zu beruhigen. Ich stehe von meinem Stuhl auf und nehme sie in meine Arme. Ich weiß jetzt schon, dass die nächste Zeit sehr schwer sein wird. Für uns beide. Aber ich werde sie nicht im Stich lassen.

Der Freund Meines BrudersWhere stories live. Discover now