Kapitel 50

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Seit den letzten zwei Wochen geht es mir nur noch schlecht. Ich habe keine Lust mehr auf nichts. Ich habe keinen Hunger und trinken tue ich auch nicht. Ich fühle mich so unglaublich schwach. So habe ich mich noch nie gefühlt. Die Geburt unserer Tochter steht auch kurz bevor. Ich bin schon ganz aufgeregt. Aber um ehrlich zu sein, habe ich einfach nur eine riesige Angst, dass sie auch krank ist. Ich könnte das nicht ertragen. Ich wüsste nicht, wie ich damit umgehen soll. Es ist schon verrückt, wie sich die Dinge im Leben ändern. Am Anfang der Schwangerschaft hatte ich noch total Angst. Ich wollte es am Anfang nicht. Ich dachte ich würde alleine sein. Und jetzt. Jetzt freue ich mich auf mein Kind und ich bin mit ihrem Vater sehr glücklich. Trotzdem bin ich damit nicht zufrieden. Wer garantiert mir denn, dass ich es überleben werde. Wer garantiert mir, dass ich meine Tochter aufwachsen sehen darf. Genau! Niemand kann das.

Marco versucht jeden Tag mich aufzubauen. Jedes Mal sagt er mir, dass ich es schaffen werde und ich mir keine Sorgen machen muss. Aber ich glaube da nicht wirklich dran. Ich tue vor den anderen immer so stark. Aber dass bin ich nicht. Ich bin schwach. Sehr schwach. Und ich habe sehr große Angst. Marco, Mats und Cathy denken, dass es mir gut geht. Aber das stimmt nicht. Ich tue immer nur so. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen um mich machen. Ich will, dass sie ihr Leben weiter leben. Sie sollen nicht alles aufgeben nur weil ich krank bin. Das ist das letzte was ich will. Wer weiß, vielleicht müssen sie in der Zukunft auch ohne mich Leben. Ich weiß, ich sollte nicht an sowas denken. Aber ich kann nicht anders.

Es kostet mich jeden Tag so viel Kraft, vorzugeben, dass es mir gut geht. Ich mache ihnen die ganze Zeit lang was vor. Aber ich finde es besser, als dass sie hier immer sind. Sie haben schließlich auch ein Leben. Marco ist total oft nicht zum Training gegangen, weil er der Meinung war, dass es mir nicht gut ging. Ich will nicht, dass er seine Karriere aufs Spiel setzt wegen mir. Er hat sehr hart dafür gearbeitet. Er soll sich auf seinen Fußball konzentrieren. Mats genauso. Ich weiß noch wie lange er tagtäglich trainiert hat, um so spielen zu können wie heute. Beide sollen sich einfach auf ihren Job konzentrieren. Und Cathy genauso. Sie nimmt im Moment keinen Job außerhalb Deutschland an, weil sie mir zur Seite stehen will. Ich finde es ja total süß von ihnen, dass sie mir so zur Seite stehen, aber ich will nicht, dass sie was aufgeben. Das geht einfach nicht.

"Hey meine Süße. Wo bist du denn mit deinen Gedanken?", höre ich die Stimme von Marco fragen. Ich drehe mich zur Seite, von wo die Stimme gekommen ist. Rechts von mir sitzt Marco auf einem Stuhl. Seit wann ist er denn hier? "Hey ich habe dich gar nicht gesehen. Seit wann bist du denn hier?", frage ich ihn. Ich freue mich ihn zu sehen. "Ach erst seit fünf Minuten oder so. Du warst so vertieft in deinen Gedanken. Ich wollte dich nicht stören. Und außerdem sahst du dabei einfach nur unglaublich süß aus", sagt er. Statt ihm zu antworten nehme ich seine Hand in meine. Ich will jetzt einfach seine Nähe spüren. "Marco kannst du mir einen Gefallen tun?", frage ich ihn leise. Marco sieht mich lächelnd an. "Alles was du willst. Das weißt du doch", sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

"Legst du dich bitte zu mir? Ich will dich jetzt ganz nah bei mir haben", sage ich leise. Sofort steht Marco von seinem Stuhl auf und zieht sich seine Schuhe aus. Anschließend legt er sich zu mir aufs Bett. Ich lege meinen Kopf sofern auf seine Brust und er seine Arme um mich. Es fühlt sich einfach unglaublich an. Ich habe solange drauf gewartet in seinen Armen zu sein. Und jetzt wo ich es endlich kann, bin ich schwer krank. Das ist einfach nicht fair. Ich habe immer geträumt, wie wohl das Leben an Marcos Seite ist. Und jetzt wo ich die Möglichkeit dazu habe, haben wir beide vielleicht keine Zukunft zusammen.

"Alles okay mit dir? Du bist heute irgendwie so komisch", fragt mich Marco nach einer Zeit. Ich sehe ihn an. Er macht sich immer solche Sorgen um mich. Dafür liebe ich ihn so sehr. Aber ich habe es ihm noch nicht gesagt. Ich finde es noch zu früh um diese drei Wörter auszusprechen. "Du brauchst dir keine Sorgen machen. Alles gut. Ich bin nur etwas müde", sage ich und sehe weg. Ich hasse es ihm was vor zu machen. Aber es muss sein. Ich spüre Marcos Blick noch auf mir. Aber nach einer Zeit lang schließt er einfach seine Augen. Gut, dass er noch weiter nachfragt.

Der Freund Meines BrudersWhere stories live. Discover now