Kapitel 52

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Mats Sicht:

Marco hat recht. Irgendwas stimmt nicht mit Jana. Und keiner weiß was. Ich habe es schon lange bemerkt, dass sie uns nur was vormacht. So wie ich meine kleine Schwester kenne, denkt sie wahrscheinlich, dass es niemand mitbekommen hat. Aber dafür kennen wir sie halt zu gut. Ich hatte die ganze Zeit lang die Hoffnung, dass sie sich Marco anvertraut hat. Ich hätte darauf wetten können, dass er was weiß. Und jetzt sagt er mir, dass es nicht so ist. Ich weiß langsam auch nicht mehr weiter. Jana ist eigentlich nicht so. Sie ist total offen und redet mit jemandem, wenn sie etwas bedrückt. Es sei denn, es ist etwas ganz schlimmes. Dann behält sie es meistens für sich. Aber nach einer Zeit lang wird ihr dass alles zu viel und sie muss mit einer Person darüber reden. Dass sind dann meistens Cathy oder ich. Aber jetzt kommt nichts. Ich dachte weil Marco ihr Freund ist, sagt sie ihm alles. Aber das scheint ja jetzt nicht der Fall zu sein.

Wir beide wollen einfach wissen, was sie bedrückt. Egal was es ist, sie ist doch nicht alleine. Marco ist schon richtig fertig. Er weiß nicht mehr, was er tun soll. So habe ich ihn selten erlebt. Man merkt richtig, dass sie ihm sehr wichtig ist. "Wenn sie aufsteht, gehe ich aus dem Zimmer. Dann könnt ihr reden. Ich hoffe wirklich sehr, dass sie dir irgendwas sagen wird", sagt Marco und sieht dabei Jana an. Man muss schon sagen, die beiden sind wirklich ein tolles Paar. Ich freue mich, dass meine Schwester einen Partner gefunden hat. Ich muss gestehen, dass ich am Anfang nicht wirklich begeistert war. Aber mittlerweile freue ich mich einfach für die beiden. "Dass hoffe ich auch. Sie muss einfach einsehen, dass sie nicht immer alles alleine schaffen muss. Wenn sie so weiter macht, dann wird sie daran zerbrechen. Da bin ich mir sicher", sage ich und sehe dabei auch Jana an.

Eine halbe Stunde später steht sie auf und sieht sich im Zimmer um. Als sie Marco sieht, fängt sie an zu strahlen. Es macht mich glücklich zu sehen, dass sie sich bei ihm wohlfühlt. Als sie mich sieht, strahlt sie noch mehr. "Hey Bruderherz. Wie lange bist du denn schon hier?", fragt sie mich. Ich stehe auf und nehme sie kurz in meine Arme. Sie ist so extrem dünn geworden. Dass ist total gefährlich für sie und ihre Tochter. "Ich bin schon etwas länger hier. Wie geht es dir? Alles okay?", frage ich sie, obwohl ich Antwort schon weiß. "Mir geht es gut", sagt sie und lächelt mich gezwungen an. Marco wirft mir einen besorgten Blick zu.

"Leute ich muss mal kurz draußen telefonieren. Ich bin gleich wieder da", sagt Marco und drückt Jana einen Kuss auf die Stirn, bevor er das Zimmer verlässt. Jetzt sind es nur noch wir beide. Jetzt geht es los. Ich werde nicht einen auf einfühlsam machen. Sie soll sehen, dass sie und richtig scheiße geht, weil wir einfach nicht wissen, was mit ihr los ist. "Jana glaubst du wirklich, dass Marco rausgegangen ist um zu telefonieren? Nein ist er nicht. Er kann dich einfach nicht mehr so sehen. Du tust so, als würde alles gut sein. Aber dass ist es nicht. Und dass wissen wir. Du machst uns die ganze Zeit lang nur was vor. Immer wenn wir dich fragen ob es dir gut geht, sagst du ja. Aber das stimmt nicht. Du lügst uns an. Und wir verstehen nicht warum. Egal was dich bedrückt, du weißt ganz genau, dass du nicht alleine bist. Du kannst immer mit einem von uns reden. Aber du tust es nicht. Langsam sind wir echt am verzweifeln", sage ich und merke, wie mir die Tränen in die Augen steigen. Ich will ihr doch einfach nur helfen.

Jana sieht mich mit großen Augen an. Sie hat damit überhaupt nicht gerechnet. "Mats es ist wirklich alles...", sagt sie, doch ich unterbreche sie. "Wehe du sagst jetzt, dass es dir gut geht. Ich kann das langsam nicht mehr hören. Es stimmt nicht. Hör auf uns was vor zu machen. Wir wollen dir doch nur helfen", sage ich etwas lauter. Ich sehe, wie ihr langsam einige Tränen die Wange runterlaufen. "E...E.. Es..tu...tut m..mir l..leid", sagt sie schluchzend. Ich stehe auf und nehme sie in meine Arme. Ich kann sie so nicht sehen. "Ich habe Angst Mats. Sehr große Angst sogar. Ich will den Kampf gegen diesen Tumor gewinnen. Ich will es schaffen. Aber ich habe Angst, dass ich es nicht schaffen werde. Alles war perfekt. Und jetzt muss ich um mein Leben bangen. Ich fühle mich so schwach. Ich habe keine Lust mehr auf nichts. Ich habe große Angst, dass meine Tochter auch so krank ist. Sie ist doch noch ein Baby. Sie hat keine Kraft dagegen anzukämpfen. Es ist in letzter Zeit alles zu viel für mich. Ich kann einfach nicht mehr", sagt sie weinend.

Endlich hat sie was gesagt. Nun können wir daran arbeiten. "Jana wir können alles zusammen schaffen. Wir werden zusammen gegen diesen Tumor kämpfen.  Dass haben wir von Anfang an gesagt. Und macht dir keinen Kopf um deine Tochter. Ihr wird es schon gut gehen", versuche ich sie zu beruhigen. Sie nickt einfach nur und weint weiter vor sich hin. Doch einige Sekunden später merke ich, dass sie in geschlafen ist. Sie scheint ziemlich kaputt zu sein. Jetzt wo ich weiß, was sie bedrückt, können wir ihr alle helfen.

Der Freund Meines BrudersWhere stories live. Discover now