Kapitel 72

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Ich habe die ganze Nacht lang nicht geschlafen. Immer wenn ich meine Augen zugemacht habe, habe ich Marco und Caro vor mir gesehen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass er wieder Kontakt zu ihr hat. Ich kann es einfach nicht verstehen. Vor Monaten hieß es noch, dass er sie nicht ausstehen kann. Und heute schreibt er wieder mit ihr und tut einen auf Freunde. Ich kann und will das nicht verstehen.

Ich stehe langsam von meinem Bett auf und sehe zu Mara, die noch ganz tief und fest in ihrem Bettchen schläft. Marco hat mir den Gefallen getan und hat heute Nacht nicht im Bett geschlafen. Ich will ehrlich sein. Wenn er hoch gekommen wäre, dann wäre ich runter gegangen.

Leise gehe ich aus dem Zimmer raus und gehe in Richtung Wohnzimmer. Dort sitzt Marco auf der Couch und hat seinen Kopf in seinen Händen. Plötzlich hebt er seinen Kopf und sieht mir direkt ins Gesicht. Bei seinem Anblick muss ich kräftig schlucken. Er sieht einfach nur schrecklich aus. Man sieht ihm an, dass er die ganze Nacht kein Auge zugemacht hat. "Jana", sagt er ganz leise und kommt auf mich zu. Kurz vor mir bleibt er stehen.

"Bitte Jana, lass uns reden", bittet er mich. Ich nicke ihm kurz zu und gehe an ihm vorbei, um mich auf die Couch zu setzen. Ich sehe ihn an, um ihm zu signalisieren, dass er anfangen soll. "Hör mir zu Jana. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß selber nicht, warum ich das gemacht habe. Aber du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich nur dich liebe und nichts von Caro will. Ich dachte, sie und ich könnten vielleicht Freunde sein. Aber da habe ich nur an mich gedacht und nicht daran was ich dir damit antue. Es tut mir wirklich leid. Jana ich liebe nur dich und ich will auch nur dich", sagt Marco und sieht mich dabei flehend an.

Ich kann ihn so nicht sehen. Das zerbricht mir das Herz. "Marco ich weiß einfach nicht, was ich davon halten soll. Ausgerechnet Caro. Bevor wir zusammen gekommen sind hast du noch mit ihr geschlafen und davor warst du noch mit ihr in einer Beziehung. Wie würdest du dich fühlen wenn ich sowas machen würde?", sage ich und merke, wie mir so langsam die Tränen in die Augen steigen.

"Nein mein Schatz. Bitte nicht weinen. Ich kann dich so nicht sehen. Das macht mich fertig. Vor allem noch weil ich weiß, dass ich der Grund dafür bin. Und nochmal zu Caro. Du braucht dir da keine Gedanken machen. Ich kann dich verstehen. Wirklich. Ich glaube wenn ich an deiner Stelle wäre, dann hätte ich genauso reagiert. Wenn nicht noch schlimmer. Wie schon gesagt. Ich habe keine Ahnung warum ich das gemacht habe. Aber als du gestern dann alleine ins Zimmer gegangen bist und ich hier auf der Couch geschlafen habe, da hätte ich mich selbst ohrfeigen können", sagt er.

"Das hättest du auch tun sollen", sage ich und grinse leicht vor mich hin. Ich kann ihm einfach nicht lange böse sein. Vor allem wenn er so verzweifelt ist. Ich kann das nicht mit ansehen. Ich wollte schon mitten in der Nacht zu ihm kommen und ihn bitten zu mir ins Bett zu kommen. Aber ich wollte ihn mal darüber nachdenken lassen, was er falsch gemacht hat.

Marco sieht mich an und lächelt leicht. Er rutscht ganz langsam zu mir, so als ob er Angst hätte, dass ich ihn wieder von mit stoßen werde. Aus diesem Grund lehne ich mich zu ihm und gebe ihm einen Kuss. Marco erwidert sofort und zieht mich dabei zu sich, damit ich noch näher an ihm bin. Obwohl ich ihn gestern das letzte mal geküsst habe, fühlt es sich so an, als wären schon Jahre vergangen. Es ist immer wieder ein unglaubliches Gefühl ihn zu küssen. Ich werde davon nie genug kriegen.

"Denk jetzt bloß nicht, dass alles wieder gut ist, mein Lieber. Ich bin immer noch ziemlich wütend auf dich. Aber ich liebe dich zu sehr, um dir lange sauer zu sein. Trotzdem will ich aber noch eine Sache wissen Marco. Was hat Caro denn für ein Problem? Und warum braucht sie da ausgerechnet deine Hilfe? Ich meine, hat sie niemanden anderen", frage ich Marco die Frage, die mir die ganze Nacht lang nicht aus dem Kopf gehen wollte.

"Sie hat Probleme mit ihrer Familie. Ich weiß selber nichts genaues. Ich weiß nur, dass sie mit allen von ihnen Streit hat und keiner mehr was mit ihr zu tun haben will. Das Problem ist aber irgendwie zwischen ihrer Schwester, ihrem Freund und ihr. So wie ich Caro kenne, hat sie was mit ihm gehabt und die Schwester hat das rausgefunden. Und zu der Frage warum sie ausgerechnet mich kontaktiert hat, kann ich nur sagen, dass ich wahrscheinlich die einzige Person bin, die noch mit ihr redet", erklärt er mir die Situation.

Ich kann es nicht glauben. Sie kann doch nicht einfach was mit dem Freund von ihrer Schwester anfangen. Aber das zeigt mir auch nur wieder, dass man dieser Frau alles zutrauen kann. Sie hat bestimmt bei Marco die Mitleidsnummer abgezogen, um sich dann wieder ganz langsam an ihn ran zu tasten. Aber da hat sie die Rechnung ohne mich gemacht. Ich werde um diesen Mann immer kämpfen. Da werde ich es mit allen aufnehmen.

Der Freund Meines BrudersWhere stories live. Discover now