My Little Angel #10

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Ich betrat den Flur und schloss die Tür hinter mir zu.
Kaum hatte ich dies jedoch getan, hörte ich meine Mutter nach mir rufen.
"Helena? Bist du das?", ertönte ihre Stimme aus der Küche.
"Ja", antwortete ich und schluckte ängstlich.
Ich legte meine Tasche ab, atmete nochmal tief ein und ging dann in die Küche.

Meine Mutter stand am Herd und war mit der Zubereitung des Abendessens beschäftigt, während mein Vater mit seinem Kaffee auf einem Stuhl saß und seine Zeitung laß.
Ich begrüßte beide mit einem Kuss auf die Wange und deckte dann den Tisch.

Während dem Essen, unterhielten sich meine Eltern wie gewöhnlich über ihre Geschäfte und was noch für Projekte bevorstehen würden für die Fabrik.
Ich hörte den beiden nicht zu und essen tat ich auch kaum. Mein Appetit wurde durch die Aufregung und Nervosität einfach weggefegt.
Aber jetzt oder nie!
Ich hatte keine Wahl.

"Mom, Dad..Ich möchte euch etwas sagen", stotterte ich leise und hielt meine Blicke dabei gesenkt.
Beide schauten mich wie auf Kommando neugierig an.
"Hast du in der Schule etwas angestellt?", fragte mich mein Vater mit seiner strengen und ernsten Stimme.
"N..Nein! Es ist etwas anderes..."
Mein Vater sah nun noch neugieriger aus.
"Was denn?", fragte meine Mutter ungeduldig.
"Ich..äh..Nun ja..äh..", stammelte ich schüchtern und suchte nach den richtigen Worten.

Ich hatte wirklich große Angst gerade.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Mein ganzer Körper zitterte. Zu dem stieg nun auch noch die Übelkeit in mir. Das ganze "Ich-fühle-mich-nicht-wohl-Paket" war gerade parat.

"Helena! Sag schon", sagte meine Mutter nun aufgebracht und richtete ihre blauen Augen von meinem Dad wieder auf mich.
"Ja. Ich bin..äh.."
"Was bist du?"
Meine Mutter wirkte langsam wütend, weil ich es einfach nicht rausbekam.
"Ich bin schwanger", sagte ich schließlich leise und senkte meine Blicke.

Nun war es raus.
Es gab kein zurück mehr.
Meine Eltern schauten mich mit ihren geschockten Blicken an. Sie sagten erst nichts.
Es herrschte für kurze Zeit eine unerträgliche Stille zwischen uns. Eine Stille, die meine Gedanken und Ängste durcheinander warf.
Eine Stille, die mich zerstörte.

"H..Helena, wenn das ein Witz sein soll, dann ist er nicht witzig", gab meine Mutter geschockt von sich. Sie wirkte gleichzeitig auch sehr wütend und aufgebracht.
"Ich wünschte, es wäre hier alles gerade ein Witz oder ein Traum, aber nein. Es ist die pure Realität. Ich bin schwanger", stotterte ich leise und schaute auf den Boden.
"Was?! Um Gottes Willen, Helena! Was redest du da? Ist dir gerade bewusst, was du da von dir gibst?", schrie meine Mutter wütend.
"Ja, mir ist bewusst, was ich gerade gesagt habe. Aber es ist nun mal so und ich kann es nicht ändern", zischte ich wütend und richtete meine Blicke auf sie.
Tränen quollen wieder aus meinen Augen.
"Das glaub ich dir nicht." Meine Mutter versuchte wieder ihre Stimme unter Kontrolle zu halten.

Ich kramte dann ohne weitere Worte einen zerknüllten Zettel aus meiner Hosentasche und reichte es ihr rüber.
Sie schaute erst fragend, betrachtete sich aber dann den Zettel genauer an. Es war ein Ultraschallbild, auf dem klipp und klar ein kleines "Wesen" zu sehen war.
Die Augen meiner Mutter weiteten sich geschockt und sie wendete ihre Blicke von dem Bild wieder auf mich.
"Helena...Wie? Von wem?", fragte sie mich nun unter Tränen.

Die Tränen meiner Mutter waren nicht für mich, sondern für ihren Ruf und ihre Karriere. Wie sollte sie das bloß allen erklären?
Ihre Tochter war mit achtzehn Jahren schwanger von einem unbekannten Typen! Ein Mordschlag für den guten Ruf!
Und das zu wissen, zerbrach mein Herz in tausend Stücke.

"Es ist halt passiert und eins kannst du wissen..Es war auch eure Schuld. Hättet ihr mir nicht alles verboten, wäre das nie passiert. Dann wäre ich nicht heimlich auf diese scheiß Party gegangen und hätte so viel getrunken. Ihr habt mich in meinem eigenen Leben gefangen gehalten. Nie durfte ich etwas tun. Nie! Für alles habt ihr mir die Schuld gegeben. Ich war nie gut genug, egal was ich tat und ich..-", schluchzte ich wütend, doch kam nicht weiter.

Mein Vater, der die ganze Zeit nichts dazu gesagt hatte, unterbrach mich, in dem er plötzlich mit der Faust auf den Tisch schlug und aufstand. Er kam auf mich zu und hob seine Hand. Für einen Moment dachte ich echt das er jede Sekunde zuschlagen würde, jedoch hielt er aber inne. Seine Hände zitterten und seine Augen spiegelten seine große Wut wieder.
"Na los! Schlag doch zu. Mach schon. Ich habe keine Angst. Das hat doch eh noch gefehlt. Das habt ihr ja noch nicht getan", zischte ich wütend.

"Geh sofort in dein Zimmer! Verschwinde aus meinen Augen", sagte mein Vater mit einer kalten Stimme und drehte sich um.

Ich schaute meine Mutter an, die jedoch weinend auf dem Stuhl saß und nichts dazu sagte.
Länger konnte ich es hier nicht mehr aushalten.
Ich nahm das Ultraschallbild, lief in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir laut zu.
Kaum war ich in meinem Zimmer, ließ ich mich in mein Bett fallen und heulte.

Wut, Angst, Verzweiflung, Einsamkeit...all diese Gefühle drehten sich in mir. Das alles konnte doch nur ein Alptraum sein.

Als ich mich nach einer ganzen Weile wieder beruhigt hatte, stand ich auf um eine kalte Dusche zu nehmen. Doch etwas hielt mich auf.
Genauer gesagt, ein Satz meines Vaters, welches ich aus dem Nebenraum laut und deutlich hören konnte.

"Helena hat keine Wahl und wird abtreiben.."

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