My little Angel

My Little Angel #87

Youtube: "Best Emotional Beautiful Love Song Orchestral Soundtrack - 'Love Lost' by Mattia Cupelli" von: Mattia Cupelli | Composer

Der kalte Wind zeichnete den baldigen Winter in seinen vollen Zügen aus. Mit jedem Schritt durch den kalten und leeren Park, spürte ich mich wieder etwas lebendiger. Zunehmend entfaltete sich immer mehr die Dunkelheit, da es schon spät war. Außer mir und Jason, der in seinem Babywagen schlief, war niemand draußen unterwegs. Es war ein anstrengender Tag heute wieder gewesen und wir beide waren am Ende unserer Kräfte. Heute hatte ich mal wieder fast den ganzen Tag im Krankenhaus verbracht. Zwischendurch war ich nur einmal bei der Polizeibehörde gewesen und habe ihnen die notwendigen Aussagen erstattet. Ich war mehr als nur froh, dass mein Dad sich um diese Angelegenheiten kümmerte. Mirco muss in ein paar Tagen vor Gericht und danach für eine sehr lange Zeit hinter Gittern. Zwar hatte endlich dieser Albtraum ein Ende gefunden, doch von Freude fehlte bei mir jede Spur. Wie sollte ich mich auch freuen, wenn Ryan in dem Zustand dort liegt? Das kann ich einfach nicht.

Ich hielt kurz inne und deckte Jason richtig zu, da man durch die Kälte schon den Atem sehen konnte. Meine Eltern und auch Lene hatten mir zwar angeboten, bei ihnen zu bleiben, doch das wollte ich nicht. Ich wollte keine Veränderung in meinem Leben, da mir die gewohnte Umgebung bestimmt Kraft schenken kann. Daran hielt ich jedenfalls fest, bis ich dann meine Wohnung betrat, die von Dunkelheit, Leere und Kälte umhüllt war. Ich machte das Licht an und schloss die Tür hinter mir zu. Ganz vorsichtig nahm ich Jason aus seinem Babywagen und legte ihn in sein Bett.
"Schlaf gut, mein Engel", flüsterte ich leise und gab ihm einen sanften Kuss. Auf Zehenspitzen schlich ich mich wieder aus dem Zimmer und schloss die Tür ganz leise wieder zu. Dann beschäftigte ich mich mit der Hausarbeit, um meinen Kopf frei zu kriegen und mich ablenken zu können. Für eine kurze Zeit klappte dies sogar. Ich nahm eine kalte Dusche und schlenderte dann in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen, welches ich gerade mehr als nur brauchte. Ich stand an der Küchentheke und wartete auf das Kochen des Wassers. Eine große Stille durchzog das Haus. Nur das Ticken der Uhr war zu hören. Sonst nichts.

"Ryan, mach nicht so einen Krach, sonst wacht der Kleine noch auf! Was machst du da überhaupt so früh am morgen?!", seufzte ich aufgebracht und schaute ihn fragend an.
Er jedoch saß weiterhin auf dem Boden und versuchte eine Kiste auszupacken. Und das an einem Samstagmorgen, um sieben Uhr in der Küche. Dieser Junge war doch verrückt!
"Sorry, hab ich dich geweckt, Babe?", fragte er mich mit einem breiten Grinsen und konzentrierte sich wieder auf die große Kiste.
"Nein, wie kommst du bloß auf die Idee? Warum soll ich denn aufwachen, wenn du morgens mit einer großen Kiste durch den Flur stampfst?.." Die Ironie in meiner Stimme war dabei natürlich nicht zu überhören. "..Was machst du da? Was ist das?", fragte ich ihn neugierig.
"Nur eine Bestellung, die endlich kam. Ich habe so lange auf diese Konsole gewartet. Das kannst du dir echt nicht vorstellen. Ich muss gleich mal Mike schreiben", antwortete er völlig konzentriert.
"Jungs", seufzte ich und schüttelte meinen Kopf. Da meine Müdigkeit nun völlig von mir gewichen war, lohnte es sich nicht mehr ins Bett zu gehen. Stattdessen brauchte ich jetzt dringend Kaffee, um einen klaren Kopf zu bekommen. Vor allem noch vor der Arbeit im Café, auf die ich wirklich null Bock hatte.
Vor der Kaffeemaschine wartete ich geduldig auf das Kochen des Wassers, als Ryan plötzlich seine Arme von hinten um meine Hüfte schlang und mir einen Kuss auf die Schulter drückte. Bevor ich jedoch noch etwas sagen konnte, spürte ich eine Kette an meinem Hals. Ich schaute erschrocken runter. Eine edle Herzkette mit einem silbernen Steinchen in der Mitte, auf der ein 'H & R' eingraviert wurde. Ryan löste wieder seinen Griff und lehnte sich mit einem süßen Lächeln an die Theke. Ich drehte mich um und hatte immer noch die Hand auf der wunderschönen Kette.
"Das ist für dich, Babe. Die Kette habe ich auch bestellt gehabt und heute kam sie endlich. Gefällt sie dir?"
Ich richtete meine Augen von der Kette auf ihn. "Sie ist wunderschön. Danke", gab ich mit einem breiten Lächeln von mir und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
"Für dieses Lächeln würde ich einfach alles geben.." Ein süßes Lächeln bildete sich nun auch wieder auf seinen Lippen, als er mir ein paar Strähnen hinters Ohr strich. "..Immer wenn du diese Kette siehst, kannst du dich an mich erinnern." Mit den Worten legte er wieder seine Lippen auf meine und schlang seine Arme um meine Hüfte.