My Little Angel #72

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Lesenacht: Kapitel 2

Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte ein paar mal, um mich an das helle Licht im Zimmer zu gewöhnen.
Gähnend drehte ich mich auf die andere Seite um weiter zu schlafen, doch bei dem süßen und atemberaubenden Anblick, kam für mich schlafen definitiv nicht in Frage. Ryan lag direkt neben mir und schlief wie ein unschuldiger Engel tief und fest. Selbst morgens im Bett sah er einfach nur atemberaubend aus. Obwohl er nur schlief, konnte er mir ein Lächeln über die Lippen zaubern.
Ich näherte mich langsam seinem Gesicht und wollte ihm ganz vorsichtig einen Kuss auf die Wange geben, als er mich plötzlich am Arm packte und mir einen Kuss auf die Lippen drückte.

"Du bist wach? Warum hast du nichts gesagt?", fragte ich ihn lachend und legte meinen Kopf auf seine Brust.
"Ich bin schon lange wach, Babe. Ich habe dich die ganze Zeit beobachtet. Du hast geschlafen wie ein Engel", antwortete er mit einem süßen Lächeln und strich mit seiner Hand sanft über meinen Rücken.
"Idiot! Du hättest etwas sagen können", gab ich verlegen von mir und versuchte die Röte meines Gesichts zu verstecken.
"Wieso? Du wolltest mich doch küssen, oder?", fragte er mich mit einem arroganten Lächeln und hob fragend eine Augenbraue.

Scheiße. Erwischt.

"Gut, ja wollte ich. Ist das schlimm?", lachte ich und hob meine Blicke.
"Nein, eher im Gegenteil! Es zeigt mir wieder aufs Neue, dass du ohne mich nicht kannst", gab er mit einem arroganten Lächeln von sich.

Bevor ich jedoch erwidern konnte, ertönte Jasons Gekreische aus dem Nebenzimmer.
"Ich geh ihn holen", sagte ich, stand auf und verließ den Raum. Ganz leise schlich ich mich in Jasons Zimmer.
Mein Baby lag in seinem Bett und Tränen rollten ihm über seine süßen Bäckchen. Als er mich dann bemerkte, hob er seine Arme und wollte zu mir.
Es war jeden morgen dasselbe, aber dennoch schmolz immer etwas in mir, weil er einfach zu süß war.
"Guten Morgen, Baby", flüsterte ich leise und nahm ihn in meine Arme. Ich strich ihm seine Tränen weg und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Er schenkte mir daraufhin wie jeden morgen ein strahlendes Lächeln und das war das schönste Geschenk, was man mir überhaupt machen konnte.

Leise schlich ich mich wieder mit Jason in meinen Armen, in mein Zimmer und stellte dort entsetzt fest, dass von Ryan jede Spur fehlte.
"Wo ist er?", murmelte ich leise vor mich hin und schaute im Bad nach ihm, doch auch dort war er nicht.
Plötzlich schlangen sich zwei muskulöse Arme um meine Hüfte.
"Suchst du nach mir, Prinzessin?", fragte mich eine allzu bekannte Stimme.
"Wo warst du verdammt?", fragte ich ihn lächelnd.
"Unten bei denen Eltern", antwortete er und vor Schock befreite ich mich aus seinem Griff und schaute ihn verwirrt an.
"W..Wie du warst bei meinen Eltern?", fragte ich ihn mit großen Augen.
"Naja, ich habe dir schon genügend Probleme gemacht, also wollte ich deinen Eltern alles erklären und das habe ich getan", erklärte er gelassen und nahm Jason in seine Arme.
"Und was haben sie gesagt?"
"Sie haben wirklich sehr positiv reagiert. Damit hätte ich echt nicht gerechnet. Ich habe alles erzählt und ihnen auch von deiner Idee berichtet. Sie waren begeistert und als ich ihnen gesagt habe, dass ich das Angebot aber nicht annehmen kann, da ich ihnen und auch dir nicht zur Last fallen will, hätten sie mich fast eigenhändig umgebracht. Deine Eltern sind echt toll und du kannst dich wirklich glücklich schätzen, Babe..", sagte er lächelnd, während sich in seinen Augen eine große Enttäuschung bildete. Sein Lächeln verschwand innerhalb von Sekunden wieder.
"..Sie sind nicht so wie meine", fügte er wütend hinzu.
"Ryan, denk jetzt nicht an deine Eltern. Wer weiß, vielleicht sehen sie ihren Fehler bald auch ein und..-"
"Du kennst sie nicht, Babe. Sie werden das niemals tun. Viel eher warten sie bestimmt darauf das ich mich bei ihnen entschuldige, da alles, was ich mache, falsch in ihren Augen ist. So war es schon immer gewesen", gab er leise von sich.

Es bricht mir immer wieder das Herz, diese Trauer und Enttäuschung in seinen wunderschönen Augen zu sehen. Ryan hat das Verhalten seiner Eltern einfach nicht verdient. Das hat niemand verdient.
Manchmal schlägt das Schicksal Menschen auch auf diese Weise. Wer weiß, wie seine Kindheit mit seinen Eltern war. Wie einsam und unglücklich er damals war, sodass er nun so einen Hass gegenüber seinen Eltern entwickelt hat. Wenn Ryan über seine Eltern spricht, strahlen seine Augen nicht, wie es normalerweise sein sollte. Eher im Gegenteil, in ihnen breitet sich eine Wut aus. Immer wenn es um sie geht, spricht er so, als ob er sich nur über wildfremde Menschen auf der Straße unterhält.
Wie kann man bloß seinem Kind gegenüber so fremd werden, wenn man seine Eltern höchstpersönlich ist?
Wie kann man als Mutter seinen Sohn so leiden lassen, wenn man ihn monatelang im Bauch getragen hat?
Das werde ich niemals nachvollziehen können.

"Bock auf Frühstück, Prinzessin?", fragte mich Ryan wie aus dem Nichts mit einem breiten Grinsen.

Ryan..du bist wirklich unglaublich.

"Klar, gehen wir", antwortete ich und erwiderte sein Lächeln.

Er ist stark.
Er ist so verdammt stark.
Er kann trotz seiner Lage immer noch lächeln und gibt nicht auf.
Ich könnte das nicht.
Ich bin nicht mal annähernd so stark.
Er ist mein Gegenteil. Das fällt mir gerade wieder auf.
Gegensätze ziehen sich also wirklich an?

"Also Ryan, was willst du dir denn für einen Job suchen? Was kannst du denn gut? Ich könnte dir bei deiner Jobsuche helfen", fragte mein Vater neugierig am Frühstückstisch, während er sich sein Brot mit Butter beschmierte.
"Naja, ich habe bis jetzt außer meine Büroarbeit nichts anderes gemacht, Sir", antwortete Ryan gelassen und gab Jason einen Löffel Brei. Er wollte diese Aufgabe unbedingt übernehmen und meisterte die Vaterrolle echt überraschend gut. Das zeigte mir mal wieder aufs Neue, dass er der Richtige ist.
"Also kennst du außer das 'Chef Dasein' nichts?"
"Könnte man so sagen", gab Ryan lachend von sich.
"Ich habe da eine Idee. Sobald ihr in die Wohnung zieht, kommst du gleich mal mit mir ins Büro und wir gucken mal, was du da so machen kannst. Da du durch deinen Job bestimmt organisatorisch und verwaltungsmäßig sehr gut bist, können deine Talente unserem Büro sehr hilfreich zur Seite stehen."

Nicht nur Ryan wirkte sehr überrascht, sondern auch ich hatte dieses Angebot von meinem Dad nicht erwartet.

"Ich..Ich möchte Ihnen keine Umstände machen, Sir..-", stotterte Ryan verlegen, doch mein Dad unterbrach ihn, indem er eine Hand auf seine Schulter legte.
"Du bist der Vater meines geliebten Enkels und der Freund meiner Tochter. Du hast mehrmals bewiesen, dass du es ernst meinst und mit deiner jetzigen Aktion, hast du all mein Vertrauen und Respekt gewonnen. Du bist nun ein Teil unserer Familie und wir sind deine Eltern, also kannst du uns ruhig duzen!"

Mit großen Augen schaute ich zwischen dem geschockten Ryan und meinen zufrieden lächelnden Eltern hin und her. Niemals..Wirklich niemals hätte ich diese Worte jemals von meinem Dad erwartet, da er Ryan vor ein paar Monaten noch abgrundtief gehasst hat.

Nach ein paar Sekunden schien Ryan seine Worte auch wiedergefunden zu haben.
"Danke..Danke an euch alle", gab er mit einem süßen Lächeln von sich und seine Blicke trafen meine. Ich zwinkerte ihm grinsend zu.
"Nichts zu danken, Ryan. John hat Recht. Und nun..beeilt euch mit dem Essen. Oder wollt ihr heute nicht in die neue Wohnung, um dort die ganzen Kisten auszupacken?", fragte meine Mutter neugierig und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.

"Eigentlich ja schon, nur muss ich heute Nachmittag wieder bei der Arbeit sein." Bei dem Wort Arbeit hob Ryan seine Blicke und wirkte ganz und gar nicht zufrieden.
"Gut, dann könnt ihr direkt nach dem Frühstück dahin fahren und bis heute Nachmittag kann man ja sehr viel erledigen. John und ich können heute leider nicht helfen, da im Büro noch sehr viel Arbeit auf uns wartet. Ihr schafft das doch zu zweit, oder?"

"Natürlich. Geht ihr ruhig. Ryan und ich schaffen das schon, oder?" Ich richtete meine Blicke auf Ryan, der nickend zustimmte. Dann huschte ein süßes Lächeln auf seine perfekt geformten Lippen und seine Blicke lagen dabei auf mir.

Ohne diese zwei blauen Augen, die mittlerweile zu meinen funkelnden Sternen in der Nacht geworden sind, wäre mein Leben nicht das, was es heute ist.
Manchmal erkennt man den Sinn einer Sache erst im Nachhinein.
Es war ein langer Weg, doch ich bin glücklich. Ich habe alles, was ich brauche, hier bei mir.
Meinen Sohn, meine Eltern, meine Freunde und meine wahre Liebe..meinen Ryan. Mehr brauche ich nicht.

Sooo das war Kapitel 2 unserer Lesenacht! :D
Na, wer ist noch aktiv dabei?😊

My little AngelWhere stories live. Discover now