My Little Angel #25

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Nachdem wir die Sachen wieder in die Kiste gepackt hatten, bot er mir ein Drink an, weil er meinen schlechten Zustand bemerkt hatte. Sein Name ist übrigens Mirco. Zuerst war ich skeptisch und lehnte ab, als er dann aber nachhakte, gab ich nach.
Ich habe erfahren, dass er erst vor kurzem hergezogen ist, weil seine Ausbildung hierher verlegt wurde.
Vorher hat er anscheinend in einem kleinen Dorf gewohnt. Seine Wohnung war klein, aber echt gemütlich eingerichtet. Die Wände waren weiß gestrichen, aber durch seine Dekorationen sah es gleich viel lebendiger aus.

Während Mirco in der Küche die Drinks vorbereitete, saß ich auf der Couch und schaute mir die Bilder an der Wand an. Auf den Bildern war er mit einem blonden Mädchen zu sehen und auf einem war auch ein altes Paar dabei. Höchstwahrscheinlich seine Eltern. Auf dem Tisch war ein weiterer Bilderrahmen. Ich nahm es vorsichtig in meine Hand und betrachtete das schöne Bild. Mirco und seine Eltern lächelnd an einem Strand. Das Bild brachte mir ein Lächeln über meine Lippen.

"Gefällt dir das Bild?" Erschrocken drehte ich mich um und sah Mirco mit den Getränken vor mir stehen.
"Oh sorry! Habe ich dich erschreckt?", sagte er lachend.
Er legte die Getränke auf den Tisch und nahm vor mir auf dem Sessel Platz.
"Etwas. Sind das deine Eltern auf dem Bild?", fragte ich ihn neugierig.
"Ja, das Bild ist vor drei Jahren entstanden. Unser Strandurlaub damals in Italien." Er schaute sich das Bild lächelnd an und schien sich an die schöne Zeit von damals zu erinnern.
"Wo sind deine Eltern? Wohnen sie auch hier?", fragte ich ihn lächelnd.
Bei der Frage verschwand sein Lächeln jedoch langsam wieder.
"Nein, sie sind vor zwei Jahren leider gestorben."
Oh fuck!
Man, wie bescheuert kann man bloß sein?
"Oh..tut mir Leid", stotterte ich verzweifelt.
"Ach, ist nicht schlimm. Du konntest es ja nicht wissen", meinte er lächelnd.
Ich erwiderte sein Lächeln und nahm dann einen Schluck von meinem Drink.
"Wow! Schmeckt ja richtig gut!" Begeistert schaute ich ihn an und nahm gleich noch einen Schluck.
Er lachte erfreut.
"Freut mich, dass es dir schmeckt. Ich habe mein Bestes gegeben." Auch er nahm nun ein paar Schlückchen von seinem Drink.

Wir unterhielten uns eine Weile über Gott und die Welt und wir lachten auch viel dabei. Dann aber kamen wir wieder auf ein nicht so schönes Thema zurück.
"Nun hast du viel von mir erfahren, aber ich noch gar nichts über dich. Erzähl mir doch mal etwas."
"Was willst du denn wissen?"
"Hm, zum Beispiel, warum du eben geweint hast, als du gegen mich gelaufen bist?", fragte er und schaute mich neugierig an.
"Ich..äh..naja hatte Streit mit einer Freundin in der Schule", antwortete ich und richtete meine Blicke auf den Boden.
Bitte frag mich nicht weiter darüber aus!
Zu meinem Wunder, fragte er auch wirklich nicht, so als ob er meine Gedanken gelesen hätte.
"Achso. Und was kannst du mir sonst noch so über dich erzählen?"
"Naja, ich wohne hier schon sehr lange. Meine Eltern haben ihre Firmen hier. Deswegen konnten wir nie umziehen. Ich bin oft ein einsames Einzelkind und bin froh, wenigstens meine beste Freundin zu haben. In vier Monaten habe ich meinen Abschluss in der Schule und muss gucken, was dann noch auf mich zukommen wird. War das genug?", fragte ich ihn lächelnd.
"Fürs erste, ja. Aber eine Frage habe ich noch", antwortete er lachend.
"Ja?"
"Bock auf Freizeitpark? Ich habe zwei Tickets geschenkt bekommen, aber das dumme ist, dass ich hier niemanden kenne. Dazu macht es alleine auch keinen Spaß! Also?", fragte er mich mit großen Augen.
"Ich weiß nicht. Ich sollte eigentlich mal gehen..-", stotterte ich, doch er unterbrach mich.
"Ach, komm schon! Bitte", flehte er mich verzweifelt an.
Da kann ich nicht einfach nein sagen. Scheiße!
"Na, gut. Vielleicht kriege ich dadurch auch mal den Kopf frei", seufzte ich und lächelte.
"Yes, danke!"
Erfreut sprang er hoch, nahm meine Hand und führte mich zu seinem Wagen. Dort hielt er wie ein Gentleman die Autotür auf, damit ich einsteigen konnte, was mich echt zum Schmunzeln brachte. Dann stieg er auch ein und wir fuhren los.

Dort angekommen, liefen wir erfreut von einer Attraktion zur nächsten. Fast den ganzen Abend verbrachten wir dort. Wir lachten viel und schon lange hatte ich nicht mehr so viel Spaß gehabt. Irgendwie hat mir dieser Nachmittag echt gut getan. So konnte ich wenigstens für eine Weile mal alles vergessen und den Kopf frei kriegen.

Das Glück hielt aber nicht lange an.
Als wir vor einer Achterbahn standen, sah ich ein Warnschild, auf dem stand, dass Schwangere da lieber nicht drauf sollten.
"Mirco, ich kann da nicht drauf."
Er schaute mich verwundert an.
"Warum? Hast du Angst?"
"Nein! Das ist es nicht. Ich kann da halt nicht drauf."
Warum will er es nicht einfach mal akzeptieren?!
"Hier dürfen doch nur Schwangere nicht drauf! Also, wo liegt da das Problem? Du bist ja nicht schwanger", sagte er lachend.
Nun hatte ich keine Lust mehr.
Niemand wird es jemals akzeptieren.
"Doch, bin ich!"
Seine Augen weiteten sich geschockt.
"W..Was?!"

My little AngelWhere stories live. Discover now