My Little Angel #86

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Mit langsamen Schritten schlenderte ich den langen Korridor entlang. Die Wände waren alle in einem hellen Ton gestrichen und strahlten eine unheimliche Atmosphäre aus. Der Korridor war komplett leer und dunkel. Keine Menschenseele weit und breit. Ich wusste nicht einmal, wo ich mich gerade überhaupt befand. Hilflos schaute ich mich um, während mich der kalte Windzug erschauderte.
"Scheiße, wo bin ich bloß gelandet?", murmelte ich völlig verzweifelt, als ich plötzlich dann vor einer Tür stand.
Da ich eh keine andere Wahl hatte, war dies meine Lösung und mein einziger Weg. Meine zitternde Hand glitt wie von selbst langsam zur Türklinke, doch in dem Moment ertönte eine Stimme.
"Nein!"
Erschrocken drehte ich um und schaute in das Gesicht von Mirco, der mich mit seinem altbekannten teuflischen Lächeln amüsiert beobachtete. Mein Herz klopfte wie wild und das Zittern meiner Glieder nahm zu. Diesmal vor allem vor Angst.
"Mirco..?", stotterte ich ängstlich und machte einen Schritt nach hinten.
"Ja, Mirco", gab er lachend von sich, während seine unheimlichen Blicke mich durchbohrten. Mutig schluckte ich meine Angst runter und hielt den Blickkontakt. Vor seinem Feind sollte man niemals seine Angst zeigen.
"Was willst du?! Wo bin ich?!"
Er kam einen Schritt auf mich zu und ein breites Grinsen verzierte dabei seine Lippen, welches mich mehr als nur ekelte. "Du bist in einem Ort gelandet, aus dem es kein Entkommen mehr gibt, Helena. Egal, wie laut du auch schreien und wie oft du dich gegen mich wehren wirst, Erfolg wirst du hier definitiv nicht haben. Du gehörst nun mir und keiner wird das ändern können."
Jedes Wort löste eine Gänsehaut bei mir aus und die Hilflosigkeit stieg mir schon glatt über den Kopf.
Ich wollte weinen.
Ich wollte schreien.
Doch mein Körper reagierte nicht mehr durch meine Angst. Ich war wie versteinert, als er mit langsamen Schritten auf mich zukam. Seine gierigen Blicke steigerten meine Angst. Mit jedem Schritt, den er auf mich zukam, machte ich einen nach hinten, bis ich dann die Tür hinter mir spürte.
"Es gibt kein Entkommen, Helena. Stell dich doch nicht so an. Du willst es doch auch." Er packte mich am Arm und verhinderte so meine Flucht. "Lass mich los, du ekelhafter Mistkerl! Fass mich nicht an!..", gab ich nun schluchzend von mir, während er begann meinen Hals entlang zu küssen. "..Hilfe! Bitte, irgendjemand! Hilfe!", schrie ich verzweifelt und versuchte mich aus seinen festen Griffen zu befreien.

In meiner Verzweiflung fiel mir die Tür hinter mir wieder ein. Meine einzige Rettung! Ich löste mich leicht aus seinem Griff und verpasste ihm einen festen Tritt zwischen seine Beine. Vor Schmerzen stöhnend, ließ er mich los und fiel auf die Knie.
"Komm mir nie wieder zu nahe! Nie wieder!", schrie ich wütend, während Tränen mir über meine Wangen rollten. Sofort öffnete ich die Tür und ließ Mirco hinter mir zurück. Ich schloss die Tür hinter mir wieder zu, lehnte mich schwer atmend dagegen und schloss meine Augen. Mein ganzer Körper zitterte noch vor Angst.
"Was soll das? Wo bin ich? Ryan, wo bist du?", schluchzte ich verzweifelt, als mich plötzlich eine bekannte Stimme unterbrach.
"Ich bin hier, Babe. Wir sind beide hier." Augenblicklich öffnete ich meine Augen wieder und sah Ryan lächelnd vor mir stehen. Jason war in seinen Armen und schaute mich mit großen Augen an.
"Gott sei Dank! Ryan! Jason!", schluchzte ich glücklich und fiel Ryan vor Freude um den Hals. "Keine Angst, Engel. Du brauchst keine Angst haben, solange ich bei dir bin. Niemand wird dir auch nur ein Haar krümmen können. Ich werde dich immer beschützen", hauchte mir Ryan ins Ohr und drückte mir einen sanften Kuss auf die Lippen.
"Mein Baby ist auch hier. Jason, komm zu Mama", gab ich erfreut von mir und nahm ihn in meine Arme. Ich fühlte mich wieder geborgen und sicher. Dies bemerkte auch Ryan und strich mir mit einem süßen Lächeln meine Tränen weg. Dabei schaute er mir tief in die Augen. "Ich liebe dich, Babe." Ich erwiderte sein Lächeln. "Ich liebe dich auch.." Zufrieden kuschelte ich mich in seine Arme. "..Ryan, lass mich niemals alleine. Ohne dich kann ich nicht. Bleib für immer an meiner Seite."
Ryan strich mir sanft über den Rücken, doch sagte nichts. Fragend richtete ich meine Blicke auf ihn. "Ryan? Alles okay?"
"Ich muss jetzt gehen, Helena", gab er ernst von sich und das Lächeln wich ihm dabei von den Lippen.
"Was..? Was sagst du da, Ryan? Wo willst du hin?"
Er atmete tief ein und schaute mir in die Augen. "Ich liebe dich. Ich liebe dich so verdammt krass, Engel. Pass auf unseren Sohn auf. Merk dir das", sagte er leise und ließ mich los. Schritt für Schritt entfernte er sich von mir. Ich wollte ihm folgen, doch meine Beine bewegten sich einfach nicht.
"Ryan! Ryan, nein! Geh nicht! Ich brauche dich! Wo willst du hin?! Du wolltest mich doch nie wieder verlassen! Halte dich an dein Versprechen", schrie ich ihm schluchzend hinterher, während meine Knie ihre Kraft verloren und mich auf den Boden zwangen. Auch Jason schaute seinem Vater mit großen Augen hinterher.
Meine Worte hatten anscheinend doch Erfolg. Ryan blieb stehen und drehte sich langsam um. Mein Atem stockte jedoch bei dem Anblick und mein Körper erstarrte. Seine Klamotten waren voller Blut, seine Haut totenbleich und seine Augen schauten mich mit einer unheimlichen Leere an.
"R..Ryan..?"
"Du bist Schuld", sagte er ernst. "Was..? Was redest du da?", fragte ich ihn ängstlich.
"Das ist alles deine Schuld. Hätte ich dich nie kennengelernt, wäre das alles nie passiert! Du bist Schuld! Nur du!" Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und entfernte sich Schritt für Schritt von mir.
"Ryan! Nein! Bleib", murmelte ich erstarrt vor mich hin. "RYAN!"

My little AngelWhere stories live. Discover now