My Little Angel #33

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Mircos geschockten Blicke trafen meine, doch ich konnte den Augenkontakt nicht lange halten. Die Situation war mir einfach so unangenehm.
"Äh..Ich..Ja..Ja, ich bin damit einverstanden."
Ich schaute ihn überrascht an, doch er lächelte nur freundlich und unterhielt sich höflich mit der Ärztin, die glaubte, dass er der Vater sei.
Ich konnte es ihr auch nicht übel nehmen. Ich meine, warum sollte man sonst mit einem Typen zu so einem Termin kommen? Normalerweise sind es immer die zukünftigen Väter, aber unserer ist ja abgehauen.
Auf dem Heimweg nach diesem Horror Termin, herrschte wieder diese unangenehme Stille zwischen uns beiden. Ich weiß auch nicht, warum unsere Freundschaft sich so anders anfühlt als sonst. Mirco ist einfach nicht mehr der Alte und das sag ich jetzt nicht nur so. Das stimmt wirklich! Er verfolgt mich oft und ist immer da, wo ich bin oder zumindest taucht er am Ende dort auf. Ich mag ihn ja, aber es nervt irgendwann nur noch. Er lässt mir oft einfach keinen Freiraum und versucht mich vor allem zu schützen, als wäre er mein fester Freund.

"Helena, tut mir Leid wegen eben..äh...also das ich halt nicht die Wahrheit gesagt habe, sondern die Vaterrolle übernommen habe. Ich kann es verstehen, wenn du jetzt sauer bist...-", stotterte er verlegen, doch ich unterbrach ihn.
"Nein, ich bin nicht wütend. Ich muss dir eigentlich danken, dass du..naja...in dem Moment eingesprungen bist. Das schätze ich sehr."
Plötzlich blieb er stehen und richtete seine Blicke auf mich.
"Helena? Hast du noch Kontakt zu ihm?"
"Ihm?", fragte ich ihn verwundert und ich wusste in dem Moment echt nicht, worauf er hinaus wollte.
"Zu dem Vater", antwortete er ernst.
Ach, das meint er mit ihm.
"Nein, warum?"
"Nur so. Und willst du noch Kontakt zu ihm haben?", fragte er mich und wirkte sehr neugierig dabei.

Diese Frage kam mal wieder unerwartet und brachte mich auch echt eine kurze Zeit zum Überlegen. Will ich noch Kontakt zu ihm haben? Könnte ich ihm noch einfach so in sein Gesicht schauen, ohne das mir die schrecklichen Erinnerungen vor meine Augen springen?
Kann ich das überhaupt?
Die Antwort weiß ich selber nicht mal. Manchmal hat man im Leben ein paar Fragen offen, deren Antworten man nie kriegen wird.

"Nein, das kann ich nicht. Es geht einfach nicht. Das Kapitel ist für mich endgültig vorbei", antwortete ich leise und senkte meine Blicke.
An diese Antwort glaubte ich in Wirklichkeit nicht mal selber. Die Worte ertönten aus meinem Mund, doch erreichten nicht mein Herz. So als ob ein fremder Mensch die Kontrolle über meinen Körper übernommen hatte und die Antworten für mich gab, ohne das ich es auch so wollte. Irgendwie lächerlich, aber die pure Realität.

"Helena?"
"Ja?"
Hat er etwa gehört, was ich gerade gedacht habe? Oder habe ich etwa laut gedacht?
"Du bist mir sehr wichtig. Sogar wichtiger als alles andere! Deine Art hat mich von Anfang an extrem überwältigt und fasziniert! Ich habe immer so viel Spaß mit dir zusammen und ich habe auch das Leben lieben gelernt. Und das alles nur dank dir! Du bist ein umwerfendes Mädchen und bist einfach bezaubernd.."
Während Mirco nach den richtigen Worten suchte, wanderten meine Gedanken durch seinen letzten Satz, zu Ryans Brief zurück.

'Helena, du bist ein wirklich bezauberndes Mädchen, aber das zwischen uns war ein großer Fehler.'

Nein!
Ich muss damit endlich aufhören! Ich muss ihn vergessen.
Warum ist das bloß so schwer..?

"..Ich weiß, das es dir zurzeit nicht gut geht und ich weiß, wie du dich fühlst. Deswegen werde ich auch jede Antwort von dir akzeptieren, aber dennoch nie aufgeben.."
Oh nein, will er mir gleich das sagen, wovor ich mich die ganze Zeit über gefürchtet habe?
Plötzlich nahm er meine Hand in seine und schaute mir direkt in die Augen.
"..Ich werde nie aufhören, um dich zu kämpfen! Helena, ich habe gemerkt, dass ich mehr als nur Freundschaft für dich empfinde."
Warum muss ich immer Recht haben?! Verdammt nochmal! Was mache ich denn jetzt?!
"Mirco, i..ich..-", stotterte ich geschockt, doch er unterbrach mich.
"Nein, bitte lass mich ausreden! Auch wenn du nichts derartiges für mich fühlst, ich werde trotzdem nie aufgeben! Ich werde dein Herz erobern, Helena. Irgendwann wirst du meine Gefühle erwidern. Ich weiß das! Also bitte..bitte..Ich will nur eine Chance haben, um dir meine wahren Gefühle zu zeigen. Ich liebe dich wirklich, Helena! Du bist das Beste, was mir je passiert ist. Die beste Begegnung überhaupt! Ich bin auch bereit dazu, die Vaterrolle für das Baby zu übernehmen, wenn du möchtest. Ich werde es lieben wie mein eigenes Kind, weil es dein Kind ist. Das Baby und auch du..Ihr verdient nicht einen Typen, der abgehauen ist.."

Autsch...Die Worte waren direkter denn eh und je!

"..Ich kann dir zeigen, was ihr beide wirklich verdient. Also, bitte..bitte..Gib mir eine Chance!"
Hoffnungsvoll lagen seine blauen Augen auf mir und warteten gespannt auf meine Antwort.
Doch meine Worte waren wie verschlungen. Seine Sätze hatte mich quasi aus meiner Bahn geworfen.
Was mache ich denn jetzt?

My little AngelWhere stories live. Discover now