My Little Angel #59

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"Das wars mit Ihrer Bestellung? Oder habe Sie noch einen Wunsch, Sir?", fragte der Kellner höflich, während er sich unsere Bestellung notierte.
"Nein, danke."
"Okay, vielen Dank!", sagte er freundlich und ging.

Das Restaurant war einer der größten Luxusplätze dieser Stadt und den Gerüchten nach zu urteilen wirklich sehr teuer. Meiner Meinung nach hätten wir auch einfach zum McDonalds fahren können, dann müsste man nicht so viel Geld für ein Essen ausgeben. Es war dennoch echt bemerkenswert luxuriös eingerichtet und gestaltet, doch viele Besucher hatte dieses Restaurant nicht, was nicht verwunderlich war bei den Preisen! Ich habe Ryan zwar vorgeschlagen zu einem anderen Restaurant zu fahren, doch er hat es nicht eingesehen und wollte hier bleiben.
Dieser Junge muss echt mal lernen, wie hart man sein Geld als 'normaler' Mensch verdient, auch wenn ich jetzt nicht das größte Paradebeispiel dafür bin. Ich arbeite zwar als Kellnerin, um langsam auf eigenen Beinen stehen zu können, doch meine Eltern, die nun man viel Kohle besitzen, unterstützen mich natürlich immer wieder in jeder Hinsicht. Aber dennoch arbeite ich und weiß, wie hart es ist den ganzen Tag zu arbeiten und das nicht mal für viel Geld. So Leute wie Ryan oder auch meine Eltern, sitzen dagegen ein paar Stunden in ihrem Büro, unterschreiben ein paar Unterlagen, die ihre Sekretäre schreiben, geben jedem Arbeitsanweisungen und verdienen dafür extrem viel Geld. Das Leben ist wirklich gar nicht fair und wenn ich könnte, würde ich alles ändern.

"Und? Gefällt es dir hier?", fragte mich Ryan neugierig und trank aus seinem Bierglas.
"Ja, es ist schön eingerichtet, aber dennoch halte ich nichts von solchem Luxus."
Er hob seine Augenbraue und lachte.
"Deine Eltern sind doch auch nicht gerade anders, Babe? Du bist doch auch im Luxus aufgewachsen!"

Luxus und Geld, definitiv.
Liebe und Zärtlichkeit, nein.
Das haben sie mir damals nicht wirklich gezeigt, weil sie mit dem Verlust meines Bruders nicht klar kamen.

"Lieber wäre ich in einer normalen Familie mit normalen Verhältnissen aufgewachsen, Ryan. Geld ist nicht alles auf dieser Welt", erwiderte ich gleichgültig und schaute ihn skeptisch an.
"Erzähl das mal meinen Erzeugern..", murmelte er leise vor sich hin, weil er höchstwahrscheinlich nicht wollte, dass ich es mitbekam.
"Erzeugern? Du nennst deine Eltern 'Erzeuger'?!"
Seine Miene versteinerte sich schlagartig und sein Blick war wütend auf sein Glas gerichtet.
"Ja, denn es sind nur meine Erzeuger, mehr nicht", gab er kalt und desinteressiert von sich.
"Ryan, warum? Es sind doch deine..-"
"Lass es! Das geht dich einen Scheißdreck an", fauchte er wütend und laut, während er mit seiner Faust auf den Tisch schlug.

Alle Gäste im Restaurant schauten uns neugierig an, doch das interessierte mich gerade nicht.
Ich war viel eher verletzt durch seine Reaktion, die ich aber definitiv verdient hatte, da ich nicht das Recht habe ihn über sein Privatleben auszufragen. Geschieht mir also Recht.

"Es tut mir Leid", stotterte ich leise und senkte meine Blicke, da ich meine mittlerweile glasigen Augen nicht zeigen wollte.
"Nein! Nein, es tut mir Leid. Sorry, ich wollte nicht so reagieren, aber bei diesem Thema verliere ich halt immer die Kontrolle, weil ich nur ungern darüber rede."
Er strich sich verzweifelt durch seine Haare.
"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe nicht das Recht dich über dein Privatleben auszufragen, da ich eh ein niemand bin", sagte ich mit einem schwachen Lächeln und hob meine Blicke.
"Sag das nie wieder", gab er ernst von sich. Als er meine fragenden Blicke darauf bemerkte, fuhr er mit einem ernsten Ton fort.
"Sag nie wieder das du ein niemand bist, Helena! Nie! Denn du bist mir sehr viel wert. Du bist die Mutter meines Kindes und du bist die einzige Person bis jetzt, die mich als Person akzeptiert hat und nicht wegen meinem Stand und Geld. Fuck, du bist mir so verdammt viel wert und du hast das Recht mich auszufragen. Nur habe ich noch nie zuvor mit jemandem über meine Erzeuger gesprochen und es fällt mir schwer. Aber irgendwann werde ich es dir definitiv erzählen."

My little AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt