My Little Angel #51

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"Helena, hier die neue Bestellung und die geht an..äh... Miss Lion!", sagte Mira, eine meiner Arbeitskolleginnen und überreichte mir das Tablet mit dem gewohnten Inhalt. Ich nickte und machte mich auf den Weg zu ihrem Tisch. Miss Lion lächelte mich schon weitem glücklich an, sodass ich mir ein Lächeln auch nicht verkneifen konnte.
Miss Lion ist eine ältere Dame, die ihren Mann mit jungen 25 Jahren an Krebs damals verlor und seitdem nie wieder eine Beziehung hatte, da ihre Liebe zu ihrem verstorbenen Mann einfach zu groß war. Es war bestimmt schrecklich für sie und ich kann nicht mal im geringsten ihren Schmerz, den sie damals hatte, nachvollziehen. Das kann man nicht, wenn man es nicht am eigenen Leib erfährt. Sie tut mir so Leid.

"Ach Helena, du bist mal wieder hübsch wie eh und je! Dankeschön!" Ich übergab ihr ihre Bestellung, die wie gewohnt aus einem Käsekuchen und einem warmen Früchtetee bestand.
"Vielen Dank, Miss Lion! Und Sie sind mal wieder einfach super gut drauf! Ihre gute Laune steckt uns alle hier an!" Das war nicht mal eine Lüge, denn Miss Lion war immer gut drauf und trug auch immer ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Ich arbeite hier nun schon seit fast 3 Monaten und habe sie noch nie schlecht gelaunt gesehen, obwohl sie jeden Tag hier ist. Ich bewundere sie wirklich dafür. Manchmal, wenn ich Jason mit auf die Arbeit nehmen muss, da meine Eltern keine Zeit haben, ist sie diejenige, die die ganze Zeit auf ihn aufpasst.

"Das Leben ist viel zu kurz um die ganze Zeit mit einer miesen Fassade durch die Gegend zu laufen! Glaub mir, wenn du irgendwann so alt bist wie ich, dann wirst du das auch einsehen!", sagte sie lachend, doch ihre Augen waren dabei voller Sehnsucht in die Ferne gerichtet.
"Ich hoffe, dass ich irgendwann so eine starke und liebevolle Frau werde, wie Sie es sind! Ich bewundere Sie für ihre Stärke, Miss Lion!", gab ich lächelnd von mir.
"Ach..Eigentlich bin ich gar nicht so stark. Das bin ich niemals gewesen. Nur das Leben hat mir eine Schutzmauer um meine Seele gebaut, damit ich so sein kann..." Bei diesen Sätzen verschwand ihr schönes Lächeln und eine große Trauer umfasste ihr sonst so strahlendes Gesicht.
Scheiße! Ich wollte nicht dass sie jetzt traurig wird! Was soll ich denn jetzt..-
"Naa, wo ist denn der kleine Jason? Ich habe dieses Goldstück so vermisst!" Überrascht schaute ich sie wieder an. Ihr strahlendes Lächeln verzierte wieder ihre Lippen.
Diese Frau ist einfach bemerkenswert!
"Mein Dad passt heute auf ihn auf und ich hoffe bloß das..-", erklärte ich ihr, wurde dann aber von Mira wieder gerufen.
"Helena, kommst du mal bitte?"

"Ich muss dann mal wieder zurück zur Arbeit, Miss Lion! Guten Appetit!" Sie bedankte sich erfreut und ich lief wieder an die Theke.
"Helena, kannst du schon mal Tisch Nummer 3 schön decken?", fragte mich Mira, die gerade das Geschirr spülte.
"Nummer 3? Der Tisch ist doch so riesig! Wer kommt denn noch Abends zum Essen hierher?"
Normalerweise war es immer Morgens und Mittags sehr voll im Café, aber Abends war es sehr ruhig und entspannend. Heute ist es das erste mal das ich Abends arbeite, da ich bis jetzt immer die Frühschichten übernommen hatte, aber weil eine Kollegin heute früher gehen musste, haben wir unsere Schichten einfach getauscht. Außerdem ist es ungewöhnlich das hier Gäste Tisch Nummer 3 reservieren, da das ein wirklich großer Tisch ist. Es wird höchstens einmal im Jahr für Geburtstage reserviert.
"Geburtstag von irgendwelchen Menschen mit viel Geld höchstwahrscheinlich", antwortete sie ruhig und gab mir das Besteck für den Tisch.
Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, da ihr Gesicht dabei erfreut strahlte. Mira wartet immer noch auf den gut aussehenden Typen, der irgendwann durch diese Tür läuft und ihr einen Heiratsantrag macht, obwohl sie 31 Jahre alt ist.

Ich deckte den Tisch sorgfältig und gab mir dabei sehr viel Mühe, da ich der Person einen schönen Geburtstagsort herzaubern wollte. Nachdem alles erledigt war, lehnte ich mich an die Theke da ich so fertig war.
"Und wie gehts dem kleinen Jason? Ist er immer noch so süß und munter?", fragte mich Mira, während sie sich um die Küchenarbeit kümmerte. Ich war die einzige Kellnerin heute Abend und sie die einzige in der Küche. Das kann also nur anstrengend werden.
"Munter wie eh und je!", antwortete ich kichernd und schon stieg in mir wieder die Sehnsucht nach meinem Engel hoch. Ich habe ihn so vermisst.
Ob er wohl schon schläft?
Hoffentlich hat mein Vater seine Windeln vor dem Schlafengehen gewechselt!
"Nimm den Süßen mal wieder mit! Ich hab den Kleinen so vermisst!..-"

In diesem Moment wurden wir durch das Öffnen der Tür unterbrochen. Eine große Gruppe von jungen Leuten kam mit einem lauten Gelächter auf uns zu und ein bekanntes Gesicht sprang mir sofort in die Augen.
"Ryan?!"
Auch er wirkte sehr verwirrt mich hier zu sehen und schaute mich wie angewurzelt an.
"Hey Kellnerin, Tisch Nummer 3! Hör auf uns so anzugaffen und mach mal deine Arbeit!", sagte eine ebenfalls bekannte Stimme, nämlich Ryans Freundin. Das Wort 'Kellnerin' betonte sie nochmal extra laut, sodass alle Gäste das auch hören konnten. Die hat mir ja gerade noch gefehlt...
"Äh..Folgen Sie mir.." Ich führte sie zum Tisch und stellte mich an die Seite, während sie nach und nach Platz nahmen. Ryan setzte sich an die Seite mit dem Blickwinkel zur Theke und seine Freundin gleich neben ihn.

Ich weiß nicht warum, aber ich habe ein sehr ungutes Gefühl bei der Sache. Warum muss er immer vor mir auftauchen?!

"Psst..Bring uns mal kalte Getränke, Dienerin! Oh..ich meinte Kellnerin! Sorry, kann euch einfach nicht unterscheiden!", sagte sie lachend und ihre Freunde stiegen auch ins laute Gelächter mit ein. Nur Ryan lachte nicht, sondern hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf sein Handy gerichtet.
"Sorry, kann euch einfach nicht unterscheiden!"
Wie lustig sie doch ist!
"Das nehme ich Ihnen nicht übel! Wäre zu anstrengend für Ihr extravagantes Gehirn!", sagte ich in einem relativ höflichen Ton und machte mich auf den Weg zur Theke, um ihnen die Getränke zu bringen. Aber ich hätte schwören können dass Ryan geschmunzelt hat!

Der restliche Abend verlief laut und anstrengend für mich. Seine Freundin hat mir wirklich meinen Abend zur Hölle gemacht, vor allem nach meinem Konterspruch. Sie konnte mich ganz und gar nicht leiden, warum auch immer. Von Ryan habe ich gar keine Aufmerksamkeit und Beachtung bekommen. Ab und zu hatte ich das Gefühl das er mich von seinem Platz aus beobachtete, aber wahrscheinlich bildete ich mir das nur ein.
Als sie am Abend von Ryan ihr Geschenk bekam, war sie sehr glücklich und erfreut. Höchstwahrscheinlich hat sie etwas lang erwünschtes von ihm bekommen, da ich von der Theke aus ihre Geschenke nicht erkennen konnte. Eigentlich habe ich auch die meiste Zeit gar nicht dahin geguckt, aber bei ihrem Freudenschrei musste ich das automatisch tun. Sie schlang erfreut ihre Arme um seinen Hals und schon waren ihre Lippen auf seinen. Die anderen Gäste klatschten erfreut.

Obwohl ich nicht so starren wollte, konnte ich meine Augen einfach nicht abwenden. Er schien den Kuss zu genießen, sodass es mir schon weh tat. Ich weiß auch nicht warum, aber dieser Anblick verletzte mich mehr als gedacht.
"Ich geh mal kurz ins Bad!", sagte ich mit schwacher Stimme zu Mira und verließ diese Hölle.
Im Bad lehnte ich mich an die Tür und atmete tief ein und aus. Der Abend war echt schlimmer als gedacht. Ich wusch mir das Gesicht dann mit kaltem Wasser und verließ wieder das Bad.
"Alles okay?", fragte mich Mira besorgt.
"Ja, keine Sorge."
Nein, nichts ist gerade okay, aber das behalte ich mal für mich. Ryan und seine ganzen Anhängsel feierten bis spät Abends und verließen dann endlich das Café, sodass wir aufräumen und den Laden schließen konnten.

Ich war so erschöpft und fertig, sowohl körperlich, als auch seelisch. Meine Füße konnte ich nicht mehr spüren und mein Kopf brummte. Ich wollte einfach nur noch ins Bett und zu meinem Baby.

Da Mira schon ein paar Minuten vorher gegangen war, musste ich den Laden schließen und das tat ich dann auch. Nachdem ich mich vergewissert hatte das alles wirklich zu und abgeschlossen war, machte ich mich auf den Weg zu meinem Auto.
Der Parkplatz war wie leergefegt und komplett verlassen. Ich kramte meinen Autoschlüssel aus meiner Tasche und lief gerade an der dunklen Gasse neben dem Parkplatz vorbei, als mich plötzlich zwei starke Arme packten und in die dunkle Gasse drängten. Ich wollte schreien, doch schon lag eine Hand auf meinem Mund, die mich daran hinderte.
Die Person drehte mich um, sodass ich an meinem Rücken die kalte Wand spüren konnte. Ich versuchte mich zu befreien, doch die Person war viel zu stark.
"Pssst..Bleib doch mal still und halt verdammt nochmal deine Fresse!", zischte die Person wütend und die Stimme war mir sehr bekannt. Ich schaute hoch und mein Atem stockte.

Na, was glaubt ihr wer die Person sein könnte? :)

Und Leute ihr seid soooo krass! Schon über 13K Reads?! Das ist eine so große Zahl! Unglaublich! Danke für eure liebevolle Unterstützung!♡

~Seli

My little AngelWhere stories live. Discover now