My Little Angel #48

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Warum?
Warum jetzt?
Warum muss er jetzt plötzlich vor mir stehen, wenn mein Leben gerade einfach perfekt läuft?
Das kann doch nicht wahr sein.

Er hat sich kein bisschen verändert. Er sieht immer noch umwerfend aus.
Seine dunklen Haare, die perfekt zu seinem makellosen Gesicht passen. Seine zwei himmelblauen Augen, die einem schon von weiter Entfernung auffallen und die - leider Gottes - mein kleiner Jason auch von ihm geerbt hat. Genau das konnte ich nicht haben. Ich wollte nicht, dass mein Sohn so aussieht wie dieser Mistkerl, was er aber leider tat.

Ich wusste nicht, ob ich gerade weinen oder lachen sollte.
Meine ganze Welt, die ich mir so schwer aufgebaut habe, fiel plötzlich zusammen und das nur wegen diesem Idioten, der jetzt nach so einer langen Zeit wieder vor mir steht.

Nicht nur ich war geschockt, denn auch seine schönen Augen spiegelten seine Verwirrung wieder.
Es herrschte eine große Stille zwischen uns, bis ich den Blickkontakt einfach nicht mehr halten konnte und begann die zerstreuten Sachen wieder in die Tüten zu packen.
Ich versuchte meinen schlechten Zustand gerade zu verdrängen und nichts anmerken zu lassen. Dies ist echt einfacher gesagt, als getan. Am Anfang wollte ich seine Nähe und Unterstützung haben, da ich mich in der Schwangerschaft schwach und einsam gefühlt habe. Ich habe mich nach seiner Nähe gesehnt, obwohl ich ihn eigentlich kaum kannte. Durch die Schwangerschaft glaubte ich, dass wir eine Bindung zueinander hätten und erst jetzt begreife ich, wie bescheuert diese Gedanken überhaupt waren. Diesem Jungen bin ich die ganzen Jahre doch total egal gewesen. Was für eine rosarote Brille habe ich denn bitte damals getragen, um so blind durch die Gegend zu laufen?
Ich brauche ihn nicht. Dies habe ich die ganze Zeit auch nie getan. Meinen Sohn kann ich alleine großziehen und sowieso ist es besser mit einer alleinerziehenden Mutter aufzuwachsen, statt mit so einem Vater. Alles wäre gerade perfekt, wenn er jetzt nicht vor mir stehen würde. Wenn er mich nicht mit diesen Augen anschauen würde, nach denen ich, so naiv wie ich war, eine große Sehnsucht empfunden habe.
Verdammt..Warum musste ich auch jetzt gegen ihn laufen? Ich Idiotin!

Plötzlich spürte ich wie er sich neben mich kniete, um mir beim Aufräumen zu helfen.
"Lass es! Ich brauche deine Hilfe nicht", sagte ich genervt und riss ihm die Tüte aus seiner Hand.
Er schaute mich überrascht und verwirrt zugleich an.
"Helena, ich wollte dir nur helfen, ja? Komm mal wieder runter!"
Ich glaube echt, ich höre gerade nicht richtig. Steht er nach all dem was er getan hat 'unschuldig' vor mir und kommt mir mit: 'Komm mal wieder runter'?!
"'Komm mal wieder runter?' Willst du mich völlig verarschen? Ach, und woher kennst du denn meinen Namen? Ich dachte, du kennst keine Helena?", fragte ich ihn wütend, packte auch das letzte Stück wieder in die Tüte und stand auf, um ihm direkt in seine Augen sehen zu können.

Ein arrogantes Lächeln bildete sich auf seinen wunderschö-..Hör auf damit, Helena! Warum herrscht in mir wieder ein reines Chaos? Ich hasse ihn doch. Liegt es vielleicht genau daran? Anscheinend reagiert mein Gehirn so auf Personen, die ich abgrundtief hasse.

"Hängst du etwa immer noch an dieser einen Nacht? Es war nur eine einmalige Sache, Süße. Ich habe dir auch damals schon gesagt, dass wir diese Nacht vergessen sollen. Ich habe es schon längst getan. Aber wie ich gerade sehe..Du hast es nicht vergessen, oder? Ich nehme es dir auch nicht übel, denn ich weiß, dass ich unvergessliche Gefühle bei Frauen auslösen kann."

Autsch.
Das hat gesessen. Ich sags euch.
Es kostete mich ein paar Sekunden Zeit, um diese Worte gerade zu verdauen. Sie schienen sich in meinem Kopf mehrmals zu wiederholen, damit auch die letzte Zelle meines Körpers die Bedeutung dahinter verstehen konnte. Diese Sätze mit diesen verletzenden Worten, hatte ich in diesem Moment wirklich nicht erwartet. Ich habe echt gehofft, dass er ein bisschen Reue zeigen würde, nach all dem was er mir angetan hat. Doch da habe ich mich gewaltig geirrt.
In meinem Körper lösten seine Worte eine ungeheure Wut aus.

"Was denkst du eigentlich, wer du bist, du arrogantes Arschloch?", fragte ich und versuchte mutig und stark dabei zu klingen, so wie er es gerade war. Ich wollte ihm nicht den Schmerz in meinem Inneren gerade preisgeben, weil ich Angst vor seiner Reaktion hatte.
"Ich weiß echt nicht, was dich gebissen hat. Da will man nett sein und bekommt statt einem 'Danke', so eine Scheiße zu hören. Wenn du deine Tage hast, musst du es nicht an mir auslassen. Ich habe wichtigere Dinge zu tun, als mich hier mit dir abzugeben." Seine blauen Augen funkelten mich wütend an.

Diese Worte taten ebenfalls ganz schön weh. Diese Seite von Ryan habe ich damals nie gesehen. Naja, theoretisch kannte ich ihn ja nicht mal richtig. So hätte ich ihn aber niemals eingeschätzt. Lächerlich, was habe ich denn bitte erwartet? Meinen romantischen Traumprinzen, der mir meine größten Träume erfüllt und die schmerzhafte Leere in mir füllt? Ich sollte einfach mal aufwachen, denn die Realität sieht ganz anders aus. Ryan sieht nun mal gut aus und ist reich. Ist doch klar, dass er verwöhnt und arrogant ist. Er war nur nett zu mir damals, weil er mit mir ins Bett wollte und das hat er auch geschafft.

"Ich habe auch nicht das Bedürfnis mich mit dir..-" Mitten in meinem Satz wurde ich durch ein Mädchen unterbrochen, die sich zu uns gesellte und mich fragend ansah.
"Wer ist das?", fragte sie und die Frage war definitiv an Ryan gerichtet. Sie schaute mich nur abwertend an, so als ob sie was Besseres wäre.
Okay, ich gebs ja zu. Sie ist echt wunderschön. Ihre langen honig braunen Haare und ihre braunen Augen waren leider sehr beneidenswert.
"Keine Ahnung. Mein Aussehen hat sie wohl echt umgehauen und sie lässt mich einfach nicht in Ruhe."

What the..?!
Ich schaute ihn geschockt an. Er aber fand das ganze wohl sehr amüsant. Ein arrogantes Lächeln umrundete wieder seine Lippen und er zwinkerte mir unauffällig zu.
Zeit zum Aufklären seiner Lüge gab mir dieses Mädchen auch nicht, da sie schon gleich anfing mir eine Standpauke zu halten.
"Bitch, hör mal zu. Ryan ist mein Freund, also halte dich fern von ihm! Sonst reiße ich dir deine Augen raus und..-", zickte sie mich plötzlich drohend an, wurde dann aber, warum auch immer, von Ryan unterbrochen.
"Babe, lass sie einfach. Was soll ich denn schon von ihr wollen? Schau sie dir doch mal an! Du weißt doch, dass ich nur Augen für dich habe." Er legte seinen Arm um ihre Hüfte und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann sah er mich mit einem Siegeslächeln an.
Das war ein Schlag in mein Gesicht und gleichzeitig ein Stich in mein Herz.
Verdammt..Warum tut es so weh?!
Es kann mir doch egal sein, dass er eine Freundin hat. Ich bin nicht eifersüchtig.
"Komm schon. Gehen wir, Baby", sagte er dann kalt, nahm ihre Hand und lief ohne einen weiteren Blick zu seinem Auto.

Ich hasse ihn!
Ich hasse ihn!
Ich hasse diesen arroganten Mistkerl!

Wütend und verletzt lief ich zu meinem Wagen, stieg ein und warf die Tüten nach hinten.
Seine harten Worte hallten wieder deutlich in meinem Kopf.

"Hängst du etwa immer noch an dieser einen Nacht? Es war nur eine einmalige Sache, Süße. Ich habe dir auch damals schon gesagt, dass wir diese Nacht vergessen sollen. Ich habe es schon längst getan."

"Ich habe wichtigere Dinge zu tun, als mich hier mit dir abzugeben."

"Was soll ich denn schon von ihr wollen? Schau sie dir doch mal an!"

Jedes einzelne Wort hat so weh getan. Ich habe nie an das Sprichwort: 'Worte können verletzen', geglaubt. Doch jetzt habe ich es an meinem eigenen Leib erfahren und ich sags euch...Dieses Sprichwort hat verdammt nochmal recht. Seine Worte haben mich eben zerstört und ich konnte mir die ganze Zeit nur schwer die Tränen unterdrücken, die nun aber ihren Weg über meine Wangen fanden.

Ich verstehe ihn nicht.
Warum hat er mir diesen Brief hinterlassen, wenn ich ihm doch so egal war?
Warum hat er mich damals gerettet und war die ganze Nacht an meiner Seite im Krankenhaus?
Und warum ist er nun so kalt, verletzend und distanziert?
Fragen über Fragen..und das nur wegen ihm. Ich kann es nicht fassen, dass dieser Typ der Vater meines Engels ist. Abgesehen davon frage ich mich, was er hier überhaupt macht. In seinem Brief hat er doch gemeint, dass er nie wieder kommen wird. Ich hoffe einfach, dass er so schnell wie möglich verschwindet mit seiner 'tollen' Freundin, für die er ja nur Augen hätte.
Denn ich weiß, dass mir sonst die Kraft fehlen wird, meinen Weg alleine fortzuführen.

"Ich hasse dich, du Idiot", fauchte ich genervt und lehnte meinen Kopf vorne an das Lenkrad.
Warum ich, Ryan?
Warum?

Na, wie fandet ihr das Verhalten von Ryan? :)

Die Frage von diesem Kapitel kommt von: peaceAlicia2002 :
》Wie viele Sprachen könnt ihr sprechen?《

~Ich kann vier Sprachen. Genauer gesagt drei und die vierte Sprache lerne ich gerade. :D~

~Seli

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