My Little Angel #57

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Mein Atem stockte in diesem Moment und meine Welt zerbrach mal wieder in tausend Teile.
Verlobung..?

Er wird sich also mit ihr verloben..?
Naja, was habe ich denn auch erwartet? Sie sind ein Paar und wenn sie sich irgendwann verloben, dann ist das nichts verwunderliches, sondern normal.
Sie sind ein Paar!
Sie lieben sich!
Sie sind glücklich!
Warum bin ich also so erstaunt?!
Ich bin doch auch mit meinem Leben zufrieden. Ich brauche ihn doch nicht..
Wenn er glücklich ist mit ihr zusammen, dann wünsche ich ihm das Beste. Das zwischen uns war niemals etwas ernstes gewesen, sondern nur ein Fehler. Ein ungewollter Fehler beiderseits, dass wir beide nun akzeptieren müssen. Natürlich war Jason kein Fehler, sondern das Beste, was je hätte passieren können.
Sowieso ist Jason der einzige Grund, warum wir beide überhaupt noch Kontakt zueinander haben. Er ist wie ein Draht zwischen mir und Ryan. Ohne Jason hätten wir nichts miteinander zu tun.
Ryans privates Leben sollte mir also egal sein. Mit wem er zusammen ist, heiratet oder weitere Kinder zeugt, all das geht mich nichts an. Solange er für Jason da sein wird, ist alles okay. Nur mein Baby zählt nämlich, denn ich brauche ihn in meinem Leben nicht.

Ich legte sein Handy wieder auf seinen Platz und vergrub dann mein Gesicht in meinen Händen. Durch ein gleichmäßiges Ein- und Ausatmen versuchte ich mir meine Tränen zu unterdrücken.
Viele würden mich gerade fragen, warum ich denn weinen würde, wenn er mir doch eh egal wäre. Auf diese Frage hätte ich in diesem Moment auch keine gescheite Antwort parat, da sie in gewisser Weise ja auch Recht hätten. Das einzige was ich tun würde, wäre es den Leuten mal zu raten in meinem Leib zu stecken und meinen Weg zu laufen.

Meine Angst, Verzweiflung, Einsamkeit, Hilflosigkeit und meine Emotionen zu fühlen.
Die unerträglichen Schmerzen in meinem Inneren zu spüren.
Mit dem Chaos meiner Gedanken in meinem Kopf und mit der inneren Stimme, die mir immer wieder verdeutlicht, dass ich nichts richtig mache, zu kämpfen.
Die geschockten und abweisenden Blicke der Menschen in meiner Umgebung zu sehen, wenn ich als junges Mädchen mit meinem Baby unterwegs bin und damit nicht in ihre 'perfekte Norm' der Gesellschaft passe.
In die Augen von Ryan zu schauen und ihn für all seine Taten hassen zu wollen, während in meinem Inneren dabei große Stürme herrschen.

Nur wenn man meine ganzen Gefühle und meinen harten Weg versteht, kann ich diese Worte und diese Frage auch ernst nehmen, da ich dann weiß, dass diese Person mich versteht. Meistens sagen Menschen Dinge und verurteilen andere Leute, ohne dabei vorher mal über die Folgen ihrer Tat nachzudenken und das Leben der Person zu verstehen. Die Hürden, die die Person in ihrem Leben durchlaufen musste, nachzuvollziehen. Oft ist es leichter gesagt, als getan, so wie in meinem Fall.

Nachdem ich meinen Gefühlsausbruch wieder etwas unter Kontrolle hatte, lehnte ich mich nach hinten und schloss die Augen.
Er wird sich also verloben mit ihr..?
Er ist glücklich mit ihr..?
Diese quälenden Fragen schwirren in meinem Kopf hin und her. Sie rauben mir meine Kraft und meine Energie. Was wird dann aus Jason? Wer weiß ob sie das Kind von einer anderen Frau auch akzeptieren wird. Wahrscheinlich wird sie ihm später das Leben zur Hölle machen, wenn sie es in ihren Händen hätte.

Ich weiß nicht, wie lange ich nun hier schon mit meinen quälenden Gedanken kämpfe und in meinen ganzen Emotionen glatt ersticke. Ich hörte plötzlich ein paar Geräusche, dachte aber in dem Moment, dass das nur eine Einbildung von mir war.

Jetzt glaube ich aus lauter Frust auch noch Dinge zu hören und bilde..-

Plötzlich spürte ich etwas warmes auf meinem Körper und meinem Gefühl nach zu urteilen, handelte es sich hierbei um eine Decke.
Hat mich Ryan etwa gerade zugedeckt..?
Allein der Gedanke versetzte meinem Herz schon einen Sprung.
Gleich darauf spürte ich seine Finger, die sanft über mein Gesicht glitten und mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht entfernten.
Seine warmen Finger und seine sanften Berührungen erzeugten ein reines Chaos in meinem Körper, aber irgendwie fühlte es sich dennoch gut an. Das Gefühl der Geborgenheit breitete sich in mir aus. Insgeheim wünschte ich mir, dass dieser Moment noch unendlich lange anhalten soll, doch so viel Glück hatte ich natürlich nicht. Seine warmen und sanften Berührungen waren so unerwartet wie sie kamen, auch wieder weg.

My little AngelWhere stories live. Discover now