My Little Angel #28

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"Lene, hör auf zu sagen das es nicht stimmt, denn es ist nun mal so. Schau dir mich doch mal an! Ich bin richtig fett geworden und passe nicht mehr in meine Klamotten rein. Hallo?! Ich kriege meine Hose nicht mehr zu! Ich bin fett und dazu auch noch hässlich! Bald werde ich aussehen wie ein Monster! Wie soll ich denn so in die Schule? Soll ich mir ein Müllsack drüber ziehen?!" Verzweifelt setzte ich mich auf mein Bett und versuchte meine Blicke vom Spiegel fernzuhalten.

Der Morgen hatte eigentlich ganz friedlich begonnen. Lene hatte bei mir übernachtet und heute morgen haben wir dann super schön gefrühstückt. Dann hat das Drama aber angefangen oder sollte ich meine depressive Phase sagen?
Als wir uns für die Schule fertig gemacht haben, stand ich vor dem Spiegel und habe meine Hose nicht mehr zugekriegt. Das war für mich so ein Schock! Die letzten zwei Wochen hatten wir Weihnachtsferien gehabt und in der Zeit trug ich wie gewohnt chillige Jogginghose, also habe ich nie bemerkt das mein Bauch größer geworden ist.

Die Ferien waren echt bezaubernd gewesen. Weihnachten hatten wir mit Lenes Familie zusammen in unserem Skiurlaub gefeiert. Ich durfte auch Mirco einladen und so war er auch die ganze Zeit dabei. Wir waren sehr gute Freunde geworden und die Freundschaft war mir auch wichtig. Auch wenn Lene das nicht so toll fand. Ich weiß nicht warum, aber Lene konnte ihn schon von Anfang an nicht leiden.
Nun waren die Ferien um und ich saß hier genervt und voller Selbstzweifel.
Das hört sich vielleicht lächerlich an, weil natürlich jede Schwangere mit dem Zunehmen rechnen muss. Das ist mir schon klar, aber trotzdem habe ich gerade extreme Komplexe. So schnell hätte ich es nicht erwartet. Ich war gerade mal im vierten Monat schwanger und einen leichten Bauch habe ich ja schon lange gehabt, aber in meine Hosen habe ich bis jetzt immer gepasst. Ich könnte gerade aus Frust losheulen!

"Helena, das ist doch normal! Das kleine süße Baby wird immer größer!.." Lene versuchte mich zwar aufzumuntern, jedoch machte sie alles nur noch schlimmer.
"..Außerdem ist das ja noch gar nichts! Irgendwann wirst du eine große Kugel haben, also beschwer dich nicht und genieße die Zeit mit deiner kleinen Kugel."
Leichter gesagt als getan! Sie konnte ja schön ihre Klamotten anziehen und war auch extrem schlank.
"Du munterst mich nicht gerade auf, sondern machst alles nur noch schlimmer! Danke für deine Hilfe", motzte ich und versuchte Ruhe zu bewahren.
Lene seufzte und setzte sich neben mich.
"Ich habe eine Idee um dich aufzumuntern!"
"Ach ja? Und was wäre deine glorreiche Idee?", fragte ich seufzend.
"Lass uns heute die Schule schwänzen."
"Das ist deine glorreiche Idee?!", fragte ich genervt.
"Lass mich erstmal ausreden! Wir schwänzen heute und fahren stattdessen in die Stadt shoppen! Wir kaufen dir neue Klamotten. Es gibt nämlich wunderschöne Klamotten für Schwangere, die geradezu jeden dazu zwingen, schwanger zu werden..", erklärte sie mir strahlend und legte dann ihre Hand auf meinen Bauch. "..Außerdem können wir auch diesem Engel etwas kaufen."
"Das wird nicht gerade gut ankommen bei den Lehrern. Das weißt du, oder?"
"Ach, wir haben eh nur noch zwei Monate! Also chill! Komm schon, Helena. Denk an all die schönen Klamotten, die dort auf uns warten."
Mit großen Augen schaute sie mich dabei unschuldig an und setzte ihren Welpenblick auf. Das machte sie immer, wenn sie etwas wollte. So oft ich auch versuchte da ernst zu bleiben, Erfolg hatte ich nie.
Da kann ich einfach nie nein sagen. Das Wort 'Nein' sollte ich mir definitiv mal einprägen und auch nutzen.
"Na gut. Aber falls sie etwas sagen, bist du Schuld daran! Verstanden?!", drohte ich ihr lachend.
"Ja, Boss! Na Los!"

Damit stiegen wir in ihren Wagen und fuhren in die Stadt. Meinen Eltern erzählten wir natürlich nichts von unserem Vorhaben.
Dort angekommen liefen wir von einem Laden zum anderen. Ich probierte gefühlt zehntausend Klamotten an. Viele gefielen mir sogar wirklich. Man sah zwar immer meinen Bauch, aber das war auch der Sinn der Sache. Außerdem fühlte ich mich auch irgendwie gut, wenn die Leute auf meinen Bauch starrten. Es konnte ruhig die ganze Welt wissen, dass ich schwanger war. Das machte mir nichts aus! Mein Bäuchlein konnte ich eh nicht mehr verstecken.

Wir kauften wirklich sehr viel. Am Ende hatten wir alleine für mich schon sechs Tüten voll. Lene musste alles holen, was sie toll fand. So war sie halt.
Nachdem wir dann für mich fertig waren, liefen wir in einen Laden für Kinder und Babys. Ich war erst echt geschockt, da es da so viel gab. Da ich keine kleinen Geschwister habe, wusste ich nie wie man mit kleinen Kindern richtig umgeht oder was man so für sie braucht.

Sofort machten wir uns auf den Weg in die Babyabteilung.
Dort konnte selbst Lene nicht mit dem Staunen aufhören. Es gab so viele Klamotten und Spielsachen. Wow!
Zuerst schauten wir uns die Klamotten an. Die Strampler waren alle so klein. Wird mein Kind auch so klein sein?! Das konnte ich mir echt gar nicht vorstellen! Auch die kleinen Schuhe waren einfach so süß. Vor allem die Kleider und Röcke für Mädchen.

"Ach, wir wissen ja das Geschlecht noch gar nicht. Manno! Wie sollen wir jetzt Klamotten kaufen?", sagte Lene enttäuscht, während sie alle Strampler durchwühlte.
"Der Arzt hat gemeint, dass er es mir bald sogar sagen könnte, aber ich will es gar nicht wissen."
Lene stoppte mit ihrer Suche und schaute mich verwirrt an.
"W..Wie du willst es nicht wissen?! Wie willst du dann das Zimmer einrichten oder die Klamotten kaufen?! Oder die Namenssuche?!"
"Es gibt Farben, die Mädchen und Jungs tragen können. Und bei der Zimmereinrichtung werde ich die Möbel in weißer Farbe holen und die Dekorationen später dazu kaufen. Die Wand wird ja eh weiß gestrichen und die kleinen Dekos füge ich halt später dann noch hinzu. Ah und bei dem Namen überlege ich mir für beide Fälle etwas und lasse mich dann halt überraschen", erklärte ich ihr und schaute mir die Strampler genauer an.
"Aber warum?", fragte sie mich total verwirrt.
Ich lächelte und legte meine Hand auf meinen Bauch.
"Weil mir egal ist, welches Geschlecht es haben wird! Ich möchte es lieben lernen, ohne zu wissen, wer er oder sie wirklich ist. Ich möchte eine Bindung aufbauen zu der Person und nicht zu einem Geschlecht. Deswegen lasse ich mich überraschen."

My little AngelWhere stories live. Discover now