My Little Angel #35

44.9K 1.8K 129
                                    

Aus Schock realisierte ich erst nach ein paar Sekunden was er da tat. Ich schubste ihn weg von mir und klatschte ihm unkontrolliert eine ins Gesicht. Der Schlag war wirklich fest, da meine Hand vor Schmerzen pochte.
"Ich dachte, du wolltest kämpfen! Ist das deine Art zu kämpfen?! Ein Herz zu erobern?! Du widerst mich an! Verdammt nochmal und ich Idiot habe dir vertraut!"
"Helena, es tut mir Leid. I..Ich wollte das nicht. Ich habe einfach die Kontrolle verloren..-", stotterte er mit einem unschuldigen Blick, so als ob er eben nichts getan hätte.
"Komm mir nie wieder zu nahe", zischte ich wütend unter Tränen und stieg aus.
Ich knallte die Tür mit voller Wucht zu und lief hastig ins Haus.
Dort wischte ich mir schnell die Tränen weg und wollte mich leise auf Zehenspitzen in mein Zimmer schleichen, da mir in dem Moment eine Begegnung mit meinen Eltern als wirklich ungünstig erschien.
Doch wann war das Glück denn jemals an meiner Seite gewesen?
Schon nach meinem ersten Schritt, ertönte die Stimme meiner Mutter aus dem Wohnzimmer.
"Helena? Bist du das?"
Ich Glücksvogel!
"Ja."
"Kannst du mal bitte kurz herkommen?", fragte sie mich aus dem Nebenraum.
Heute läuft echt nichts richtig, oder?

Im Wohnzimmer angekommen, schaute mich meine Mutter, die auf dem Sofa saß und ein Magazin in ihrer Hand hielt, fragend an, als ich vor ihr Platz nahm.
"Helena, hast du geweint?!" Sie stellte ihren Kaffee auf den Tisch und legte das Magazin zur Seite.
Wie hat sie das gemerkt?
"Nein! Wie kommst du denn darauf?", fragte ich sie und setzte mein gespieltes Lächeln auf.
"Junge Dame, bei mir bringt dieses Lächeln nichts! Also raus mit der Sprache! Was ist passiert?.." Sie legte ihre Hand auf meine und lächelte.
"..Du kannst mir doch alles erzählen."
So gab ich nun nach. Ich erzählte ihr das mit Mirco und auch das im Auto eben. Meine Mutter hörte mir die ganze Zeit gespannt zu und nahm mich dann, als ich die Tränen nicht mehr unterdrücken konnte, in ihre Arme. Sie tröstete mich und das half mir wirklich. Ich fühlte mich am Ende definitiv besser und hatte mich beruhigt.

"Mom, du wolltest doch mit mir reden? Was ist los?", fragte ich sie schließlich neugierig.
Meine Mutter wirkte bei der Frage plötzlich sehr angespannt.
"Reden? Ach quatsch! Ich wollte dich doch nur mal sehen."
Dass das eine Lüge war, hätte ich auch blind sagen können.
"Mom, sag schon! Das kaufe ich dir doch nicht ab", gab ich vorwurfsvoll von mir und schaute sie neugierig an.
"Na gut", seufzte sie schließlich zögernd und rührte in ihrem Kaffee rum. Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen.
"Also Helena, ich habe da etwas herausgefunden, was nicht so schön ist und ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll", stammelte sie und mied dabei den Blickkontakt.
Meine Neugier stieg nun noch mehr.
"Was? Sag doch einfach. Bitte Mom", erwiderte ich ungeduldig. So gab sie schließlich zögernd nach.
"Schau einfach, aber ich warne dich..Es ist nicht so schön..", seufzte sie und reichte mir das Magazin rüber.
"..Seite zwanzig."
Ich blätterte aufgeregt die Seiten durch, bis ich dann die richtige Seite vor mir hatte. Gleich im ersten Moment sprang mir schon die Überschrift ins Auge.
'RYAN DRAVILLE IM KOMA!'
Und alleine die Überschrift reichte schon aus, um mich wieder in diesen Abgrund zu reißen. Mir stockte der Atem, doch ich wollte den Artikel lesen. Was ich dann jedoch erfuhr, fühlte sich so unreal an.
Er hatte einen schweren Unfall gehabt und liegt nun mit schweren Verletzungen im Koma. Zu dem glauben die Ärzte, das er es nicht schaffen wird, weil er starke innere Blutungen hätte.
Wenn man sowas hört, glaubt man immer, alles sei gerade nur ein Albtraum, weil es so komisch und unecht erscheint. Deine Welt zerbricht in dem Moment in tausend Teile. Alles rauscht an einem vorbei, wie in einem Film.

Was war bloß los mit mir? Ich habe doch mit ihm abgeschlossen, also warum nahm mich dieser Artikel mit diesen grässlichen Worten so mit? Warum?! Er hat mich doch auch vergessen!
Warum schaffe ich das einfach nicht?

"Helena, ich war auch verwundert, als ich seinen Namen im Artikel gelesen habe. Ich habe dir doch auch damals schon gesagt, dass mir sein Name sehr bekannt vorkommt. Er ist ja der Sohn von diesem großen Geschäftsmann, dem die meisten Firmen und Industrien weltweit gehören! Deswegen dieser Artikel. Eigentlich wollte ich nicht, dass du das mitkriegst. Es ist nicht gut für dich in der Schwangerschaft..-"
"Nein, es ist okay, Mom. Ich habe eh schon mit ihm abgeschlossen. Er interessiert mich nicht mehr. Es ist mir egal, was mit ihm passiert. Ich bin dann mal in meinem Zimmer", erwiderte ich mit einem ernsten Blick, während in mir ein riesen Sturm tobte.
"Helena..-"
"Mama, keine Sorge! Mir geht es wirklich gut..", seufzte ich und lächelte schwach. "..Ich bin dann mal in meinem Zimmer." Damit verließ ich den Raum und lief in mein Zimmer.

Nein, mir ging es nicht gut.
Mir ging es gar nicht gut.
Ich habe eigentlich nie mit dem Thema 'Ryan' abgeschlossen. Ich konnte es einfach nicht. Er interessiert mich mehr, als ich es eigentlich will. Es ist mir auch nicht egal, was mit ihm passiert.
Ich sollte aufhören mir diese Lügen einzureden. Es bringt nämlich null. Ich kann mich nicht selber belügen. Ich bin einfach unmöglich.

My little AngelWhere stories live. Discover now