My Little Angel #16

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"Miss? Miss? Geht es Ihnen gut?", fragte mich eine Stimme.
Langsam öffnete ich die Augen und sah neben mir die Angestellte von vorhin.
Also war das eben kein Traum gewesen. Leider.

"Ja, mir geht es gut. Was ist passiert?", fragte ich sie verwirrt, richtete mich auf und schaute mich um.
"Sie sind plötzlich umgefallen und dann haben wir Sie hier hierher gebracht", erklärte sie mir und nahm vor mir auf dem Sessel Platz.

Ach, das war passiert.

"Sollen wir einen Arzt rufen? Er könnte Sie nochmal genauer untersuchen. Nicht das es etwas ernstes ist", gab sie besorgt von sich.
"Nein, danke! Mir geht es echt super gerade. Ein Arzt ist nicht nötig..", erklärte ich ihr und lächelte.
"..Aber ich habe mal ein paar Fragen. Wenn ich darf?"
"Ja?" In ihren großen blauen Augen spiegelte sich ihre Neugier wieder.
"Sie haben gesagt, dass Ryan vor zwei Tagen das Land verlassen hat, aber warum? Ich meine, Sie haben doch erwähnt, dass er normalerweise noch ein paar Monate Zeit hätte. Hat er irgendwas dazu gesagt?"
"Nein, er hat nur gesagt, das er sich umentschieden hat. Mehr weiß ich leider nicht. Tut mir Leid."
So ist das also. Er hat sich 'plötzlich' umentschieden.

"Vor zwei Tagen also", murmelte ich leise und senkte meine Blicke.
"Genau. Er war die ganze Nacht davor nicht da und am nächsten Morgen ist er dann plötzlich gegangen. Wir haben es auch nicht verstanden", antwortete sie und schaute mich unschuldig an.

Er war die ganze Nacht davor also nicht da und es war vor zwei Tagen?..Stop!
Er war die ganze Nacht davor bei mir im Krankenhaus! Die Krankenschwester hatte mir ja gesagt, dass er die ganze Nacht da war.
Aber warum ist er dann so plötzlich gegangen, ohne mir etwas zu sagen? Ich meine, auch wenn wir uns kaum kannten, hatten wir eine gewisse Bindung zueinander. Er hat mich gerettet und ist dann einfach gegangen.

In mir stieg wieder der Hass gegenüber diesem Jungen. Ich wünschte, ich hätte ihn nie getroffen und all dies wäre niemals passiert. Diese Party, die Nacht, meine Schwangerschaft..einfach alles. An meiner Schwangerschaft trage ich nicht die alleinige Schuld, denn es war auch sein Werk. Doch nun hat er mir nicht mal die Möglichkeit gegeben, ihm alles erklären zu können. Ich hasse ihn dafür!
Was soll ich jetzt machen?
Das Kind hat jetzt auch keinen Vater mehr! Ich wollte ihm doch die Wahrheit sagen.
Irgendwie fühlte ich mich plötzlich so verlassen und einsam gerade. Meine Eltern haben mir ihren Rücken zugekehrt, Ryan ist weg und ich stehe nun alleine da.

"Okay, dankeschön. Ich geh dann mal", sagte ich mit einer zitternden Stimme und lief zur Haustür.
"Einen Moment, bitte! Wie heißen Sie eigentlich, Miss?" Ich drehte mich bei der überraschenden Frage um.
"Helena Dorn", antwortete ich verwirrt.
Ihre Augen weiteten sich und sie lächelte erfreut.
"Warten Sie hier. Ich hole etwas von oben", und damit stieg sie schnell die Treppen nach oben.

Ich war sehr verwirrt von ihrer Frage. Was wollte sie holen? Während ich mich gelangweilt im Flur umschaute, kam sie dann auch gleich wieder runter. In ihrer Hand hielt sie einen Briefumschlag, den sie mir dann in die Hand drückte.

"W..Was ist das?", fragte ich sie verwirrt.
"Ein Brief von Mr. Draville. Er hat an dem Tag gesagt, dass ich es einer Helena geben soll, falls sie hier auftauchen würde und jetzt sind Sie ja da", erklärte sie mir lächelnd.
Ich betrachtete mir den weißen und kahlen Briefumschlag genauer an. Die Neugier und Nervosität stieg in mir.

Nachdem ich mich von ihr verabschiedete, stieg ich in meinen Wagen. Ich legte meine Tasche auf den Nebensitz und nahm den Brief.
Ich öffnete ihn, nahm den Zettel heraus und faltete ihn langsam auseinander. Die Schrift von ihm war zu meinem Wunder, sehr ordentlich und schön für einen Jungen.

'Hallo Helena,

du fragst dich bestimmt gerade warum ich dir einen Brief hinterlassen habe. Ja, das denke ich mir gerade beim schreiben auch.
Warum hinterlasse ich ihr einen Brief?
Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Aber es ist das Richtige oder das Einzige, was ich noch machen kann.
Wenn du diesen Brief zu Gesicht bekommst, hast du auch sicherlich gehört das ich nun im Ausland bin. Ich werde ab jetzt im Ausland studieren und nicht mehr in die Stadt zurückkehren. Es tut mir sehr Leid.
Mir tut wirklich alles Leid. Die Nacht, einfach alles.
Helena, du bist ein wirklich bezauberndes Mädchen, aber das zwischen uns war ein großer Fehler. Du und ich - es passt einfach nicht zusammen. Es tut mir wirklich Leid!
Diese Zeilen gerade zu schreiben, fällt mir wirklich sehr schwer, aber es muss sein.
Das zwischen uns war nicht richtig, Helena. Das hätte ich auch nie gewollt! Aber es ist nun mal passiert und wir können es nicht mehr ändern. Wir sollten beide nach vorne schauen und weiterleben. Wir sollten beide diese Nacht vergessen. Es ist das Beste für dich und für mich!
Such dir einen Jungen, der dich glücklich machen kann, denn ich kann das nicht. Du verdienst einen viel Besseren. Einen, der dich wirklich verdient!
Ich habe diese Nacht vergessen, Helena. Ich habe dich vergessen.
Das solltest du auch tun! Vergiss diese Nacht und vergiss mich. Werde glücklich.

Ryan.'

My little AngelDonde viven las historias. Descúbrelo ahora