My Little Angel #29

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Lene hatte echt lange gebraucht, um diese Entscheidung zu akzeptieren. Sie wollte es einfach nicht verstehen. Ich würde ihre Träume zerstören, da sie dem Baby vieles kaufen wollte.
Meine Eltern dagegen waren damit einverstanden. Sie meinten, das es meine alleinige Entscheidung wäre. Zudem sei es auch noch eine sehr schöne Idee sich überraschen zu lassen.

Mit meinen Eltern haben wir am Abend das leere Zimmer neben meinem, neu gestrichen und alles sauber gemacht. Ich hatte mich schon immer gefragt, warum das Zimmer leer war und nicht genutzt wurde. Das wird dann das Zimmer des Babys werden. Die Freude stieg schon. Nicht nur bei mir, sondern vor allem auch bei meinen Eltern. Es war einfach zu süß wie sie sich freuten und was für Pläne sie machten.
Nachdem wir den ganzen Abend mit dem Streichen verbracht hatten, waren wir endlich mal fertig. Nicht nur das Zimmer, sondern auch meine Eltern und ich. Wir waren wirklich fix und fertig.
Ich lief in mein Zimmer und nahm erstmal eine kalte Dusche. Dann wusste ich auch nur noch, wie ich mich auf mein Bett warf. Schon war ich weg. So müde war ich.

Am nächsten Morgen weckte mich mein Wecker.
6:30.
Warum muss die Schule denn so früh beginnen? Sie würden doch nicht sterben, wenn es um neun Uhr beginnen würde.
Ich schleppte mich müde und kraftlos ins Bad und machte mich fertig.
Danach lief ich nach unten und zwang mich etwas zu essen. Ich war noch nie ein Morgenmensch gewesen. Eher im Gegenteil, ich war der totale Morgenmuffel. Wirklich! Jeden Morgen war ich extrem aggressiv und genervt von allem.

Als ich dann nach dem Frühstück mich fertig machte und das Haus verließ, wurde ich von einem hupenden Auto begrüßt.
Mirco?!
Lächelnd saß er am Steuer.
"Helena! Na los! Steig ein. Ich fahre dich", rief er mir zu.
Wow, was macht er denn hier?
Naja, besser als zu laufen.
Warum auch nicht?
Also stieg ich ein und begrüßte ihn mit einer Umarmung. Dann fuhr er auch schon los.

"Mirco, ich mein, versteh mich jetzt bitte nicht falsch. Es ist ja mega nett von dir, dass du mich fährst. Wirklich! Aber warum tust du das? Du hast doch erst um elf Uhr Schicht! Du könntest doch noch entspannt schlafen?", fragte ich ihn neugierig.
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, während er konzentriert nach vorne schaute.
"Darf ich dich nicht fahren?"
"Doch, natürlich. Nur warum stehst du so früh morgens auf? Nur um mich zu fahren?"
"Ja. Ist das ein Problem?", fragte er mich lachend und warf mir einen neugierigen Blick zu.

Was? Nein, das ist eher krank!

"Nein, auf keinen Fall. Nur verstehen muss ich das nicht, oder?", fragte ich und lächelte.
"Hm, nein. Aber jetzt mal ehrlich, Helena. Du bist mir sehr wichtig. Wirklich sehr! Und dann will ich nicht, dass du als Schwangere diesen weiten Weg läufst", erklärte er mir in einem ernsten Ton.
Oh oh.
Unser Gespräch läuft in die völlig falsche Richtung!
Sieht er mehr als nur Freundschaft zwischen uns?
"Ich werde da nicht dran sterben. Keine Sorge", sagte ich lachend, aber insgeheim versuchte ich das Thema zu ändern.

Ich mag Mirco wirklich sehr.
Aber nur freundschaftlich, mehr nicht! Mehr kann ich mir zwischen uns einfach nicht vorstellen. Außerdem habe ich auch keine derartigen Gefühle für ihn. Ich hoffe einfach, dass ich gerade zu viel hinein interpretiere. Vielleicht meint er nicht das was ich denke. Vielleicht verstehe ich das alles nur falsch, weil ich gerade so müde bin.
"Helena, ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen. Aber nur mit dir alleine und da nutze ich jede Gelegenheit dafür. So wie auch jetzt."

Sag mir bitte, dass das alles nur ein Traum gerade ist! Das hat er nicht gesagt! Oh nein.

"Das ist ja lieb von dir", gab ich mit einem schwachen Lächeln von mir.
Super Antwort, oder? Ich sollte wirklich mal einen Preis für meine Antworten kriegen.
Oder für meine Dummheit eher?
Zum Glück waren wir dann auch endlich angekommen. Noch nie war ich so froh die Schule zu sehen.
"Ich muss dann mal gehen. Danke fürs fahren, Mirco. Bye." Gerade als ich aussteigen wollte, unterbrach er aber mein Vorhaben.
"Warte!"
Ich drehte mich um und schaute ihn verwirrt an. Er wirkte sehr nervös und aufgebracht. Zudem schien er nach den richtigen Worten zu suchen.
"Willst du...äh...", stotterte er nervös.

Nein, Nein, Nein!
Bitte stell mir jetzt nicht die Frage, an die ich gerade denke!

"...Mit mir irgendwann mal essen gehen? Wir könnten ja telefonieren und einen Tag vereinbaren?"

Puh, Gott sei Dank!
Alles im grünen Bereich!

"Liebend gerne. Jetzt muss ich aber wirklich gehen, also bye", und damit stieg ich aus und lief ohne einen weiteren Blick, geradewegs in die Schule.
Ich mochte nicht die Wendung, die unsere Freundschaft gerade nahm. Mirco ist ja ganz nett und süß, aber halt nur als guter Freund. Mehr kann ich mir mit ihm definitiv nicht vorstellen. Es geht einfach nicht! Ich muss es ihm irgendwie zeigen und deutlich machen, aber nur wie?

"Helena! Helena! Warte", hörte ich plötzlich Lene durch den ganzen Flur schreien. Völlig verwirrt drehte ich mich um und sah Lene wie eine Verrückte auf mich zu rennen.
Dieses Mädchen könnte man manchmal echt direkt in die nächste Klinik einweisen.
"Was ist los? Warum schreist du meinen Namen durch den ganzen Flur wie eine Irre?", fragte ich sie genervt.
"I..Ich habe Neuigkeiten", gab sie erschöpft von sich, während sie versuchte Luft zu kriegen. Wer weiß wie lange sie schon suchend durch das Schulgelände gerannt ist?
"Was für Neuigkeiten?", fragte ich sie neugierig.
Sie kramte einen zerknüllten Zettel aus ihrer Hosentasche und drückte es mir in die Hand.
"Schau doch!"
Neugierig faltete ich den Zettel auseinander und alles was auf dem Zettel stand, war eine Nummer.
"Wow, bin begeistert! Lene, was soll das?! Wem gehört diese Nummer?", fragte ich aufgebracht.
"Rate mal!"
"Sind wir hier bei einem Ratespiel? Ich habe keine Zeit für so einen Kinderkram! Nun sag schon!"
Manchmal kann sie wirklich ziemlich kindisch und nervig sein.
"Boah, du bist echt langweilig", motzte sie gelangweilt.
"Lene, sag schon", seufzte ich ungeduldig und schaute sie vorwurfsvoll an.
"Ist ja gut. Du wirst mir später dafür danken! Also die Nummer ist von.."
Das Wort 'von' zog sie dabei übertrieben in die Länge, um Spannung aufzubauen.

Muss sie immer so übertreiben und alles so spannend machen? Aus ihr könnte eine gute Autorin werden, da sie selbst die unnötigsten Dinge zu einem spannenden Drama machen konnte.
Vielleicht sollte ich ihr den Beruf mal empfehlen?

"Von?! Lene, sag schon oder ich geh", seufzte ich ungeduldig und verschränkte meine Arme.
"Von Ryan."

My little AngelWhere stories live. Discover now