My Little Angel #22

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Nach unserem langen Gespräch verabschiedeten wir uns von der lieben Krankenschwester und fuhren nach Hause. Als wir dann vor meinem Haus hielten, nahm ich meine Tasche und wollte gerade aussteigen, als Lene mich aufhielt.
"Helena?"
Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und schaute sie überrascht an.
"Ja?"
Sie schien gerade nach den richtigen Worten zu suchen.
"Ich wollte dir nur danken, weil du dich doch noch umentschieden hast. Ich werde Tante! Zwar etwas zu früh, aber dennoch bin ich so glücklich!"
Ihre Augen strahlten dabei.
Ein Lächeln huschte mir bei den Worten über meine Lippen.
"Ich muss dir danken, weil du immer da warst und mich nie alleine gelassen hast, Schatz. Danke für alles", gab ich lächelnd von mir, umarmte sie zur Verabschiedung und stieg aus.

Als ich die Wohnung betrat und die Tür hinter mir schloss, hörte ich schon die Stimmen meiner Eltern. Sie schienen die Tür nicht gehört zu haben. Gerade als ich nach ihnen rufen wollte, hörte ich meinen Namen.
"...Aber Helena war auch viel zu jung für ein Kind! Ein Kind bedeutet große Verantwortung, John", hörte ich meine Mutter sagen.
"Ja, das schon, aber dennoch ist das Mord, Katrin! Ich kann es auch nicht haben meine Tochter in diesem jungen Alter so zu sehen und das nur wegen einem Typen, der jetzt weg ist. Denkst du mir fällt das alles sehr einfach? Meine Tochter so leiden zu sehen, bringt mich um. Wir sind auch Schuld an ihrer Trauer. Das sollte dir klar sein, Katrin.
Mir ist wirklich alles egal. Jeder kann sich gegen uns stellen und sie können auch sagen was sie wollen. Mich interessiert das nicht! Wir haben unsere einzige Tochter schon fast zwei mal verloren. Wir wissen doch wie schmerzvoll das ist! Nur wegen der Vergangenheit waren wir immer so kalt zu ihr, aber das war falsch. Und vor allem genau deshalb hätten wir sie unterstützen und nicht zu einer Abtreibung zwingen sollen damals. Wir waren einfach unmöglich."

Sie wissen wie schmerzvoll das ist? Vergangenheit?! Was hat das zu bedeuten?

"Ja, du hast Recht, Schatz. Tut mir Leid. Ich hätte sie auch gerne aufgehalten und gesagt, dass sie das Kind behalten soll, aber mir ist aufgefallen, wie schwer ihr das auch so schon gefallen ist. Und wenn sie es nun mal so will, dann soll sie es tun."
"Auch wenn wir gerne Oma und Opa geworden wären..", hörte ich meinen Vater sagen.
Ein Lächeln huschte mir bei dem Satz über meine Lippen.
"..Vor allem nach der Sache mit Jason damals", fügte er dann noch hinzu und seine Stimme klang sehr traurig dabei.

Jason? Damals?!
Was hat das zu bedeuten?!
Wer ist Jason?!

"John, nicht dieses Thema. Helena sollte bald da sein. Nicht das sie es noch hört! Ah und John, wir müssen für sie nun stark sein, egal wie sehr uns das alles belastet! Ein Kind zu verlieren ist nicht einfach. Das wissen wir beide sehr gut, also müssen wir sie unterstützen."

Ein Kind verloren?!
Was?!
So schlau ich nun mal war, musste ich genau in dem Moment gegen das riesige Regal laufen. Man hätte echt blind sein müssen, um dieses riesen Ding zu übersehen! Aber voilà...die dumme Helena schafft alles!
"Au", gab ich leise von mir und humpelte auf einem Bein rum.
"Helena?", ertönte die Stimme meiner Mutter aus der Küche.
"J..Ja, ich bins!" Schnell lief ich zur Tür, öffnete sie leise und schloss sie wieder laut zu.
Sie sollten denken, dass ich erst jetzt gekommen bin.
Dann lief ich in die Küche und setzte mich zu meinen Eltern an den Tisch. Beide schauten mich neugierig an.
"Mom, Dad..Ich..-", stotterte ich, doch meine Mutter unterbrach mich.
"Helena, du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Wir werden dich immer unterstützen! Das weißt du doch."

Wie süß sie doch sind.
Ach, ich liebe meine Eltern einfach.

"W..Wirklich?"
Meine Mutter lächelte und legte ihre Hand auf meine. Auch mein Vater schaute mich liebevoll an.
"Natürlich, oder John?"
Mein Vater nickte zustimmend.
"Egal was auch sein mag...Wir sind immer bei dir!", fügte mein Vater hinzu.
Eine Träne lief mir nun über meine Wange. Doch diesmal eine Freudenträne. Ich war so glücklich gerade.
"Auch wenn euer Enkelkind irgendwann den ganzen Abend schreien wird?"
"Natürlich..", gab meine Mutter lächelnd von sich, doch hielt inne, als sie bemerkte, was ich da gerade gesagt hatte. "..Stop! W..Was?!" Ihre blauen Augen weiteten sich geschockt.
"Euer Enkelkind wird doch in ein paar Monaten hier sein. Warum so erstaunt?"
"Helena, du hast nicht..-", stotterte mein Vater.
"Nein, ich konnte es einfach nicht tun. Mein Gewissen hätte mich sonst umgebracht."
Beide schauten mich einige Sekunden mit großen Augen an und waren mehr als nur verwirrt. Doch dann huschte ihnen ein großes Lächeln über die Lippen.
"Gott sei Dank! Ich werde Oma", schluchzte meine Mutter erfreut und fiel mir um den Hals. Auch meinem Vater lief eine Freudenträne über seine Wange. Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals sehen würde!
Schon lange war ich nicht mehr so glücklich.

Der Abend verlief danach sehr entspannt mit meinen Eltern. Wir unterhielten uns über die Zukunft des Babys, diskutierten über das Geschlecht und machten dabei große Pläne. Ich fühlte mich wie in einem Traum.
Jedoch ging mir das Gespräch von meinen Eltern nicht aus dem Kopf.
Wer ist dieser Jason?
Was ist in der Vergangenheit passiert?
Verheimlichen sie mir irgendwas?
Was hat das alles bloß zu bedeuten?

My little AngelWhere stories live. Discover now