Hudson.

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„Guten Morgen", kam es murmelnd von meinem Vater und er ging zu Mom, welche an der Spüle stand, um ihr einen Kuss zu geben.

„Morgen", erwiderte sie seufzend und trocknete sich die Hände im Handtuch ab. Schnell richtete sie ihren knielangen engen Rock und zog sich ihren Blazer über.

„Ich hab von 11am bis 1pm ein Meeting und bin dann nicht erreichbar. Damian, Eleanor, einer muss heute Mittag mit Buddy gehen, verstanden?", richtete sie an die Runde.

„Hm", gab ich nur müde von mir und schaufelte einen weiteren Löffeln Müsli in meinen Mund.

„Wer kommt wann nach Hause?", hakte sie nun doch nach und sah uns abwartend an.

„Eleanor geht mit dem Hund", kam es nur genervt von meinem großen Bruder.

„Damian! Wenn mich nicht alles täuscht bist du heute um 2pm zu Hause und deine Schwester erst um 3pm. Also gehst du mit Buddy. Haben wir uns da verstanden?", ordnete Mom nun mit Nachdruck an.

„Ja", entgegnete er genervt und augenrollend.

„Damian, danach kannst du in die Werkstatt kommen und helfen", fügte Dad streng hinzu. Mit einem hasserfüllten Blick sah mein Bruder mich an, als wäre ich Schuld und sah dann wieder auf sein Handy.

„Bis heut Nachmittag", verabschiedete sich unsere Mutter und man hörte noch, wie sie Haustür ins Schloss zog. Als man den Dodge von der Auffahrt fahren hörte, seufzte Dad kopfschüttelnd und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. In zerrissener Jeans, weißem Unterhemd und mit seinem blonden Bart und den nachhinten gekämmten Haaren stand er gegen die Küchenzeile gelehnt und sah meinen Bruder und mich abwechselnd an.

„Ich bin heute den ganzen Tag in der Werkstatt und nehme Buddy mit. Dann musst du nicht mit ihm gehen.", kam es schlussendlich von unserem Vater.

„Okay", erwiderte Damian nickend und lehnte sich fast ein wenig erleichtert gegen die Rückenlehne seines Stuhls.

„Du holst ihn aber spätestens um 4pm ab. Dann kommen die anderen Männer. Da stören die Hunde", entgegnete er.

„Du wirst wieder weg sein?", wollte ich von Dad wissen und schob meine Schüssel mit Müsli ein Stück weg. Er kratzte sich am Bart, sah nachdenklich gegen die Wand und nickte dann leicht

„Nicht wirklich lange, aber wir fahren hoch nach Sacramento. Die Werkstatt wird während der Zeit von Tacca übernommen", erklärte er. Ich nickte minimal und sah nachdenklich zu Boden. Ich war mir nicht sicher, ob mein Vater direkt aus Sacramento nach Hause kommen würde, oder wieder Probleme mit dem Gesetz bekommen würde.

„Wie spät?", richtete er plötzlich an meinen Bruder.

„7.40am", antwortete Damian nach einem prüfenden Blick auf sein Handy. Dad schnappte sich ein weißes Shirt von der Küchenbank, zog es über und verschwand im Flur

„Macht euch fertig, ihr müsst nachher auch gleich in die Schule", kam es von ihm und kurz darauf tauchte er mit Boots an den Füßen wieder in der Küche auf.

„Wir müssen erst um 9am da sein", versicherte ich ihm und stellte meine Schüssel weg. Dad nahm seine Kutte von der Lehne eines Küchenstuhls und zog sie sich an. Buddy, unser Pitbull sprang auf und ging direkt zur Tür.

„Ja großer, diesmal darfst du mit", gab Dad lächelnd von sich und nahm die Leine vom Haken.

„Damian, dich sehe ich heute Nachmittag an der Werkstatt, du holst Buddy ab", meinte er mit ernstem Unterton. Mein Bruder nickte zustimmend. Dad kam auf mich zu, strich mir durch meine braunen langen Haare und gab mir einen Kuss auf den Scheitel.

„Wir sehen uns in einer Woche", meinte er grinsend

„Vorausgesetzt du baust nicht wieder irgendwelche Scheiße", entgegnete ich provokant. Dad schüttelte auflachend den Kopf.

„Ich hab dich lieb", meinte er nur

„Ich dich auch", erwiderte ich und hörte kurz darauf, wie er das Schloss in die Tür zog. Der genervte Blick meines Bruders landete auf mir.

„Mach dich fertig, ich will in einer halben Stunde los", kam es unhöflich von ihm, „und ich brauch das Auto nach der Schule"

„Und wie soll ich von der Schule weg kommen?", entgegnete ich pampig.

„Ist das mein Problem? Ich muss Buddy abholen", redete er sich raus

„Dann frag ich halt Mason", erwiderte ich und sah ihn abwartend an. Mein Bruder hob den Kopf, sah mich emotionslos an und zuckte auflachend mit den Schultern.

„Denkst du es juckt mich im Geringsten, ob du dich von der männlichen Schlampe umher fahren lässt oder nicht?", wollte er provokant wissen.

„Sollte es dich aber", konterte ich fast ein wenig wütend und klappte die Spülmaschine zu.

„Bei deinem Aggressionsgestörten Freund muss ich mir glaube ich eher keine Gedanken machen. Er verprügelt doch eh jeden, der es wagt dich anzugucken", kam es in einer distanzierten Tonlage von ihm zurück. *Sollte es dich aber*, dachte ich mir und ging gefrustet die Treppe hoch.

Ich bin Eleanor Hudson, 17 Jahre alt und lebe in einem Vorort von Los Angeles. Dieses arrogante Arschloch eben, ist mein Bruder Damian, welcher 18 Jahre alt ist. Unser Verhältnis zueinander war in der Vergangenheit deutlich besser, doch umso älter wir wurden, desto mehr distanzierten wir uns voneinander, bis wir jetzt so geendet sind. Wir leben in einem Haus, reden nur das Nötigste und hätten beide kein Problem damit Einzelkinder zu sein. Unsere Mutter Grace Hudson ist 36 Jahre alt und arbeitet in der Verwaltung eines großen Autokonzerns. Sie ist viel unterwegs, hat viele Dienstreisen zu absolvieren und arbeitet eigentlich den ganzen Tag. Umso älter wir wurden, umso weniger hatten wir von ihr, denn die Arbeit stand auf einmal an erster Stelle bei ihr. Unser 38 jähriger Vater war der absolute Kontrast zu Mom. Er war Besitzer einer Werkstatt etwas außerhalb Los Angeles. Nicht jeder Autobesitzer verirrte sich auf seinen Hinterhof. Dort standen meist nur die runtergerockten Geländewagen der umliegenden Farmer, die Geländewagen von Türstehern und die teuren Autos der Nachtclubbesitzer. Die Werkstatt hatten die gröberen Kunden, wie Dad es immer formulierte. Die, die nicht die alltäglichen Autos hatten. Die Angestellten in der Werkstatt waren nicht irgendwelche Wildfremden Männer, die Spaß am Schrauben an Autos hatten, sondern Dads ausgesuchte Familie. Außerhalb der geschützten Wände unseres Hauses sprachen wir nicht offen über die Tatsache, dass Dad ein Teil eines MC's war, welcher nur durch das regelmäßige Bezahlen der Bullen, keine Schlagzeilen machte. Dennoch haben schon so einige Members wegen Straftaten im Knast gesessen. Das war der Grund, weswegen außer dem MC und unseren engsten Verwandten, alle nur wissen, dass Grace Hudson für einen großen Autokonzern arbeitet und Charles Hudson eine Werkstatt besaß. Der MC war der einzige Unterschied meiner Kindheit im Vergleich zu anderen, aber das er mein Leben so sehr geprägt hat, hätte ich nie für möglich gehalten.

O U T L A WWhere stories live. Discover now