"Rückt zusammen, schließlich sind wir eine Familie"

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Der Van hielt und ich sah neugierig aus der Windschutzscheibe, wo wir uns befanden. Owen hatte den Van gefahren und außer Ryan, Jayden und mir hatte er nicht mehr Members transportieren müssen. Dafür hatten wir Buddy und zwei weitere Hunde an Board.

„Sind wir da?", wollte Ryan wissen.

„Fast. Wir müssen irgendwie die ganzen Vans und die Bikes hinten auf den Hinterhof bekommen. Die Einfahrt ist eng", erwiderte Owen konzentriert und lenkte den Van behutsam auf den Bürgersteig. Kurz darauf waren durch die beiden Seitenfenster nur noch Betonwände zu sehen.

„Ja, wir haben es geschafft", vollendete Owen, nachdem er den Van geparkt hatte. Die Schiebetür wurde geöffnet und das Gesicht vom alten Lance kam zum Vorschein.

„Na los aussteigen. Wir sind da", meinte er und lächelte uns aufmunternd zu. Ich nickte und kletterte aus dem Gefährt. Als ich mich umsah, erblickte ich nur vertraute Gesichter. Der gesamte Hinterhof war voll mit Menschen, die dem MC nahestanden. Frauen und Kinder und einige Members. Dicht nebeneinander geparkt standen die ganzen schwarzen Vans, welche einen beängstigenden Eindruck hatten, wenn sie alle hintereinander im Konvoi über den Highway fuhren, begleitet von einigen Harleys.

„Eleanor", rief jemand auf einmal meinen Namen und als ich mich umsah, erblickte ich das Gesicht von Steve, der mich zu sich winkte. Ich warf Ryan einen Blick über die Schulter zu, was so viel bedeutete, als das er mitkommen solle, und ging zu Steve.

„Die Hunde müssen alle ausgeladen werden und auf die Vans verteilt werden für die Nacht", ordnete er an.

„Wie soll das gehen? Willst du überall die Hundekörbe in die Vans verteilen, oder wie?", hakte ich nach. Er nickte.

„Taylor, Dale und Scott gehen nachher mit allen. Über Nacht bleiben die dann in den Autos, bis auf ein oder zwei Hunde", erklärte er und drückte mir mehrere Leinen in die Hand. Nach und nach sprangen die Pitbulls, Dobermänner und Schäferhunde aus den Transportboxen der zwei Vans und liefen lautbellend an der Leine umher. Einige bekamen Maulkörbe um und durften dann frei laufen. Es diente nur zur Sicherheit der kleineren Kinder der Members.

„Leute!", übertönte Thomas' laute Stimme auf einmal alle. Aufmerksam drehten sich alle in seine Richtung.

„Dieses Wirtshaus steht uns nun zur Verfügung. Die anderen Members klären jetzt ihre Angelegenheiten und wir gewährleisten, dass der Familie nichts passiert. Verstanden?", kam es laut von ihm. Ein zustimmendes Raunen kam als Antwort zurück. Alle setzten sich in Bewegung und wir betraten das gemütlich beleuchtete Wirtshaus. Oben rund herum standen auf schmalen Regalbrettern alle möglichen Whiskeysorten, überall waren rot bezogene Sitzbänke mit Tischen und das dunkle Holz vermittelte einen vertrauten Eindruck. Es war fast so gemütlich wie das Clubhaus des MC's. Nach und nach setzten sich alle auf freie Plätze und das muntere Gemurmel, welches ich aus dem Clubhaus kannte, füllte den Raum.

„So Leute, einmal noch alle herhören", kam es laut von Thomas und alle verstummten.

„Das hier", begann er und zeigte um sich, „das ist unser vorläufiges, neues Zuhause. Die anderen Members haben ein paar Sachen zu regeln und wir haben die Aufgabe, hier auf sie zu warten. Oben sind Zimmer für alle und der Innenhof ist unter Beaufsichtigung von einigen Members, der Spielplatz der Kids. Wie lange ihr hierbleiben werdet, unterscheidet sich von Member zu Member. Die Kinder von Charles werden nicht so lange bleiben, wie die Familie von Dale, aber das werdet ihr alles ganz schnell mitbekommen und verstehen. Zu den Regeln: es gibt wie immer keine. Nur eine Vorschrift vom Präsidenten; keiner verlässt das Grundstück ohne Begleitung eines Members. Verstanden?" Ein Nicken ging durch die Reihen.

„Okay, bezieht eure Zimmer und richtet euch ein. Das Haus ist nur minimal größer, als das Clubhaus und dennoch müssen wir alle hier drinnen Platz finden. Rückt zusammen, schließlich sind wir eine Familie", beendete Thomas seine erklärende Rede und das muntere Gemurmel setzte wieder ein. Am Tresen schenkten Maya, Sally und Hannah Getränke aus, viele trugen Taschen und Kissen von draußen, durch den Gasthof zu den Zimmern, die Kinder rannten umher und spielten fangen und aus den Boxen kam leise Musik. Zwei Members standen permanent vor der Eingangstür. Sie waren schwer bewaffnet.

„Geht euer Zimmer beziehen", meinte Owen zu mir und nickte in Richtung der Tür.

„Mit wem sind wir auf einem Zimmer?", wollte Ryan wissen.

„Damian und Jayden", erwiderte der tätowierte und verschwand in Richtung des Billardtisches. Ich seufzte und rollte die Augen. Mit Damian in einem Zimmer, das konnte was werden. Ryan und ich trugen unsere Sachen rein und hatten Glück, ein Zimmer im Erdgeschoss bekommen zu haben. Dies hatte jedoch zur Folge, dass wir die alte Dogge von Tacca bei uns im Zimmer hatten und unseren Pitbull Buddy. Die beiden sollten die Nacht nicht draußen verbringen, weil sie zu viel Theater machen würden. Als Ryan und ich die Tür zu dem Zimmer mit dem Etagenbett und dem Schlafsofa öffneten, saß Damian auf dem unteren Bett des Etagenbettes und tippte irgendwas in sein Handy. Er sah uns finster an und widmete sich dann wieder seinem Handy. Ich ließ meine Tasche und die Kissen auf das Schlafsofa fallen und plumpste hinterher. Ryan öffnete erst einmal das Fenster, um die stickige Luft aus dem Zimmer zu bekommen.

„In einer Stunde gibt es Essen", murmelte mein Bruder genervt und verschwand dann. Hinter sich knallte er die Tür zu. Unmittelbar danach öffnete Steve gestresst die Tür, schubste Buddy halbwegs ins Zimmer und versuchte auch die Dogge irgendwie aus dem Leinenknäul zu befreien und in unser Zimmer zu bekommen. Er hatte knapp 10 Hunde an der Leine, die er wohl doch auf die Zimmer verteilen wollte. Ich rollte nur die Augen und lockte unseren Pitbull zu mir, um ihm etwas Liebe zu schenken. Nachdem es auch die alte Dogge in unser Zimmer geschafft hatte, schloss Steve die Tür und das bellende Knäul zog weiter. Ryan schüttelte heiser auflachend den Kopf und lehnte sich gegen das Etagenbett.

„Hast du gar keine Angst vor dem, was der Club tut?", wollte er fassungslos wissen.

„Ich bin damit aufgewachsen, ich kenne es nicht anders. Es ist nun mal ein Teil meines Lebens", entgegnete ich nur schulterzuckend.

„Du weißt doch eh nicht alles über den Club. Vieles bekommst du gar nicht mit. Du bist einfach nur naiv", erwiderte er auflachend und sah mich fast ein wenig amüsant an. Ich sah ernst zurück und zwang mich kopfschüttelnd zu einem schwachen Grinsen.

„Du hast keine Ahnung", meinte ich nur.

„Du willst mir nicht allen Ernstes sagen, dass du alles über den Club und dessen Angelegenheiten weißt?", hakte er skeptisch nach.

„Alles über den Club nicht, dafür bin ich zu jung. Aber ich weiß immer worum es geht", erwiderte ich überzeugt.

„Der MC verrät dir sicherlich nicht alles. Die Gefahr dich kleines Wesen zu verletzten wäre viel zu groß. Das würden sie dir nie antuen", entgegnete Ryan und verschränkte provokant die Arme vor der Brust. Ich schüttelte in Gedanken den Kopf, sah eine Zeitlang auf Buddy, wie er entspannt neben mir lag und blickte dann meinem Freund wieder in die Augen.

„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie oft ich die geladene Waffe gerichtet auf meinen Vater schon gesehen hab. Unzählige Male. Unzählige Auseinandersetzungen und ich war so oft anwesend gewesen", konterte ich.

O U T L A WDonde viven las historias. Descúbrelo ahora