"Du wärest ne gute Chefin"

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„Was ein Kämpferherz", kam es von Dad und ich sah, wie er mit einem Grinsen auf dem Gesicht das Clubhaus betrat. Sein Blick lag auf der großen Dogge Niner, welcher seine ersten wackeligen Schritte nach seiner Operation und den ganzen Stunde im Aufwachraum tat. Dass er noch lebte, grenzte an ein kleines Wunder.

„Ja, das ist er", meinte ich und muss Lächeln. Liebevoll strich ich über den Rücken meines Hundes.

„Na, wie macht er sich?", wollte Dad wissen und gab mir einen Kuss auf den Kopf.

„Gut. Er frisst, er nimmt langsam Kontakt zu den anderen Hunden auf und er hat auch schon mit der Rute gewedelt, weil er sich gefreut hat Damian zu sehen. Nur alleine Aufstehen fällt ihm schwer", erwiderte ich.

„Ach und bei mir freut er sich nicht. Das merk ich mir Niner", gab Dad lachend von sich und strich ihm über den Rücken. Ich sah ihn amüsiert an. Dad setzte sich neben mich auf das Sofa und sah sich im Clubhaus um.

„Wo sind alle?", fragte er verwundert

„Die die Schicht haben sind in der Werkstatt. Die anderen sind bei diesem Schulfest oder auf dem Highway, um Autos einzusammeln die liegengeblieben sind", erwiderte ich

„Bleibt man einmal länger in der Wohnung, schon bekommt man nichts mit.", entgegnete er auflachend

„Ja, aber wir haben den Plan heute Morgen auch spontan geändert. Auf einmal waren viel mehr Autos auf dem Gelände, als gestern noch geplant", erklärte ich schulterzuckend. Dad sah mich von der Seite an, grinste breit und schüttelte leicht amüsiert den Kopf.

„Was?", wollte ich von ihm verwundert wissen.

„Manchmal habe ich das Gefühl, dass du diese Werkstatt leitest. Du hilfst Thomas immer mehr bei dem Papierkram, telefonierst ständig, weil niemand im Büro ist und weißt immer über alles Bescheid. Du wärest ne gute Chefin. Die Männer hören auf dich, obwohl du so jung bist", erwiderte er. Ich musste leicht lachen

„Ich bin damit groß geworden, was erwartest du anderes?", fragte ich ihn

„Willst du mir damit sagen, dass du es gerne tust?", hakte Dad amüsiert aber sichtlich skeptisch nach. Ich zuckte unschlüssig mit den Schultern

„Es ist quasi mein Job. Dafür habe ich die Schule geschmissen", meinte ich und strich über den Rücken des Schäferhundes, welcher an uns vorbei ging und auf einen der Stühle sprang, um aus dem Fenster gucken zu können.

Die Clubhaustür ging auf und die Männer kamen in ihren Arbeitsklamotten rein und setzten sich an die Theke. Sally und Maya hatten die Members scheinbar gehört und eilten zur Stelle. Sie schenkte fleißig Bier aus und bemühten sich, den Durst aller gleichzeitig zu Stillen. Dad sah an die Tafel, welche an der Wand neben der Theke hing, um herauszufinden was es heute zu essen.

„Geil, Burger", stellte er beeindruckt fest.

„Männer, geht duschen! Ich will euch nicht so stinkend am Tisch nachher sitzen haben!", ordnete er an. Mit Gemurmel verschwanden die Männer in Richtung der ganzen Zimmer, um sich von dem Dreck der Autos zu befreien.

„Ich geh mit dem Papierkram nach draußen, damit ich noch ein paar Stücklisten fertig bekomme", meinte ich zu Dad und ging ins Büro, um die notwendigen Unterlagen zu holen. Gemeinsam mit Niner setzte ich mich draußen auf die Bank, um jedenfalls den Sonnenuntergang mitzubekommen. Nach einiger Zeit ging die Tür zum Büro auf und Thomas und Dad traten raus. Sie gingen zielstrebig zu den Holzpaletten, welche unter dem Vordach der Werkstatt gelagert waren.

„Und Charles, wir müssen uns entscheiden. Wer soll Vize Präsident werden?", begann Thomas das Gespräch zwischen den beiden.

„Ich weiß nicht. Owen ein guter und fleißiger Kerl. Er ist Anfang 30, hat eine Frau und steht voll im Leben.", erwiderte Dad

„Ja, aber was wenn er jetzt demnächst ein Kind bekommt. Er wird abgelenkt sein und kann den Club nicht dahin bringen, wo wir ihn hin haben wollen. Nur weil die Geschäfte bald beendet sein werden, heißt es nicht, dass automatisch der Club die richtige Richtung einschlägt. Da muss Initiative ergriffen werden, und dein Sohn hat die definitiv. Er ist bestrebt dir bei allem zu helfen. Er ist in den Club geboren, er weiß wie das Leben hier läuft.", entgegnete Thomas.

„Er ist gerade mal 23 Jahre alt. Damian ist so jung, dass es mir Sorgen macht, ihm so eine große Verantwortung anzuvertrauen. Ja, er wird anfangs angelehrt werden, aber irgendwann wird Präsident sein, und was, wenn er dann noch immer zu jung ist. Er ist sehr fokussiert in seinen Entscheidungen. Er lässt sich schlecht beeinflussen", meinte mein Vater

„Er wird es nicht zu einer Diktatur in unserem Club schaffen. Dafür sind wir ein zu bunter Haufen", widersprach Thomas ihm.

„Damian ist dir sehr ähnlich. Er wird anfangs seinen Willen durchsetzen wollen, aber schnell deine Ansichten teilen und vertreten. Ihr seid euch sehr ähnlich", fügte er noch hinzu. Beide schwiegen und tranken stumm ihr Bier. Alles was man hörte waren die vertrauten Geräusche aus dem Clubhaus, den Highway in weiter Ferne und den Lärm von Flugzeugen über unserem Clubhaus

„Langfristig gesehen ist Damian die bessere Wahl", kam es dann auf einmal von Thomas.

„Langfristig gesehen hätten wir das Clubhaus nicht neben einem Flughafen bauen sollen", erwiderte Dad und sah hoch zu der Passagiermaschine. Thomas musste leicht lachen, wurde dann aber wieder ernster. Dad schien nachzudenken. Ich hatte bereits von den Stücklisten abgelassen. Das Gespräch war viel interessanter.

„Ja, ich glaube ich weiß wen ich nehmen werde, aber er braucht definitiv Unterstützung", meinte Dad. Thomas nickte.

„Dann lass uns Essen", schlug er vor und erhob sich.

„Elo, kommst du?", rief mein Dad mir zu. Ich packte meine Sachen zusammen und folgte den beiden in das, inzwischen gut gefüllte, Clubhaus. Der Tisch war gedeckt, die Members trugen wieder ihre Jeans, Shirts und Kutten und sahen wieder mehr nach einem Club aus. Die Einheitskleidung aus der Werkstatt war schon selten hässlich.

„Na los Leute, lasst uns essen", rief Dad einmal über den Lärm aus Countrymusik, Gelächter und munteren Gesprächen hinweg. Das ließ sich niemand zweimal sagen und kurz darauf nahmen alle am Tisch Platz und Charles eröffnete das Abendessen, indem sich alle einmal zuprosteten.

„Was ist jetzt eigentlich mit dem Vize Präsidenten Patch?", wollte Steve wissen. Dad nickte anerkennend und erhob sich von seinem Stuhl.

„Ich hab lange darüber nachgedacht und hab auch mit einigen älteren im Bunde das genau überlegt. Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir Damian die Chance geben, sie zu beweisen, ob er der Herausforderung gewachsen ist", verkündete Dad. Die gesamte Runde, welche sich um den Tisch versammelt hatten, sah Damian beeindruckt an, klopfte mit den Fäusten auf den Tisch als Zeichen der Anerkennung und seine Sitznachbarn klopften ihm unterstützend auf die Schulter. Dad überreichte Damian den Patch auf welchem V-Präsident stand. Der Club blieb also in den Händen der Hudsons. Zumindest für mindestens eine weitere Generation

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