„Man kann nicht ein guter Vater und ein guter Outlaw zugleich sein"

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Durch das laute und tiefe Bellen von Niner wurde ich unsanft aus meinem Schlaf gerissen. Ich öffnete die Augen, blinzelte verschlafen gegen das helle Licht der Sonne und hob meinen Kopf fragend an. Das nächste was ich wahrnahm, war ein stechender Schmerz im Rücken. Das musste an meiner Schlafposition gelegen haben. Doch dann bemerkte ich, dass die Beifahrertür offen stand und Niner draußen war und nicht auf der Rücksitzbank, wie ich erst vermutet hatte.

„Niner! Hör auf jetzt!", hörte ich eine laute Männer Stimme. Fragend richtete ich mich auf und der Schmerz im Rücken wurde stärker. Als ich mit meiner Hand gegen meine Wirbelsäule fasste, spürte ich etwas Nasses. Verwundert sah ich meine Hand an und musste feststellen, dass sie mit Blut verschmiert war. Vorsichtig kletterte ich aus meinem Auto und sah mich um. Ich war mitten in der Wüste irgendwo in Nevada am Rand des Highways angehalten, als meine Augen mir beim Fahren zufielen. Hinter meinem Auto standen vier Harleys. Ich erkannte Jayden, Damian, George und Owen. Letzteres war es, der versuchte meinen aufgebrachten Hund irgendwie zu beruhigen. Aus der Ferne sah ich, dass die vier meinem Hund ein altes T-Shirt um den Hals geknotet hatten und ihm aus Seilen ein Geschirr gebastelt hatten.

„Ach ne, Eleanor Hudson lebt also doch noch", kam es grimmig von George. Damian sah mich mit einem eiskalten und distanzieren Blick an.

„Was ist passiert?", wollte ich wissen und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. Fragend drehte ich mich um meine eigene Achse.

„Was ist mit dir passiert?", entgegnete Jayden und sah mich erschrocken an. Sein Blick lag auf meinem Rücken. Jetzt schien es auch Damian gesehen zu haben. Er schüttelte gefrustet den Kopf und holte aus einer Packtasche von seiner Harley eines seiner Ersatzshirts, welche er meist für eine der Vergeltungsaktionen dabei hatte, um nicht blutverschmiert zu seinem Sohn zu fahren.

Er zerriss es, sodass es ein längliches Stück Stoff war und band es mir straff um den Bauch, um die Blutung zu stoppen. Dann packte er mich am Arm und zog mich zu meiner Motorhaube. Mit einem scharfen Gegenstand hatte jemand 'Devil' in den Lack geritzt.

„Keine Ahnung warum sie dich und den Hund leben lassen haben. Scheinbar wussten Sie nicht, dass du zu den Rebel Ridern gehörst", kam es monoton von ihm. Etwas schockiert sah ich auf das Blech und schüttelte unbewusst den Kopf.

„Ich habe nichts mitbekommen", hab ich leise von mir. Jayden nickte und zeigte auf eine Spritze neben dem Autoreifen.

„Sie haben dir irgendwas gespritzt. Du fährst jetzt ins Krankenhaus, lässt deinen Rücken zusammenflicken und Dich untersuchen, verstanden?", meinte Jayden Ernst zu mir.

„Nein, nein. Mir geht es gut", erwiderte ich abwinkend. Damian funkelte mich wütend an und hob die Hand gefährlich von meinem Gesicht.

„Du fährst ins Krankenhaus und lässt dich untersuchen. Ist dir eigentlich bewusst, dass diese Pisser dich vergewaltigt haben?", gab er bedrohlich von sich und sah zu mir runter. Ich musste schlucken und sah beschämt zu Boden. Fuck. Das war mir gar nicht bewusst gewesen. Scheinbar wirkte das Mittel noch, dass sie mir gespritzt hatten. Ich kämpfte mit den Tränen und versuchte sie, so gut es ging, zu unterdrücken. Immer wieder atmete ich stotternd aus. Brylen hatte Recht, mein Hund alleine, war keine absolute Sicherheit.

„Was ist mit Niner passiert?", wollte ich noch wissen.

„Dem haben versuchte die Kehle aufzuschneiden, um ihn ausbluten zu lassen. Hat scheinbar nicht geklappt", erklärte Owen aus der Ferne und hielt meinen Hund noch immer in Schach. Damian seufze.

„Lad ihn ein, ich fahr zum Krankenhaus", erwiderte ich kleinlaut.

„Vergiss es Fräulein. Wir begleiten dich. Du willst gar nicht wissen, wie Charles ausgerastet ist. Sei froh dass er nicht losgefahren ist, um dich zu suchen", widersprach George mir. Oh shit! Ich erinnerte mich wieder an den Streit von letzter Nacht, bei welchem mich Dad aus der Wohnung warf und ich daraufhin über die Bundesstaatengrenze gefahren bin nach Nevada – ins Devils Gebiet.

Stumm saß ich auf dem harten Holzstuhl in der Küche und versuchte irgendwie meine Schmerzen an der Wirbelsäule zu ignorieren. Im Krankenhaus hatte sie die lange Wunde genäht und sich um meine Gesundheit gesorgt, damit ich wieder zu Kräften kam. Ins Clubhaus wollte ich anschließend nicht, das wäre mir jetzt zu viel Trubel.

Ich hörte wie die Haustür aufging und jemand hereinkam. Ein kurzes aufbellen von Niner, dann fiel die Tür ins Schloss und langsam näherten sich Schritte. Ich sah nur auf meine Flasche Bier vor mir und versuchte das Etikett abzukratzen. Es wurden Autoschlüssel vor mir auf den Tisch fallen gelassen und kurz darauf spürte ich die starke Hand meines Vater auf meiner Schulter.

„Ich hab gehört, du hattest einen schweren Tag", gab er murmelnd von sich. Seine Blicke lagen stur auf mir, das merkte ich. Stumm presste ich meine Lippen aufeinander und hob meinen Blick nicht. Dad seufzte nur und lehnte sich gegen die Küchentheke. Er verschränkte seine Arme vor der Brust und sah mich abwartend an.

„Hast du nichts mitgenommen, weil du wusstest, dass du wiederkommen würdest?", fragte er nach einiger Zeit distanziert. Langsam hob ich meinen Kopf und sah ihn durch meine zerzausten, im Gesicht hängenden Haare an.

„Was meinst du?", gab ich monoton von mir. Er sah mich nur ernst an und schüttelte minimal den Kopf.

„Egal wie weit weg du rennen würdest, den Club trägst du im Herzen und auf der Haut", erwiderte er monoton.

„Ich hab versucht das zu sehen, was du siehst, aber alles was ich sehe ist, wie dich die Zeit mehr und mehr zu einem Monster macht", entgegnete ich und gegen Ende brach meine Stimme weg. Dad sah mit angespannten Kiefer eine kurze Zeit gegen die Wand.

„Man kann nicht ein guter Vater und ein guter Outlaw zugleich sein. Das ist wer ich bin. Ich kann mich nicht ändern", kam es schlussendlich leise von ihm.

„Dad, ich kann das nicht mehr. Wie viele haben wir in den letzten Monaten und Jahre verloren, wie viele?", meinte ich leicht verzweifelt.

„Ich weiß Elo, ich weiß. Ich hab versucht uns einen Weg zu ermöglichen, weg von der Outlaw Scheiße, aber ein Einzelner repräsentiert nicht den ganzen MC", erwiderte er.

„Dann versuch doch jedenfalls den Club von einem Weg zu überzeugen", entgegnete ich

„Die Männer sind von den Einnahmen durch den Waffenhandel geprägt. Versuch die mal umzustimmen. Ohne Waffen- und Drogenhandel wird es deutlich weniger Geld geben", meinte er nur. Unter Schmerzen versuchte ich mich auf meinem Stuhl in seine Richtung zu drehen und schüttelte in Gedanken den Kopf.

„Geht es hier um Geld, oder den Club?", meinte ich nur fassungslos.

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