Rebel Rider

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Der Vorplatz der Farm wurde von Flutlichtern beleuchtet. Aus der Scheune vernahm ich die gedämpften Stimmen der anderen Members. Ich lief neben dem 19 jährigen Jayden her durch die finstere Nacht. Einige Hunde bellten. So wirklich wusste ich nicht, was jetzt passieren würde. Ich hatte keine Ahnung, was der MC beschlossen hatte, weswegen wir noch während der Nachtwache, also bei Finsternis, aufbrachen. Auch hatte ich keine Ahnung wo die Reise hingehen würde. Was ich wusste, dass wir wieder zurück zur Farm kehren würden im Anschluss. Jayden und ich betraten die Scheune. Im dämmrigen Licht standen die Harleys nebeneinander aufgereiht und der schwarze Van stand mit offenen Hecktüren da. Dad stand telefonierend in der Ecke. Die Members hatten sich in einer Art Halbkreis versammelt und sahen erstaunlicherweise ziemlich wach aus. Ich kannte den MC gut und somit fiel mir sofort auf, dass alle Members schwerer bewaffnet waren, als normal. Sie trugen nicht nur eine Waffe, wie es üblich war, sondern jeder zwei bis drei. So langsam kam ein Gefühl in mir hoch, dass das hier ein groß geplantes Projekt ist. Dad hatte aufgelegt und kam auf uns zu. Alle verstummten und sahen ihn erwartungsvoll an.

„Es ist alles vorbereitet. Wir fahren alle gemeinsam den Highway 50 hoch bis Mound House. Dort bleibt der Van und hält uns den Rücken frei. Ohne den Van fahren wir weiter bis Dayton. Von da aus werden wir uns aufteilen und die Hütte aufsuchen. Dann ziehen wir es durch, holen den Van ab und fahren nach Carson City zurück", erklärte Dad und sah sich in der Runde rum. Die Männer waren eingeweiht und nickten zustimmend. Dann sah mein Vater in Jaydens und meine Richtung.

„Jayden, du fährst heute bei uns mit. Taylor übernimmt den Van und Damian und Eleanor bleiben ebenfalls im Van", ordnete er an. Wir nickten alle ganz brav.

„Gut, dann lasst uns", kam es von dem 62 jährigen George seufzend und er ging zu seiner Harley. Dad kam auf mich zu und wirkte etwas angespannt. Ernst sah er zu mir runter.

„Wenn eure Mutter erfährt, dass ich dich hier zu mitgenommen hab, dann bringt sie mich um.", meinte er ernst. Ich nickte.

„Das ist eine Clubangelegenheit, das bleibt im MC", versicherte ich ihm.

„Gut", erwiderte er und wollte sich umdrehen um zu gehen.

„Dad?", gab ich fragend von mir. Er drehte sich um und sah mich abwartend an.

„Das ist Vergeltung für Tacca, oder?", wollte ich wissen. Dad lachte leicht auf und grinste schief. Dann schüttelte er den Kopf.

„Du kennst du den MC besser, als ich dachte", entgegnete er nur und ging zu seiner Harley. Das war ein Ja.

„Komm einsteigen", meinte Taylor zu mir und öffnete die Schiebetür des großen Vans. Ich kletterte in das Innere und setzte mich auf die Sitzbank, welche seitlich angebracht war. Die hintere Hälfte des Vans war durch ein großes Gitter zu der Sitzbank abgegrenzt und diente zum Transport der Hunde. Ich konnte sehen, wie Damian die Hecktüren schloss und dann auf dem Beifahrersitz platznahm. Der 25 jährige Taylor übernahm die Führung über den Van. Mit lautem Knattern wurden die Harleys gestartet und als Kolonne rollten wir von der langen Farmauffahrt. Der Van bildete das Schlusslicht. Taylor und Damian unterhielten sich, die vier Hunde hinter dem Gitter saßen oder lagen auf den Hundekissen und ich saß im mittleren Bereich des Vans und sah durch das Fenster der Schiebetür in die Dunkelheit. Der Van wurde langsamer und hielt schlussendlich an. Das vertraute Geräusch der Harleys, welches uns die Fahrt über begleitet hatte, wurde immer leise, bis es ganz verschwand.

„Und jetzt?", wollte ich wissen.

„Warten", erwiderte Taylor und schaltete den Motor aus.

„Den Van ist echt die undankbarste Aufgabe", murmelte Damian.

„Naja, kommt drauf an.", entgegnete Taylor. Fragend sah mein Bruder ihn an.

„Es gab schon Tage, da war es nicht so ein einfacher Vergeltungsakt wie heute. Da kamen wir an, hatten nur ein Ziel und dann standen die da, mit Frauen und Kinder", erklärte Taylor.

„Was habt ihr dann getan?", wollte mein Bruder wissen. Taylor seufzte.

„Das was du als MC tun kannst", erwiderte er.

„Sag schon", forderte mein Bruder.

„Es war ein Fall den wir hatten unter der Führung von Tacca. Wir sind da rein, waren ein Glück maskiert und haben dann halt alle gesehen. Tacca hat uns klar gemacht, dass wir Frauen und Kindern in einen Raum bringen sollten und ein paar von uns haben sich dann um die Vergeltung gekümmert. Die, die uns zu anstrengend waren, um sie zu händeln, haben wir halt den überlassen, die für die Vergeltung zuständig waren", erzählte Taylor schulterzuckend. Damian schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster.

„Die anderen wussten also, dass wir eine Vergeltung geplant hatten und haben dennoch sich alle auf einem Fleck aufgehalten", stellte Damian fest.

„Ja, manchmal ist die vermutete Sicherheit, die größere Gefahr", meinte Taylor und sah aus dem Fenster. Die beiden unterhielten sich weiter und meine Gedanken schweiften wieder zum MC. Es gab eine Tatsache, über die waren sich alle Members der Rebel Rider im Klaren. Warst du ein Teil des MC's, dann hattest du automatisch mehr Feinde als Freunde. Ein weiterer Grund weswegen meine Mutter den MC hasste. Es mag seltsam klingen, ist aber die Realität. Damian und ich wissen mehr über den MC und dessen Angelegenheiten, als unsere Mutter. Es gibt das ungeschriebene Gesetz bei den Rebel Ridern, welches besagt, wie die Frauen und Kinder der Members in die Clubangelegenheiten eingeweiht werden. Jedes Member musste selbst darüber entscheiden, aber genau zwei Möglichkeiten. Entweder Frauen und Kindern wussten alles, oder gar nichts. Einige Frauen und Kinder der Members wissen nur, dass der Mann des Hauses als Automechaniker in der Werkstatt von Charles Hudson arbeitet und nebenbei in einem MC ist. Er fährt des Öfteren mal mit auf eine Harleyausfahrt und manchmal gibt es Streit mit anderen Clubs. Ein normales Leben. Die Männer, die entscheiden ihren Frauen und Kindern alles zu erzählen, akzeptieren dass deren Kindern mit dem Wissen aufwachsen, dass der Vater ein Schwerverbrecher ist. Dad war schon immer sehr ehrlich gewesen mit Damian und mir, und gerade weil wir in einer Familie aufwuchsen, in der der MC eine große Rolle spielt, erfuhren wir früh die Wahrheit. Wir lernten aber auch zu schweigen und nur in den geschützten vier Wänden des Clubs über Clubangelegenheiten zu reden. Dad hatte viel Vertrauen in uns, welches ich persönlich sehr zu wertschätzen weiß. Der Grund, warum mein Vater vorhin, kurz bevor wir losfuhren, so angespannt war, hat einen einzigen Hintergrund. Es ist eine Eigenschaft von ihm, die ihn als Vize-Präsidenten der Rebel Rider in Frage stellt, aber als Menschen loyal macht; ihm fällt töten schwer.

O U T L A WTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang