Möge der MC dich glücklich machen

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Jayden hielt vor dem Haus der Carters und mein Magen zog sich zusammen. Es war das erste Mal, dass ich hier war und Ryan nicht. Zögernd klingelte ich und Mr. Carter öffnete mir die Tür. Bei meinem Anblick sah er mich verwundert ein. Er sah ungepflegt, müde, erschöpft und hilflos aus.

„Eleanor. Wie kann ich dir helfen?", wollte er wissen.

„Ich wollte meine Sachen abholen", erwiderte ich. Er nickte.

„Komm rein, wir haben bereits alles ausgeräumt und in Kisten gepackt", entgegnete ich. Scheiße. Also hatten sie die ganzen Schubladen leer geräumt und das Buch in die Hände bekommen. Genau das sollte nicht passieren. Ich schlug mir innerlich gegen die Stirn und folgte Mr. Carter nach oben, wo einst Ryans Zimmer war. Der Raum lag einsam da. All die Möbel waren bereits ausgeräumt wurden, außer dem Bett und der Kommode.

„Das sind deine Sachen", meinte Mr. Carter und zeigte auf den Umzugskarton.

„Danke", gab ich mühselig von mir und zwang mich zu einem Lächeln.

„Wir haben dir noch ein paar Sachen von ihm reingetan", setzte Mr. Carter nach.

„Was für Sachen?", wollte ich wissen.

„Pullis und Shirt. Die kannst du zu Hause tragen oder so", erklärte er. Genau das suchte ich aber nicht.

„Darf ich noch ein paar Minuten alleine sein? Ich muss das alles noch realisieren, dass er nicht mehr hier ist", fragte ich vorsichtig nach. Mr. Carter nickte verstehend.

„Natürlich. War ja schließlich fast dein zweites Zuhause", entgegnete er und lächelte leicht. Ich nickte zustimmend und Mr. Carter verließ den Raum. Hektisch begann ich alle Schubladen durch zu suchen, doch sie waren alle leer. Auch unterm Bett und im Badezimmer wurde ich nicht fündig. In ‚meinem' Karton war das Buch auch nicht. Shit. Wo war dieses dämliche Buch? Ich gab es schlussendlich auf, stellte mich auf den Balkon von Ryan, zündete mir eine Zigarette an und sah stumm auf den Garten. Meine Gedanken kreisten um die Zeit, die ich hier gemeinsam mit ihm verbrachte. Gestritten hatten wir oft hier. Geliebt hatten wir uns oft hier. Filme hatten wir hier oft geguckt. Geraucht hatte er immer hier auf dem Balkon und ich stand neben ihm und leistete ihm Gesellschaft. Gelebt hatten wir hier, das in erster Linie. Sein Haus war unser gemeinsames Zuhause gewesen. Als ich zu Ende geraucht hatte, drückte ich meine Zigarette in dem Aschenbecher aus, so wie er es immer getan hatte. Ich nahm meinen Karton, ging die Treppe runter, verabschiedete mich von Mr. Carter und brachte den Karton in den Van. Jayden sah mich abwartend an, doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Eleanor!", rief Mr. Carter plötzlich, als Jayden bereits ausparkte. Ich stieg noch einmal aus und ging zu Ryans Vater. Er hielt mir Autoschlüssel hin. An ihnen hing ein Schild, auf welchem ‚Eleanor' stand.

„Ich denke mal, er wollte, dass du sein Auto bekommst", gab er seufzend von sich.

„Seine Art ein Testament zu hinterlassen", erwiderte ich murmelnd. Mr. Carter nickte leicht.

„Das denke ich auch", stimmte er mir zu. Ich nahm die Autoschlüssel für sein grünes Muscle Car, welches noch immer bei uns an der Werkstatt stand und stieg wieder zu Jayden ins Auto. Er fuhr uns direkt zur Werkstatt, wo er gemeinsam mit Damian und Owen die Bierkisten auslud. Ich brachte meinen Karton in mein Zimmer und räumte ihn aus.

„Und? Noch was gefunden?", kam es auf einmal von Dad, welcher plötzlich in meinem Zimmer stand. Ich schüttelte nur den Kopf.

„Das Buch ist weg", erwiderte ich schulterzuckend. Dad seufzte laut, setzte sich auf mein Bett und wirkte besorgt.

„Da steht alles drin. Ryans Großvater wusste so gut wie alles über den Club. Er war so ein falscher Mann", gab er ernüchternd von sich.

„Woher wusste er so viel?", wollte ich wissen.

O U T L A WWo Geschichten leben. Entdecke jetzt