„Rebellieren, dafür existieren wir"

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In der Ferne hörte man feste Schritte und ein im Takt klapperndes Geräusch immer näher kommen. Ich richtete mich verwundert auf und sah gespannt auf den Gang, welcher an meiner Zelle vorbei führte. Maya, Hannah und Sally schienen es auch gehört zu haben und sahen ebenfalls erwartungsvoll in Richtung Zellentür. Gegenüber von uns streckten auch Damian und Jayden fragend den Kopf aus ihrer liegenden Position hoch. Die Schritte kamen immer näher und drei Polizisten hielten auf dem Gang an.

„Charles Hudson und Eleanor Hudson. Besuch für Sie", kam es ernst von einem der bewaffneten Polizisten. Der Polizist schloss unsere Zelle auf und sah mich streng an.

„Wird's bald?", gab er pampig von sich und legte mir Handschellen an. Ich fühlte mich so, als hätte ich gerade ein Amoklauf hinter mich gebracht. Hinter mir fiel die Zellentür wieder ins Schloss. Ein anderer Polizist holte meinen Vater aus seiner Zelle, welche er sich mit Bryan teilte und ging dann mit ihm vor, an den anderen Members vorbei in Richtung Ausgang.

„Scheint ein Freund von Ihnen zu sein", kommentierte der Polizist hinter Dad unseren Besuch, als wir uns dem Besucherraum näherten. Dad spannte seine Kiefermuskeln sichtlich an und schaute mit finsterem Blick auf den Fußboden vor sich. Er wollte nicht mit dem Polizisten reden, dass sah man deutlich.

„Da drüben", meinte der Polizist zu mir, welcher die ganze Zeit neben mir gegangen war, und zeigte auf einen freien Tisch. Dad rempelte mich leicht an, um mir klar zu machen, dass ich zu dem Tisch gehen sollte. Durch eine Hochsicherheitstür wurde Thomas reingelassen. Zielstrebig kam er auf uns zu, schüttelte heiser auflachend den Kopf und setzte sich uns gegenüber. Kurz sah er sich in dem gut gefüllten Besucherraum um.

„Sprich. Die Besucherzeiten sind kurz hier", forderte mein Vater ihn schlussendlich zum Reden auf.

„Vater, Sohn und Tochter zusammen in Knast. Ein Bild für die Götter", gab Thomas kopfschüttelnd von sich.

„Warum bist du hier?", wollte Dad mit distanzierter Tonlage wissen. Hier im Gefängnis war er ein anderer Mensch. Es war richtig beängstigend.

„Grace hat Wind davon bekommen. Sie war an der Werkstatt, ist vollkommen ausgerastet, hat mit Werkzeug auf einen der Vans eingeschlagen und gemeint, sie holt Eleanor nach San Francisco", begann Thomas seufzend.

„Das kann sie schön vergessen", erwiderte Dad monoton und biss die Zähne aufeinander. Thomas sah mich fragend an, doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Die Entscheidung kommt zu spät", murmelte ich vor mich hin. Thomas nickte zufrieden, lehnte sich dann auf dem Tisch ab und atmete tief ein.

„Darum bin ich aber nicht hier", meinte er leise. Dad sah ihn skeptisch an.

„Es steht fest, was mit euch passieren soll", erklärte er so, dass niemand es mitbekam. Dad lehnte sich ebenfalls nach vorne und hörte interessiert zu. Kurz sah er mich von der Seite an, um mir klar zu machen, dass ich mich nicht auffällig verhalten sollte.

„Sie packen euch alle in einen Zug und verlegen euch ins Folsom State Prison", kam es schlussendlich von Thomas.

„Stehen die Haftstrafen fest?", hakte mein Vater nach. Thomas schüttelte den Kopf.

„Für die Mädchen wird's nicht ganz so lang werden", entgegnete er nur.

„Welche Mädchen?", fragte Dad und sah ihn prüfend an.

„Unsere drei Bar-Mädchen fahren gar nicht mit. Die werden sie die nächsten Tage freilassen. Judy und Eleanor werden mit euch mit nach Sacramento fahren, so wie es momentan aussieht", erklärte Thomas schulterzuckend. Dad sah mich an und ich erkannte sofort das Schulbewusste hinter seiner eiskalten Miene. Ich schüttelte nur minimal den Kopf.

„Mitgehangen, mitgefangen", gab ich nur leise von mir.

„Ja, das hat sich Owen auch gedacht, als er davon erfuhr, dass ihr nach Sacramento sollt", mischte Thomas sich ein. Fragend sahen Dad und ich ihn an.

„Er hat mich Absicht Scheiße gebaut, damit er mit euch mitfährt. Der Typ weiß ich einfach, dass ihr ihn dort brauchen werdet", kam es seufzend von Thomas. Dad schüttelte nachdenklich den Kopf.

„Du musst so einiges mit George und den anderen in meiner Abwesenheit weiterführen", stellte Dad murmelnd fest.

„Besucherzeit ist zu Ende!", kam es auf einmal energisch von einem Polizisten neben uns.

„Das werden wir", versicherte Thomas dem Präsidenten. Dad und ich wurden fast ein wenig grob vom Tisch weggeführt zurück zu den Zellen. Auf unserem Weg kamen wir an den ganzen Verhörräumen vorbei. Hinter einer Glasscheibe erblickte ich den Mitte zwanzig Jährigen mit all den Tattoos, den längeren braunen Haaren, welche verwüstet auf seinem Kopf lagen und dem Vollbart. Owens Gesicht sah demoliert aus, als hätte er mit voller Wucht Stöcker oder andere harte Gegenstände ins Gesicht bekommen. Dad schüttelte in Gedanken den Kopf. Kommentarlos liefen wir weiter dem einen Polizist her, gefolgt von zwei weiteren Polizisten.

„Rebellieren, dafür existieren wir", murmelte mein Dad leise. Vor der Gefängniszelle von Dad blieben wir stehen, da die Polizisten ihn zuerst zurück brachten. Als wir vor der Zelle von Maya, Hannah, Sally und mir standen, ließen sich mich jedoch nicht rein, sondern befahlen den drein rauszukommen.

„Frisch machen! Das gilt für alle. Heute Abend werden Sie alle Ihre Haftstrafe erfahren.", kam es laut von einem der Polizisten. Maya, Sally, Hannah und ich wurden zu einem Frauenbad begleitet, wo wir auf Judy trafen. Sie war nicht bei uns untergebracht, sondern bei anderen Frauen, da sie der Polizei deutlich bekannter ist, als wir vier.

„Ich hab so Angst davor", jaulte Maya leise.

„Was erwartet uns denn? Ein Frauenknast? Oder doch ein richtiger Knast und alle Prügeln sich? Auf Dauer in solchen Zellen halte ich es nicht aus", gab Hannah zu bedenken. Ich klatschte mir Wasser ins Gesicht und hörte einfach nur zu. Ich hatte ehrlich gesagt keine Meinung dazu.

„Beruhigt euch doch mal, man!", kam es auf einmal etwas lauter von Judy. Erschrocken sahen die drei sie an.

„Euch wird nichts passieren. Sie werden euch rauslassen. Ihr habt nichts aufgefressen. Ihr seid im Grunde nicht mehr als die Nutten von den Members.", beruhigte Judy die drei und klatschte sich ebenfalls Wasser ins Gesicht.

„Ach, und was bist dann du?", wollte Sally wissen und sah ein wenig beleidigt Judy provokant an. Judy zuckte mit den Schultern.

„Familie. Darum werde ich ab sofort große Schwester", erwiderte sie.

„Was meinst du damit?", wollte Maya prüfend wissen

„Glaub ja nicht dass das Leben im Knast einfach ist. Auch nicht im Frauenknast, und Elo lass ich den Weg nicht allein gehen", erklärte sie.

„Du meinst Elo muss ebenfalls in den Knast?", wollte Hannah erschrocken wissen. Judy sah mich an. Ihre Blicke lagen auf mir und sie nickte leicht.

„Als Tochter des Präsidenten kannst du wohl davon ausgehen", entgegnete sie

O U T L A WWhere stories live. Discover now