„Ich bin nicht alleine"

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„Ey", kam es laut von Tyler über die Country Musik hinweg. Augenblicklich lag die Aufmerksamkeit der Members im Clubhaus auf ihm.

„Die im 181-East brauchen ne Ladung an Zeugs. So schnell wie möglich", meinte er und sah abwartend in die Runde

„Und was ist noch", hakte Owen nach, der scheinbar bemerkt hatte, dass noch was ein Problem darstellte.

„Im 181-North gibt es Probleme mit so ein paar Leuten die meinen, dass sie das Gesetz vertreten würden", formuliere Tyler es aus.

„Die Scheiß Leute, die sich Agenten nennen", platzte es aus Dad raus. Er sah sich kurz im Clubhaus um.

„Jayden, Evan, ihr fahrt mit Elo zum East. Damian, Tyler, Owen, Bryan und Scott fahren mit mir zum North. Ty, du findest heraus was für Agenten das sind", meinte Dad und sah den Ende zwanzigjährigen Ernst an. Dieser nickte verstehend.

„Der Rest teilt sich irgendwie auf und fährt durch Ontario Kontrolle. Ich will nicht, dass irgendwelche Devils noch in der Stadt sind und davon Wind bekommen", ordnete er an und klopfte mit der Faust auf den Tisch. Alle erhoben sich und taten das, was er uns zugeteilt hatte. Gemeinsam mit Jayden und Evan lud ich den Van voll, mit welchem wir zum East fahren würden, eines der beiden Bordelle von den Rebel Ridern. Damian würde mit den anderen zum zweiten Bordell fahren und die Sache dort klären. Wir hatten definitiv die dankbarere Aufgabe, denn sich mit den Agenten auseinanderzusetzen ist wie, als wenn man nett zu seinem Mörder sein musste. Diese Agenten wurden eingesetzt, um uns als MC zu schaden und wohlmöglich aus der Welt zu schaffen.

„Einsteigen. Kommt schon", kam es fast ein wenig hektisch von Evan. Jayden ließ Niner in den Van springen und nahm dann hinten im Laderaum platzt. Ich durfte diesmal vorne sitzen, da ich den Weg zum 181-East als letztes gefahren war und wusste, wo wir wegen Baustellen nicht durch kamen. Als wir am Bordell ankamen, hielt Evan seitliche in der dunklen Gassen neben dem Gebäude und wir trugen die Kisten durch den Hintereingang in die Abstellkammer. Im Schutz der Dunkelheit konnten wir unbemerkt unserer Arbeit nachgehen.

„Okay gut, das war's soweit. Lass uns nochmal reingehen und gucken ob alles in Ordnung ist", gab Jayden schwer ausatmend von sich, als die letzte Kiste ins Regal gestapelt wurde.

„Sonst lass uns drinnen rumgehen, dann bekommen wir mit, wenn was in den hinteren Räumen falsch läuft.", schlug Evan vor. Jayden nickte zustimmend.

„Würdest du den Van nach vorne fahren und dort parken?", richtete er nun an mich. Ich nahm ihm den Schlüssel ab und nickte.

„Ich muss Niner eh noch rausholen", erwiderte ich und verließ die Abstellkammer. Ich ging durch die Dunkelheit zum Van, stieg ein und fuhr ihn aus dem Schutz der dunklen Gasse auf den Parkplatz des Bordells, welcher in der Dunkelheit schwach beleuchtet wurde. Durch die Schiebetür ließ ich meinen Hund aussteigen und ging mit ihm an der Leine zum Eingang. Im Empfangsbereich löste ich die Leine und Niner begrüßte freudig einige der Frauen, die hier arbeiteten. Es war einiges an Kundschaft da und kurz darauf hörte ich einen lauten Jayden, welcher wütend jemanden beschimpfte. Kurz darauf kam er um die Ecke, schlug einem Mann ins Gesicht und warf ihm aus dem Bordell.

„Das tut man nicht mit unseren Frauen!", brüllte der Mitte zwanzigjährige dem, sichtlich erschrockenen Mann hinterher und machte kehrt, um zurück in das Bordell zukehren. Als er reinkam, sahen die anderen Frauen ihn an, als sei er ein Held. Jayden jedoch wirkte nur ziemlich genervt.

„Kümmert euch um sie", gab er herablassend von sich und nickte in Richtung der einen Frau, welche weinend aus einem der Zimmer kam. Ihr Kunde hatte sie scheinbar ins Gesicht geschlagen. Die anderen Frauen eilten behilflich zu der Verletzen und das übliche Drama wurde abgezogen. Ich sah Jayden nur Augenrollend an und er wollte irgendwas sagen, doch ich schüttelte nur den Kopf und ging nach draußen. Ich hasste das Nachtleben, welches der Club auf diese Weise förderte. Alleine stellte ich mich in die Dunkelheit vor das Bordell und zündete mir eine Zigarette an. Sünde. Seit 4 Jahren war Ryan nun tot und seit 4 Jahren rauchte ich. Ich war ja fast so schlimm wie die anderen Members des MC's. Keine Ahnung warum überhaupt alle im MC rauchten. Größtenteils taten es nur die Männer. Die drei Mädchen, welche auch im Clubhaus wohnten, rauchten gar nicht. Die Frauen nur zum Teil. Judy und ich waren die, die am meisten rauchten. Zumindest direkt nach den Männern. Es hatte glaube ich etwas mit Gemeinschaftsgefühl zu tun. Jedenfalls konnte ich es mir nur so erklären. Schließlich hatte ich damals auch nur geraucht, als ich mit Ryan zusammen war. Es war unser Ding. Und wie jedes Mal, wenn ich mir eine Zigarette anzündete, war da dieser kurze Gedanke an Ryan. Nach all den Jahren war es noch immer, der in meinem Kopf umher schwirrte. Auch wenn er in eine sehr weit entfernte Ecke meines Kopfes entschwunden ist. Er war es immer und wird es immer sein, der mich verändert hat. Er hat meine Veränderung nie gesehen, denn erst sein Tod hat mich geändert.

O U T L A WWo Geschichten leben. Entdecke jetzt