„Du bist mein Vater. Ich brauch dich"

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Nervös lief Dad auf und ab. Immer wieder schüttelte er in Gedanken den Kopf. Auf einmal blieb er stehen und sah mich an.

„Ich bringe diesen scheiß Deal zu Ende, sack' die Kohle ein und verlasse den Kontinent", platzte es aus ihm raus.

„Warum?", entgegnete ich verwundert und sah ihn fragend an.

„Eleanor. Ich bin der meist gesuchteste Mann des Westens von der USA. Denkst du ich habe hier nur ansatzweise die Chance ein Leben zu leben? Ich kann nicht einmal einkaufen gehen, um mich zu versorgen.", erwiderte er gefrustet und lehnte sich gegens Auto. Seufzend hockte ich mich hin und fragend tat er es ebenfalls.

„Gib mal deine Hand", meinte ich und sah ihn abwartend an. Skeptisch hielt Dad mir seine Hand geöffnet hin. Ich nahm eine Handvoll Sand und ließ ihn in seine Handfläche rieseln.

„Das ist der Sand auf welchem das Haus stand, in welchem du geboren wurdest. Mit diesem Sand wurdest du groß und mit ihm lebst du noch heute. Man sagt, der Sand ist zu dreckig wie die Geschäfte und das Zusammenleben auf ihm. Du bist hier geboren, du wirst hier sterben. Das weißt du, das weiß ich, das wissen die Members. Du wirst nie diesen Kontinent verlassen, weil du den Club nie verlassen wirst. Du wirst genau, wie all die anderen, für den Club sterben. Du schließt den Deal ab, tust dem Club damit etwas Gutes und lebst vielleicht noch einige Jahre glücklich mit dem Club. Vielleicht erschießen sie dich auch kurz danach. Wer weiß schon wie er sterben wird? Das interessiert doch eh niemand. Fakt ist, irgendwann wirst du sterben, aber du wirst es tun und uns verlassen mit der Tatsache, dass du viel geschaffen hast für den Club in den ganzen Jahren. Wenn du ehrlich bist, dann willst du kein Versteckspiel. Du willst das, was alle Rebel Rider wollen. Diese drei magischen Wörter, eingeritzt in den Granit des Grabsteins", gab ich nachdenklich von mir. Dad setzte sich in den Dreck, lehnte sich gegen das Auto und nickte leicht.

„Tod oder Freiheit", erwiderte er und sah verträumt vor sich hin.

„Hast du Angst vor dem Sterben?", wollte ich von meinem Dad wissen. Er verzog leicht die Mundwinkel und schüttelte den Kopf.

„Nein.", erwiderte er, „eher Angst davor, Damians Sohn, und irgendwann mal deine Kinder, nicht aufwachsen zu sehen"

„Dir liegt so viel daran?", fragte ich erstaunt nach.

„Ja. Ich will dass ihr das Glück habt, welches ich nie hatte. Einfach sich komplett für eine Seite zu entscheiden. Entweder nur der MC und gar nicht der MC, aber nicht so ein Mittelding wie bei Grace und mir. Das tut der Familie nicht gut", entgegnete er.

„Ja, das stimmt. Das ganze Verheimlichen ist nicht gesund für ein gutes Leben", stimmte ich ihm zu. Dad sah mich von der Seite an und schien nachzudenken.

„Ehrlich gesagt", begann er zögernd, „wünschte ich, du würdest deine Kinder nicht im MC großziehen. Der Club macht alles kaputt. Er zerstört Familien, tötet Menschen, führt Krieg, hat illegale oder nicht ganz reine Geschäfte, die Members sitzen ständig im Knast, Gewalt ist Alltag und die allgemeine Bildung bleibt auf der Strecke. Der MC ist kein guter Ort für Kinder. Und auch nicht für junge Menschen wie dich und dein Bruder, die ihr ganzes Leben noch vor sich haben und was von der Welt sehen wollen. Ihr seid ebenso Kriminelle, wie wir alten Members. Euer Leben ist komplett eingeschränkt dadurch"

„Wann hast du eigentlich angefangen, den MC so in Frage zu stellen?", wollte ich kopfschüttelnd wissen. Dad holte tief Luft und sah über die vertrockneten Wiesen, wie sie da in der Hitze lagen.

„Als mein bester Freund ermordet wurde", entgegnete er nur.

„Bryans Tod hat das mit dir gemacht, was Ryans Tod mit mir gemacht hat", stellte ich fest. Dad nickte stumm.

O U T L A WDonde viven las historias. Descúbrelo ahora